Kampf um die Lizenz: Der Endspurt läuft
Am heutigen Dienstag um 17 Uhr endet die Frist zur Erfüllung der Lizenzbedingungen des DFB. Danach wird der Verband "spätestens bis zum 15. Juni" entscheiden, ob allen Vereinen die Lizenz für die nächste Spielzeit erteilt wird. liga3-online.de gibt einen Überblick über die Wackelkandidaten:
MSV Duisburg: 200.000 Euro fehlten
Seit dem Lizenzentzug vor sechs Jahren wird den Meiderichern bei jeder Lizenzierung flau in der Magengegend – insbesondere, wenn man gerade aus der 2. Bundesliga in die Drittklassigkeit abgestiegen ist. Oft genug wurde von Verantwortlichen des Vereins betont, dass die 3. Liga das finanzielle Grab für die Zebras sei und daher wundert es niemanden, wenn in Duisburg jeder Cent zweimal umgedreht werden muss. Eine Finanzlücke von über drei Millionen Euro klaffte beim Klub aus dem Ruhrgebiet, mittlerweile befindet sich der MSV aber auf der Zielgeraden.
Möglich macht das unter anderem eine einmalige Zahlung in Höhe von einer Million Euro durch die Stadt Duisburg, sodass sich die Stadionmiete im kommenden Jahr von 600.000 Euro auf 50.000 Euro verringern wird. Auslaufende Verträge in der Geschäftsstelle wurden nicht verlängert, gut bezahlte Profis verließen den Verein bereits. Ziel der Duisburger ist es, die Lizenzunterlagen bereits am heutigen Montag beim DFB einzureichen, eine fehlende Summe von 200.000 Euro soll am Wochenende erbracht worden sein. Derweil plant der MSV ein Benefizspiel gegen den FC Schalke 04.
1. FC Kaiserslautern: Rettung dank Becca
Eine Achterbahnfahrt machten die Fans der Roten Teufel in den vergangenen Wochen mit, stets kam und ging die Hoffnung mit Investor Flavio Becca. Nach langem Hin und Her ist der Einstieg des Luxemburgers mittlerweile in trockenen Tüchern, daher sollte auch die Lizenzierung der Lautrer kein Problem mehr darstellen. Insgesamt hatte der 1. FCK über mehrere Möglichkeiten den Weg aus der finanziellen Misere gesucht – eine neue Betze-Anleihe, ein Crowdlending und letztlich das Investment von Becca tragen dazu bei, dass der Klub wieder auf sicheren Beinen steht.
Das soll sich auch in Zukunft nicht mehr ändern, Investor Becca strebt bereits eine Rückkehr in die Bundesliga an und wird dem Verein dafür neben 2,6-Millionen-Soforthilfe in den nächsten fünf Jahren ganze 25 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Ein Entzug der Lizenz ist kaum vorstellbar. Am Montagabend erhielt der FCK nach Angaben der "Rheinpfalz" bereits eine positive Rückmeldung seitens des DFB.
KFC Uerdingen: Ponomarev entscheidet
Beim Drittliga-Aufsteiger der vergangenen Saison steht und fällt alles mit Präsident und Investor Mikhail Ponomarev. Berichte über das Ein- und Ausgehen von Gerichtsvollziehern gehören mittlerweile zur Tagesordnung, rund 30 juristische Streitfälle soll es in den letzten Monaten gegeben haben. Außerdem wird die Thematik rund um das Grotenburg-Stadion immer wieder verschärft, inzwischen hat der Stadtrat in Krefeld allerdings eingelenkt und seine Unterstützung in die Renovierung der KFC-Heimstätte zugesagt.
Hinzu kommt, dass Ponomarev sich mittlerweile auch mit einem Einstieg beim niederländischen Zweitligisten Roda JC Kerkrade bemüht haben, die UEFA allerdings ihr Veto wegen seines Investments in Krefeld eingelegt haben soll. Zuletzt berichtet die "Rheinische Post" darüber, dass der russische Investor noch rund eine Million Euro beim DFB für die KFC-Lizenz hinterlegen muss – was einzig in der Hand des Klub-Chefs liegt.
FC Carl Zeiss Jena: Hilfe von Duchâtelet
Bereits in den vergangenen Jahren war die Lizenzierung auch für den FCC ein Kraftakt, der meist nur mit der Hilfe von Investor Roland Duchâtelet gemeistert werden konnte. Auch dieses Mal wird die Hilfe des Belgiers, der den Thüringern bereits Darlehen in Höhe von vier Millionen Euro erließ, wieder nötig sein – so berichtet die "Thüringer Allgemeine". Grund dafür sind in erster Linie die Sponsorenverträge, mit denen Jena im vergangenen Jahr nur zwei Millionen Euro erwirtschaften konnten und damit unter dem Liga-Durchschnitt von drei Millionen liegt. Hinzu kommt, dass eine Verlängerung mit Trikotsponsor "sunmaker" ungewiss ist – der Wettanbieter stieg zuletzt beim Halleschen FC und dem SC Preußen Münster ein, mit Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg bestanden schon vorher Verträge. Insgesamt soll sich die mutmaßliche Finanzlücke bei den Thüringern zuletzt 1,5 Millionen Euro betragen haben.
"Es war ein Kraftakt, aber wir können überpünktlich unsere Unterlagen beim DFB abgeben", so FCC-Geschäftsführer Chris Förster in der "Bild". Am Montagabend seien die letzten Unterlagen beim Wirtschaftsprüfer kontrolliert worden. Laut Förster sei mit nahezu allen existierenden Bestandssponsoren eine Vereinbarung für die neue Saison getroffen worden, darüber hinaus sei es gelungen, einige neue dazu zugewinnen. "Investor Roland Duchâtelet hat uns außerdem ein Darlehen gegeben. Das wird dazu beitragen, dass wir die Lizenz erhalten können."
Chemnitzer FC: Auflagen wohl erfüllt
Die Unterlagen des Aufsteigers der Regionalliga Nordost sollen bereits beim Wirtschaftsprüfer liegen, auf dem Papier habe der Klub aus der Karl-Marx-Stadt alle Auflagen erfüllt, so Sportchef Thomas Sobotzik. Trotz laufendem Insolvenzverfahren gegen den Verein stehen die Chancen damit nicht schlecht, dass der von Insolvenzverwalter Klaus Siemon geleitete Klub die finanzielle Herausforderung der 3. Liga bewältigen kann. Ein Nachweis von zusätzlichen Werbeeinnahmen soll zuletzt gefehlt haben, sei inzwischen aber nachgewiesen worden.
Zuletzt sollen Investoren, Partner und Sponsoren kurzzeitig irritiert gewesen seien, weil beim CFC ein Notvorstand bestellt worden war – ein drohender Machtkampf wurde laut "MDR" zurückgewiesen, die Einberufung zweier Notvorstände durch das Amtsgericht sei aus "Personalmangel" erfolgt. Nach diversen Rücktritten in den Führungsetagen waren Vorstand und Aufsichtsrat schlicht nicht mehr handlungsfähig, dadurch soll es allerdings nicht weiter zu finanziellen Einschränkungen gekommen sein.
Weitere Vereine mit Bedingungen
Die "Lizenz mit Bedingung" erhielten zudem der FSV Zwickau, Eintracht Braunschweig, der TSV 1860 München und Preußen Münster. Die Zwickauer reichten gegen "ambitionierte" Forderungen des DFB eine Beschwerde ein und gaben sich zuversichtlich, die Nachweise von neuen liquiden Mitteln erbringen zu können. Auch in Braunschweig wurde niemand überrascht, die Benachrichtigung des DFB soll in einem zu erwartenden Rahmen gewesen sein. Anders sieht es beim TSV 1860 München aus, der in der kommenden Spielzeit einen Sparkurs anstrebt. Investor Hasan Ismaik und Hauptsponsor "Die Bayrische" haben den Münchener Löwen aber bereits ein Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro zugesagt, sodass die geforderten Bedingungen gedeckt sein sollten. Preußen Münster musste für die Lizenz noch Sponsoren-Verträge nachweisen.
Sollte ein Verein, abgesehen von den Aufsteigern aus der Regionalliga, keine Lizenz erhalten, würde Energie Cottbus in der Liga bleiben. Wird einem Aufsteiger aus der 4. Liga die Zulassung verweigert, rückt der nächste aufstiegsberechtigte Verein aus der jeweiligen Liga nach. Für Bayern II würde mit dem VfL Wolfsburg II der Verlierer der Aufstiegsspiele nachrücken. Sollte auch dieser keine Zulassung erhalten, würde wiederum Energie profitieren. Bis zum 15. Juni soll die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Lizenzen fallen, in der jüngeren Vergangenheit war der Prozess aber bereits nach etwas mehr als einer Woche abgeschlossen.