Kommentar: Wie der Frust nach dem Pokal-Aus zu Mut wird

Am Ende waren der Hamburger SV und der 1. FC Nürnberg dann doch eine Nummer zu groß. Entsprechend mussten auch die letzten beiden verbliebenen Drittligisten im DFB-Pokal die Segel streichen. Weder Hansa Rostock noch Wehen Wiesbaden gingen dabei jedoch unter, verabschiedeten sich vielmehr erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb. Nach der Bewältigung des Frustes werden beide Mannschaften mit einer gewissen Portion Stolz auf ihre Leistungen zurückschauen können – und diesen möglicherweise sogar in Punkte umwandeln. Ein Kommentar.

Auf den Schmerz folgt der Stolz

Eines gilt im Fußball wohl von der untersten bis in die höchste Spielklasse: Kurz nach einer bitteren Niederlage möchte kein Spieler etwas von Zufriedenheit oder gar Stolz hören. Zu tief sitzt der Schmerz, zu sehr frustet womöglich die Erinnerung an eine vergebene Chance. Zu beobachten etwa bei Hansa Rostocks Julian Riedel, der nach dem Pokal-Aus gegen Nürnberg Tränen in den Augen hatte. Und doch gibt es sie: Die Niederlagen, die etwas Positives bewirken können. Und zwar, indem nach der größten Enttäuschung allmählich deutlich wird, wie groß die Leistung trotz der Pleite gewesen ist.

Der SV Wehen Wiesbaden und der F.C. Hansa Rostock mussten in der zweiten Runde des DFB-Pokals eine solch schmerzhafte Niederlage hinnehmen. Wiesbaden schied trotz größerer Spielanteile gegen den Hamburger SV aus, Rostock hatte Bundesligist Nürnberg fast schon ausgeschaltet, zog letztlich jedoch im Elfmeterschießen den Kürzeren. Fraglos befinden sich die Akteure beider Mannschaften noch im Stadium des Frustes. Doch am Ende wäre es ein Fehler, die positiven Aspekte aus den Pokal-Auftritten nicht für sich zu nutzen – denn diese überwiegen die negativen bei Weitem.

Ein Schub in Richtung Aufstieg

Eigentlich genügt bereits ein Blick auf die erste Pokal-Runde, um sich die Größe der Leistungen beider Drittligisten zu vergegenwärtigen: Der SVWW setzte sich gegen den Zweitligisten St. Pauli durch, Rostock ließ im heimischen Ostseestadion gar Bundesligist VfB Stuttgart abblitzen. Nach den nun erneut starken Auftritten wird deutlich, dass beide Teams mehr als nur konkurrenzfähig sind. Kommen Rostock und Wiesbaden ins Rollen, sind gar Siege gegen die Größen des deutschen Profifußballs möglich. Daraus sollten und werden Hansa-Übungsleiter Pavel Dotchev sowie Wiesbadens Trainer Rüdiger Rehm ihre Schlüsse ziehen. So können die Pokal-Auftritte durchaus einen Schub für den Aufstiegskampf in der 3. Liga geben. In diesem sind beide Teams nach wie vor gut im Rennen, liegen nur knapp hinter dem Relegationsrang.

Ein Drittliga-Spiel ist zwar nicht mit einer Pokal-Partie gegen einen Bundesligisten gleichzusetzen. Doch gerade an der Spitze des Haifischbeckens 3. Liga spielt die Mentalität eine nicht zu unterschätzende Rolle – auch hier ist der Druck enorm. Schaffen es Hansa und der SVWW also den Frust in Stolz und Mut umzuwandeln, kann dies durchaus Auftrieb für den Kampf um die Spitzenplätze geben. Und sollte am Ende tatsächlich einer dieser erreicht werden, waren auch die Tränen Julian Riedels nicht umsonst.

   
Back to top button