Fünf Gründe für die Krise beim F.C. Hansa Rostock
Fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen, in der Tabelle auf Rang 13 abgerutscht und schon sieben Punkte hinter dem Relegationsplatz: Kurz vor Weihnachten lässt sich die Krise beim F.C. Hansa Rostock nicht mehr von der Hand weisen. liga3-online.de nennt fünf Gründe, warum es bei der Kogge derzeit nicht läuft.
Grund 1: Verletzung von Bülow
Schon der Saisonstart war der Hansa-Kogge nicht gelungen, in den ersten fünf Partien hagelte drei Niederlagen und die Kritik und Sorgen wuchsen rasant. Dann aber nahm Cheftrainer Jens Härtel mit Kai Bülow einen erfahrenen Mann ins Mittelfeld, der das Spiel der Rostocker auf Anhieb sortieren konnte – starke 1,69 Punkte pro Spiel fuhren die Ostseestädter in Partien mit Bülows Beteiligung ein, hochgerechnet ergäbe das einen Punktestand von 32 Zählern.
Doch ein Innenbandriss im Knie warf Bülow zurück, die Stabilität im Mittelfeld bröckelte. Das liegt auch daran, dass mit Nicolas Nartey gleichzeitig ein Ersatzmann ebenfalls verletzt ausfällt und Tanju Öztürk eine vergleichsweise schwache Saison spielt. Auch die offensiveren Kräfte, Mirnes Pepic und Korbinian Vollmann, können die Lücke nicht schließen. Insgesamt steht Rostock im letzten Spiel des Kalenderjahres vor einer größeren Verletzungsmisere.
Grund 2: Löchrige Abwehr
Obwohl der Saisonstart bei den Rostockern sicherlich nicht zu den besseren gehörte, kassierten die Hanseaten – auch in der Zeit der Niederlagen – kaum Gegentore. Bis zum 13. Spieltag lag der Schnitt immerhin nur bei 1,07 Treffern pro Partie, was insgesamt bis zu diesem Zeitpunkt zu den besseren Defensiven der Liga zählte. Dann aber kam die 1:3-Niederlage in Jena, gleichbedeutend mit dem ersten Sieg für den abgeschlagenen Tabellenletzten.
Ein Bruch ging seither durch die Abwehrreihe des F.C. Hansa, denn in den folgenden sechs Partien kassierten die Rostocker gleich 13 weitere Gegentreffer – 2,1 Tore pro Spiel! Individuelle Fehler und schwaches Standardverhalten begünstigten das Toreschießen für die Kontrahenten, wie es auch der KFC Uerdingen mit zwei Toren nach Freistößen demonstrierte. Auch die Hereinnahmen der lange verletzten Nico Rieble und Julian Riedel konnten die Gegentorflut nicht stoppen, die Suche nach einer Lösung hängt aber auch mit der Personalnot im Mittelfeld zusammen.
Grund 3: Harmlose Offensive
Trifft Pascal Breier nicht, ist bei den Hanseaten in der Offensive bereits Not am Mann. Acht Tore steuerte der Stürmer in der laufenden Saison zu den insgesamt nur 22 Treffern der Rostocker bei – lediglich die beiden Schlusslichter aus Großaspach (20) und Jena (19) erzielten weniger Tore. Und selbst Breier ist bei den Fans umstritten, allerdings alternativlos. Weder Marco Königs, noch John Verhoek gelang in dieser Spielzeit ein Treffer und der Niederländer rennt dabei gar einer 19-monatigen Torflaute in der Liga hinterher.
Nachlegen konnte Trainer Jens Härtel von der Bank ohnehin noch nicht, den Rostockern gelang in der gesamten Hinrunde kein einziges Joker-Tor. In dieser Hinsicht muss der Coach schnell Lösungen finden, denn von alleine regelt sich das Problem nicht: In den letzten sechs Partien gelangen nur noch fünf Tore, die Bilanz tendiert aktuell immer weiter in den Keller.
Grund 4: Führungsspieler fehlen
Die Frage ist: Wer nimmt beim F.C. Hansa das Heft in die Hand? Kapitän Julian Riedel war lange verletzt und kommt derzeit in eine verunsicherte Mannschaft hinein, eine leichte Aufgabe ist das für den Innenverteidiger nicht. Hinten drin fällt nur Torhüter Markus Kolke auf – er kann konstante Leistungen abrufen und sich als Lautsprecher bemerkbar machen. Bei den erfahrenen Verhoek, Öztürk, Ahlschwede oder Omladic sind beide Aspekte zu inkonstant oder nicht vorhanden.
Innenverteidiger Adam Straith, der als Nachfolger von Oliver Hüsing geholt wurde, spielt derweil überhaupt keine Rolle mehr. Auch hier macht sich das Fehlen der defensiven Stabilität aus dem Mittelfeld bemerkbar, weil auch Bülow als Führungsspieler vorangehen konnte. Ein Aufbäumen nach Rückschlägen ist derzeit bei den Rostockern nicht zu erkennen. Kaum verwunderlich ist es daher, dass das Team von Trainer Jens Härtel nach Rückständen erst einen einzigen Zähler holen konnte. Das allein liegt aber nicht an der Verletzungsmisere.
Grund 5: Auswärts schwach
Zuhause kann sich die Leistung der Hansa-Kogge sehen lassen, mit 17 erzielten Punkten steht der F.C. auf dem dritten Rang hinter Duisburg und Ingolstadt. Dieselbe Leistung können die Profis von der Ostsee auf fremdem Plätzen allerdings nicht abrufen – obwohl die mitgereisten Hansa-Fans die Partien oft zu Heimspielen machen.
Auswärts steht die Kogge mit acht Punkten unter dem Strich, kein Team ist harmloser (acht Tore) in der Ferne. Das reichte zwar immerhin zu zwei Siegen, für die Ambitionen der Hanseaten ist dies aber deutlich zu wenig. Bezeichnend: Bei drei der fünf heimschwächsten Teams (Uerdingen, Mannheim, Jena) konnten die Rostocker selbst nur einen Punkt sammeln. Und auch das Spiel zum Jahresabschluss birgt wenig Hoffnung, denn auch die Viktoria aus Köln gilt nicht nicht sonderlich heimstark – für den FCH kein gutes Omen.