Leserbrief: SCP-Fans machen sich Sorgen über weitere Saison

Dass bei den Preußen aus Münster der Wurm drin ist, berichteten wir bereits. Die Punkteausbete aus den vergangenen sieben Partien ist überschaubar: Von 21 möglichen Punkten konnte der SCP lediglich sechs holen. Zuletzt verlor der Aufstiegsaspirant sang- und klanglos gegen den Halleschen FC  und auch gegen Teams aus den Niederungen der 3. Liga, Großaspach und Mainz, rettete sich das Team von Ralf Loose nur zu einem Unentschieden. Den Aufstiegsplatz, den man ununterbrochen zehn Spieltage lang belegte, verlor der SCP nach der 1:3-Pleite gegen Holstein Kiel. Und noch bitterer: Der Abstand auf den Relegationsplatz ist mittlerweile auf vier Punkte angewachsen.

Auch die Fans, denen der Verein, ihr Verein, so sehr ans Herz gewachsen ist, sind besorgt und machen sich Gedanken. Uns erreichte ein Brief von Thorsten Dorn, der mit sechs Jahren das erste Mal seine Adlerträger im Stadion spielen sah. Im folgenden drucken wir den Leserbrief im Wortlauf ab:

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An den geilsten Club der Welt,

ich möchte heute mal was über unsere Preußen und mein Leben rund um das Wohnzimmer loswerden. Ich bin geboren in Landkreis Osnabrück, lebe aber seit meiner Geburt in Münster. Für mich kommt nur der SC Preußen 06 e.V. Münster in Frage. Das erste Mal war ich mit sechs Jahren auf Preußen – das ist jetzt fast 41 Jahre her. Der SCP steht für mich an erster Stelle und wird es auch bleiben, egal wie und wo gespielt wird. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Spieler und Vorstände kommen und gehen sehen. Im Stadion habe ich nie bewusst den Kontakt mit anderen Fans gesucht, da ich nur meine Preußen kämpfen und siegen sehen wollte. Dann kam der Umbruch. Ich habe 2001 geheiratet und im selben Jahr kam mein erster Sohn zur Welt. Für mich stand fest: der Junge kommt mit auf Preußen. Aus einem Jungen wurden im Laufe der Zeit drei Buben. Es war eine bittere Zeit ohne meine Preußen, da ich beschlossen hatte, erst wieder ins Stadion zu gehen, wenn auch meine Söhne dafür bereit sind.

Das war dann in der Saison 2012/2013 soweit – mein Jüngster war gerade 4 Jahre alt. Er hat sich im Laufe der Jahre zu einem echten Preußen entwickelt. Für meinen Jüngsten und mich gibt es nur den SCP. Seit wir als Familie ins Stadion und zum Training gehen, sind mir auch die Namen der Spieler und des Vorstandes geläufig, die ich mir früher nie merken konnte. Freundschaften haben sich gebildet, die über den Stadionbesuch hinausgehen. Wir haben viel erlebt und viel gesehen, positiv wie negativ und dennoch gehört mein Herz dem SCP.

Aus dem aktuellen Kader habe ich viele Spieler als Menschen und Typen kennen- und schätzengelernt. Ich weiß auch, dass jeder der auf dem Platz steht, auch spielen kann. Aktuell brennt mir das Spiel gegen Halle auf der Seele. Vor ein paar Wochen haben viele noch gesagt: wir steigen auf. Ich aber war und bin Realist und habe gesagt, dass es Momentaufnahmen sind. Erst nach Unterhaching werden wir sehen, wo der Weg hinführt. Klar, insgeheim habe auch ich von einem Aufstieg geträumt… Nun zu Halle und den vergangenen drei Spielen. Wie es weitergehen soll, weiß ich nicht. Nur eines steht fest: Einen gestandenen Trainer wie Ralf Loose bringt nach außen so schnell nichts aus der Ruhe. Im Inneren brodelt es sicherlich auch in ihm gewaltig. Fakt ist: Im Winter wünschte er sich Verstärkung für die Defensive und für den Sturm. Was geschah? Wenig bis Nichts… Getreu dem Motto: Wer "Nichts" macht, macht auch "Nichts" falsch. Aber: Wer etwas erreichen will, muss auch investieren. Die Leistung der Mannschaft kann man in Frage stellen, muss dies aber zwangsläufig nicht. Ein Team mit einem so hohen Durchschnittsalter hat sich im Laufe dieser Saison durchaus gut verkauft. Es fehlen jedoch neue, junge, hungrige Spieler, die ihre eigenen Ideen auf den Platz bringen. Wir haben einen! Emil Atlason. Der Junge ist vielleicht noch nicht der sicherste, aber er ist wild und brennt darauf, auf dem Platz alles zu geben. Warum bekommt er keine Chance?

Das Spiel in Halle wollte ich mir im Kreise meiner Familie zu Hause ansehen, aber mein Arbeitgeber hatte etwas dagegen. Das war insofern nicht schlimm, da ich die Fans der Linie 1906 nach Halle fahren konnte. Das Live-Spiel vor Ort sollte dann das Schmankerl für mich sein. Unsere zahlreichen Fans gaben alles. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich mir das Video der Choreo ansehe. Das war es dann aber auch mit Gänsehaut. Das Spiel war mit Verlaub: Zum Kotzen. Einen Rauswurf von Loose, wie ihn einige forderten, halte ich für falsch. Die Arbeit des Vorstandes ist sicherlich zu hinterfragen und halte ich wiederum für richtig. Viele Fans redeten nach dem Spiel von einem Boykott: kein Heimspiel, kein Auswärtsbesuch. Auch das ist falsch. Es geht hier um UNSEREN Verein, einem Verein der nicht zu ersetzen ist. Unser Herz hängt am SC Preußen 06 e.V. Münster.

Auch wenn die Wut und die Enttäuschung groß sind: Dieser Verein gehört nach oben und dafür müssen alle alles geben. Ich wünsche mir, dass unsere Spieler die Möglichkeit haben, sich dies durchzulesen. Und am kommenden Samstag im Spiel gegen Chemnitz an meine Worte denken und mit Leidenschaft und Herzblut alles geben. Ich bin nicht alleine mit diesen Gedanken…

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