Lizenz für Liga 3: Mögliche Auf- und Absteiger kämpfen

Nachdem sich liga3-online.de in der letzten Woche bereits mit der Lizenzierungslage der aktuellen Drittligisten beschäftigt hat, werfen wir heute einen Blick auf die Lizenzierungslagen bei den möglichen Auf- und Absteigern in die Dritte Deutsche Fußball-Liga für die kommende Saison. Dabei fällt auf, dass vor allen Dingen die derzeitigen Zweitligisten um die Lizenz-Erteilung für die 3. Liga bangen müssen, die aktuellen Regionalligisten haben hingegen kaum Probleme, die Lizenz für die 3. Liga zu erhalten.

Am vergangenen Dienstag widmeten wir uns bereits der sportlichen Prognose für die Regionalligisten, heute werfen wir unser Augenmerk auf die wirtschaftliche Seite der Vereine. Bis zum 1. Juni 2012 müssen alle Vereine, die mit Auflagen belegt wurden, ihre Unterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichen, um bei gegebenen Umständen die abschließende Drittliga-Lizenz zu erhalten.

2. Bundesliga

Bevor wir uns der finanziellen Situation der Zweitliga-Vereine widmen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf den sportlichen Aspekt des Abstiegskampfes in der 2. Bundesliga. Fünf Vereine stecken einen Spieltag vor dem Ende der laufenden Zweitligasaison im Abstiegsstrudel, einer davon ist bereits sicher abgestiegen (Hansa Rostock). Die derzeit auf Platz 17 stehende Alemannia Aachen hat zwei Punkte Rückstand auf den auf dem Relegationsplatz (Platz 16) liegenden Karlsruher SC, könnte also, sollte der KSC am Wochenende verlieren und die Alemannia ihrerseits siegen, noch den Relegationsplatz erreichen. Der Karlsruher SC hat mit einem Sieg aber noch die Möglichkeit, die Klasse zu halten, denn Erzgebirge Aue (Platz 15) und Energie Cottbus (Platz 14) haben jeweils nur zwei Punkte Vorsprung auf den KSC, dementsprechend könnte einer der beiden ebenso gut wie Aachen oder Karlsruhe noch auf dem Relegationsplatz landen. Der letzte Spieltag der 2. Bundesliga verspricht also Spannung pur.

F.C. Hansa Rostock:
Bürgerschaft entscheidet über Zukunft des Vereins

Der F.C. Hansa Rostock steht seit dem letzten Wochenende als erster sicherer Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Die Planungen für die 3. Liga können also schon einen Spieltag vor dem Ende der laufenden Zweitligasaison beginnen – oder doch nicht? Die finanziellen Schwierigkeiten bereiten dem FCH derzeit ganz große Probleme. Hansa Rostock hat die Lizenz für die 3. Liga vom DFB unter Auflagen und Bedingungen im wirtschaftlichen Bereich erhalten, vor zwei Wochen gab sich der Vorstandsvorsitzende Bernd Hofmann noch optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese mit Hilfe unserer Gläubiger termingerecht erfüllen werden", sagte er am 19.04. auf der Vereinshomepage. Heute, zwei Wochen später, sieht es für den FCH ganz düster aus – und bald könnte aus düster sogar schwarz werden. Dem mit 16 Millionen Euro verschuldeten Verein droht die Insolvenz, sollte nicht bald etwas passieren. Wegen Fehlern in der Bilanz verurteilte der Bundesgerichtshof den Noch-Zweitligisten zu einer Steuernachzahlung von 4,5 Millionen Euro, das hatte die finanzielle Lage des Nordlichts dramatisch verschärft. In der letzten Woche entschied der Finanzausschuss der Stadt Rostock, einen geplanten "Rettungsschirm" für den F.C. Hansa Rostock nicht zu realisieren. Der Plan war, dass die Stadt dem Verein mit 750.000 Euro und einem Teilerlass der Steuerschulden (4,5 Millionen Euro) unter die Arme greift – der Finanzausschuss will aber nicht. Vorstandsvorsitzender Hofmann gegenüber dem "kicker": "Wir sind enttäuscht über die Entscheidung des Finanzausschusses, hoffen aber, dass die Rostocker Bürgerschaft zugunsten Hansa Rostocks entscheiden wird, um das Fortbestehen des Vereins zu sichern." Die Bürgerschaft ist nun also der wahrlich letzte Strohhalm für Hansa – denn diese wird nächste Woche Mittwoch (9. Mai) über den "Rettungsschirm" entscheiden und muss dabei nicht der Entscheidung des Finanzausschusses folgen – heißt also, die Entscheidung der Stadt, den "Rettungsschirm" nicht zu realisieren, hat noch keine direkte Auswirkung auf das Fortbestehen des Klubs. Wie wichtig ein "Ja" der Bürgerschaft zum "Rettungsschirm" ist, macht Hofmann gegenüber dem "kicker" klar: "Sollte die Bürgerschaft so entscheiden [wie die Stadt], wäre das das Ende von Hansa Rostock." Die Fans des F.C. Hansa Rostock kämpfen nun mit diversen Aktionen um die Stimmen der Bürger. Was aus Hansa Rostock wird, entscheidet sich also erst in der nächsten Woche.

Alemannia Aachen:
Das Stadion macht Probleme

Vor nun fast schon drei Jahren eröffnete der derzeitige Zweitligist Alemannia Aachen sein neues Stadion, den "Tivoli". Doch genau dieses "Prachtstück" in Aachen bereitet der Alemannia große Probleme in der finanziellen Leistungsfähigkeit. Bis vor kurzem musste Aachen noch 5,5 Millionen Euro pro Jahr für das Stadion abstottern, hinzu kommen noch 500.000 Euro Parkhausmiete. Für einen Drittligisten wäre das nicht zu stemmen, schon als Zweitliga-Verein hat Aachen große Probleme bei der Finanzierung. So stimmte die Stadt Aachen im März glücklicherweise einer Umstrukturierung der Stadionfinanzierung zu, nun muss Aachen, ausgenommen der Parkhausmiete und Betriebskosten, nur noch rund 2 Millionen Euro pro Jahr für das Stadion zahlen. Die Lizenzerteilung für die 3. Liga, sollte Aachen absteigen, ist dennoch nicht zu 100 Prozent gesichert, diverse Konzepte mit Gläubigern, die man schon vor nicht allzu langer Zeit vertrösten musste, müssen noch vertraglich fixiert werden.

Karlsruher SC:
Alles wie immer

Sollte der Karlsruher SC noch auf den direkten Abstiegsplatz rutschen oder in der Relegation verlieren, wäre er lizenztechnisch gerüstet. Der KSC hat die Lizenz für die 3. Liga unter "normalen Auflagen" erhalten, es steht wohl nur noch die Reduzierung des Eigenkapitalanteils an. Anders als bei den beiden eben genannten Vereinen hätte Karlsruhe bei einem sportlichen Abstieg also keine großartigen Probleme, die Lizenz zu erhalten.

Erzgebirge Aue & Energie Cottbus:
Bei "Worst Case" keine Probleme

Erzgebirge Aue und Energie Cottbus stecken jeweils noch in der unschönen Lage, noch auf den Relegationsplatz abrutschen zu können. Sollte der "Worst Case", also der am schlechtesten anzunehmende Fall, eintreten, wären aber beide Vereine finanziell gerüstet. Energie Cottbus hat die Lizenz für die 2. Bundesliga bereits ohne Auflagen erhalten, auch für die 3. Liga gibt es also wohl keine gravierenden Bedingungen. Für die 2. Bundesliga müsste Erzgebirge Aue zwar Verbesserungen im medientechnischen Bereich vornehmen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gilt aber als gegeben, auch für die 3. Liga sollten bei Erzgebirge keine Probleme auftreten.

Regionalliga Nord

In der Regionalliga Nord stehen noch drei Spiele aus, die Saison endet, wie auch in der Regionalliga West und Süd, am 19. Mai. Drei Spieltage vor dem Ende der Saison sind noch drei Teams in der Verlosung um den einzigen Aufstiegsplatz der Regionalliga Nord.

Hallescher FC:
Machbare wirtschaftliche Auflagen für Liga 3

Die besten Karten im Aufstiegskampf hat derzeit der Hallescher FC, dafür hat Halle im lizenztechnischen Bereich gegenüber der Konkurrenz aber die vergleichsweise schlechtesten Karten Die Drittliga-Lizenz wurde dem Hallescher FC vom DFB unter Auflagen erteilt, diese sind vor allem im wirtschaftlichen Bereich anzusiedeln. Genaue Summen wollte Manager Ralph Kühne zwar nicht bekanntgeben, gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" sagte er aber: "Keine Sorge, das ist alles realistisch und machbar."

Holstein Kiel:
Erfolg im DFB-Pokal ebnet Weg in Liga 3

Holstein Kiel hat eine traumhafte Pokalsaison hinter sich. Erst der alte und nun auch neue Deutsche Meister Borussia Dortmund konnte den Regionalligisten im Halbfinale des DFB-Pokals stoppen, und das hat den Holsteinern richtig Geld in die Kassen gespült. Durch die Sponsoreneinnahmen und den hohen Einnahmen aus dem DFB-Pokal hat Holstein Kiel in diesem Jahr also keinerlei Probleme, die Lizenz für die 3. Liga zu erhalten. "Bei uns gibt es weder technisch noch wirtschaftlich Probleme", sagten Geschäftsführer Wolfgang Schwenke und Manager Andreas Bornemann gegenüber der "Leipziger Volkszeitung".

Red Bull Leipzig:
Laut DFB keine Probleme bei der "50+1 Regel"

Auf die wirtschaftliche Lage muss beim Retorten-Klub Red Bull Leipzig wohl nicht genauer eingegangen werden, die Drittliga-Lizenz hat RB Leipzig natürlich ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Einzig bei der 50+1 Regel, die besagt, dass ein einzelnes Unternehmen keine Stimmenmehrheit haben darf, muss genauer hingeschaut werden. Hier sieht der DFB aber keine Schwierigkeiten. Sollte "Red Bull" den Leipzigern also doch noch Flügel verleihen, steht der 3. Liga nichts mehr im Wege.

Regionalliga West

Bei der Regionalliga West kann man sich kurz und knapp halten. Bei drei beziehungsweise zwei verbleibenden Spielen (aufgrund von 19 Mannschaften in der Regionalliga West greifen andere Regelungen, insgesamt spielt jedes Team 36 mal) kämpfen noch drei Vereine um den Aufstiegsplatz. Die Sportfreunde Lotte stehen dabei bei einem Spiel mehr als die Konkurrenz auf dem Aufstiegsplatz, wie die Lizenzierungslage bei den Sportfreunden ist, ist aber bisher noch nicht näher bekannt. liga3-online.de wird aber weiterhin versuchen, an Informationen heran zu kommen. Die beiden weiteren Teams sind Borussia Dortmund II und Borussia Mönchengladbach II. Beide hätten im Falle eines Aufstieges keine Probleme mit der Lizenzierung, schließlich gehören beide Teams jeweils einem finanzstarken Bundesligisten an.

Regionalliga Süd

Auch in der Regionalliga Süd stehen noch drei Spieltage aus, auch hier kämpfen noch drei Vereine um einen Aufstiegsplatz. Die Stuttgarter Kickers, die SG Sonnenhof Großaspach und Eintracht Frankfurt II streiten sich noch um den Aufstieg. Vorweg: Auch für Eintracht Frankfurt II würde die Lizenz-Erteilung für die 3. Liga im Falle eines Aufstieges aufgrund der Vereinszugehörigkeit (Eintracht Frankfurt spielt in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga) kein Problem darstellen.

Stuttgarter Kickers:
Keine aktuelle Wasserstandsmeldung

Im letzten Jahr mussten die Stuttgarter Kickers noch um die Regionalliga-Lizenz kämpfen, diese haben sie damals unter Auflagen bekommen, die sie rechtzeitig erfüllen konnten. Bei einem Aufstieg in die 3. Liga würde es wohl ebenfalls wieder Bedingungen seitens des DFB geben, damit die Kickers die Lizenz erhalten. Bisher gibt es aber auch von Seiten der Stuttgarter Kickers keine aktuellen Informationen zum Lizenzierungsverfahren, liga3-online.de wird sich auch hier weiterhin bemühen, an Informationen zu kommen.

SGS Großaspach:
Stadion muss drittligatauglich gemacht werden

SG Sonnenhof Großaspach. "Bitte was?"  – diese Frage stellen sich wohl viele Leser, wenn sie den Namen dieses Vereins lesen. Vor sieben Jahren kickte Großaspach noch in der Verbandsliga, nun steht der Durchmarsch in die 3. Liga bevor, denn die SGS ist noch mittendrin im Aufstiegskampf. Ein Vergleich mit der TSG 1899 Hoffenheim, heute ein gestandener Bundesligist, ist wohl kaum umkurvbar. Ulrich Ferber gilt als "Förderer ohne offizielles Amt" der SG Sonnenhof Großaspach, daher ist auch hier ein Vergleich mit der TSG zulässig. Wie weit es wohl noch gehen mag? Erstmal muss der Aufstieg in die 3. Liga gemeistert werden, lizenztechnisch stellt nur das Stadion ein Problem dar. Aber ein Problem ist in Großaspach nicht gleich ein Problem, denn das 10.000 Zuschauer fassende Stadion soll ohnehin drittligatauglich gemacht werden – ein Aufstieg in die 3. Liga wäre dabei natürlich ein netter "Nebeneffekt"…

Ein Jahr ohne finanzielle Absteiger? Wohl kaum…

Nachdem liga3-online.de nun ausführlich sowohl auf die Lizenzierungslagen der aktuellen Drittligisten, als auch auf die der möglichen zukünftigen Drittligisten eingegangen ist, lässt sich wohl folgendes Fazit ziehen: Dass die 3. Liga in diesem Jahr ohne einen finanziellen Absteiger auskommt, ist wohl mehr als fraglich. Bei den aktuellen Drittligisten gelten der VfL Osnabrück, die SpVgg. Unterhaching und der SV Babelsberg 03 als stark gefährdet. Sollten die sportlich bereits abgestiegenen Vereine Rot-Weiß Oberhausen und FC Carl Zeiss Jena die Liga aufgrund von finanziellen Abstiegen anderer Teams halten, bleibt auch bei diesen beiden Vereinen die Lizenzerteilung noch fraglich. Schauen wir auf die möglichen Absteiger aus der 2. Bundesliga, hat vor allen Dingen der F.C. Hansa Rostock ganz große Probleme, die Lizenz zu erhalten, aber auch Alemannia Aachen ist noch nicht durch. Bei den möglichen Aufsteigern aus den Regionalligen gibt es offenkundig aber keine Probleme bei der Lizenz-Erteilung. Bleibt also abzuwarten, wer in der nächsten Saison in der 3. Liga kicken wird. Sicher ist: Es werden 20 Mannschaften an den Start gehen. Versprochen.

Bei Rückfragen zu dieser Reportage zur aktuellen Lizenzierungs-Lage aller noch möglichen Auf- bzw. Absteiger in die 3. Liga senden Sie bitte eine eMail an christopher.bredow@liga3-online.de.

FOTO: Flohre Fotografie // bearbeitet

   
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