Rot-Weiß Erfurt zerstört sich Hinrunde in 90 Minuten

Selten hat ein Verein die Gelegenheit, innerhalb von nur 90 Minuten über eine positive und negative Bewertung der eigenen Hinrunden-Leistung entscheiden zu können. Erfurt hatte die Gelegenheit, mit einem Auswärtssieg bei der SG Sonnenhof Großaspach mit Winterspeck auf die Abstiegsränge in die Weihnachtspause zu gehen. Dann aber gab die Elf von Stefan Krämer das Spiel am Freitagabend selbst aus der Hand.

Eine ziemlich vermeidbare Niederlage am Freitagabend

Wohin führt die Reise von Rot-Weiß Erfurt? Diese Frage wird nicht zum ersten Mal so gestellt, aber eine Antwort darauf kann weiterhin nicht gefunden werden. Denn: Aus den Thüringern wird man im Saisonverlauf einfach nicht schlau. Klar scheint nur, dass der Zug nach oben mittlerweile abgefahren ist und die Qualität sowie die finanziellen Mittel für den Aufstiegskampf ohnehin nicht ausreichen werden – das erwartet auch kaum jemand von der Krämer-Elf. Aber nach der 1:2-Niederlage in Großaspach ist der Abstiegskampf wieder näher gerückt, zwei Punkte trennen RWE über Weihnachten sowie Neujahr nur von der Regionalliga Nordost. Und das hätte nicht passieren dürfen, wenn man die 90 Minuten in Baden-Württemberg Revue passieren lässt. Die wohl größte Chance ließ Erfurt dabei in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte liegen.

Kammlott "tut es einfach nur leid für die Mannschaft"

Carsten Kammlott war es, der den bereits zweiten RWE-Elfmeter des Spiels verschenkte und so versäumte, mit dem Pausenpfiff auf 2:0 für die Gäste zu stellen (45.+1). Ein Blick auf die Statistiken dürfte genügen, um zu verdeutlichen, wie groß die Siegchance der Erfurter mit diesem Zwischenstand gewesen wäre. "Mache ich den, ist der Gegner mausetot. Mir tut es einfach leid für die Mannschaft“, äußerte sich der Torjäger gegenüber dem "MDR" nach Abpfiff. Denn erst durch den verschossenen Elfmeter ließ sich Rot-Weiß das Spiel der Gastgeber mit zunehmender Dauer der Partie aufdrängen und kassierte in der Folge die fast schon logische Konsequenz. Nach ersten erfolglosen Annäherungen der SG stand Kai Gehring mutterseelenallein nach einem Standard, der Innenverteidiger besorgte den Ausgleich – etwa 60 Minuten waren gespielt. Und Gehrings zweite Aktion sollte gar zum 2:1 führen (76.), als er einen Schuss aus 18 Metern im rechten Eck unterbrachte.

Winterpause kommt Erfurt nicht ungelegen

Des einen Freud, des anderen Leid: RWE kassierte eine unter dem Strich nicht unverdiente Niederlage, wurde für seine Passivität im zweiten Durchgang bestraft. Statt dem Anschluss ans Liga-Mittelfeld muss sich Erfurt eher nach unten orientieren und dürfte erleichtert registriert haben, dass die Konkurrenz aus Münster, Bremen und Wiesbaden jeweils Niederlagen einfuhr. Die Winterpause von sechs Wochen kommt angesichts der immer noch nicht behobenen Verletzungsmisere in der Innenverteidigung nicht unrecht, große Sprünge aber werden nach dem siebenstelligen Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr kaum möglich sein. Rot-Weiß Erfurt befindet sich nach wie vor auf einem ziemlich schmalen Grat: Stefan Krämer wird sein Team in der Wintervorbereitung wieder einmal neu erfinden müssen, ansonsten ist ein harter Kampf um den Klassenerhalt im kommenden Frühjahr kein völlig unrealistisches Szenario mehr.

   
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