Wiederbeginn der 3. Liga: Die Teams im Check #4

Am kommenden Wochenende wird die 3. Liga ihre Corona-Zwangspause beenden. In vier Teilen schauen wir auf alle 20 Vereine: Wo sind sie stehen geblieben, was ist das Ziel für den Endspurt? Im letzten Teil unserer Serie geht es um die fünf heißesten Zweitliga-Aufstiegsanwärter.

Status quo: Kurios ist die Lage beim FCI allein schon deshalb, weil er Trainer Jeff Saibene nach dem bislang letzten Pflichtspiel von seinen Aufgaben entband und Tomas Oral für seine bereits dritte Amtszeit bei den Schanzern einberief. Saibenes Entlassung nach fünf sieglosen Spielen in Serie und dem Abrutschen auf Tabellenplatz fünf zeigt, dass der FCI auf den Wiederaufstieg fokussiert und der Druck vor dem Saisonendspurt kein geringer ist. Geht es nach der individuellen Qualität, hat Ingolstadt aber gute Chancen.

Die Pandemie-Auswirkungen: Ingolstadt lebt von seinen Sponsoren, allen voran Autobauer Audi. Die wegfallenden Zuschauereinnahmen treffen den Klub nicht ins Mark, er wird die Corona-Krise überleben. Aufgrund der tabellarischen Situation plädierten die Bayern selbstverständlich dafür, weiterzuspielen – schon ein Sieg könnte Ingolstadt dem Aufstieg nahebringen. Sportdirektor Michael Henke nannte das Hygienekonzept von DFL und DFB sogar "sensationell".

Im Mannschaftstraining seit: 21. Mai

Die ersten Spiele: Das Heimspiel gegen den FC Bayern II wird schwierig, auch wenn der Rekordmeister-Reserve einige Spieler fehlen, die bei den Profis trainieren und daher nicht in Mannschaftsquarantäne waren. Danach geht es auf die kurze Auswärtsfahrt nach Unterhaching, ein knackiger Start.

 

Status quo: Ohne seine Fans muss der SV Meppen eine Saison zum Ende bringen, in der er etwas unverhofft dem Aufstieg in die 2. Bundesliga nach 22 Jahren Abstinenz entgegenfiebern darf. Vor der Pause war Meppen stark drauf, besiegte daheim Spitzenreiter Duisburg und baute anschließend in Kaiserslautern eine beeindruckende Auswärtsserie aus – seit Anfang Oktober waren die Emsländer in der Fremde unbesiegt. Das alles ist jetzt freilich Makulatur, wo Zuschauer fehlen.

Die Pandemie-Auswirkungen: Einen positiven Corona-Fall gab es im erweiterten Betreuerteam des SVM, die Spieler waren unbetroffen und sind seit Anfang der vergangenen Woche im Mannschaftstraining. Meppen enthielt sich bei der wichtigen Abstimmung der Klubs und wollte zunächst ein Saisonende bis zum 30. Juni, legte sich dann aber nicht mehr auf konkretes Datum fest. Noch ist ungeklärt, wie lange Meppen auf Toptorjäger Denis Undav zählen kann, der vor der Pandemie einen neuen Vertrag bei einem belgischen Zweitligisten unterschrieben hatte. Eigentlich müsste dieser spätestens am 1. Juli bei seinem neuen Arbeitgeber vor der Türe stehen.

Im Mannschaftstraining seit: 18. Mai

Die ersten Spiele: Im eigenen Stadion empfängt Meppen die Würzburger Kickers, dann geht es die A31 runter zum KFC Uerdingen. Zwei Konkurrenten, die auch noch oben mitmischen wollen.

 

Status quo: Der Dritte aus Unterhaching wackelte kurz vor der Saisonunterbrechung, kassierte zwei Niederlagen gegen die Bayern-Reserve sowie den Chemnitzer FC, ohnehin ein einziges Tor zu schießen. Da die Spielvereinigung in der bisherigen Saison allen voran auswärts zu überzeugen wusste und aufgrund des eher geringen Zuschauerzuspruchs daheim weniger als andere Vereine akustisch getragen werden, könnten die Geisterspiele für Haching vorteilhaft sein.

Die Pandemie-Auswirkungen: Hachings Präsident Manfred Schwabl attackierte die Befürworter eines Saisonabbruchs zuletzt scharf, stellte öffentlich die Frage, ob es sich bei der 3. Liga um eine Profi- oder Amateurliga handele. Für ihn gibt es keine Alternative zum DFB-Plan, die Spielzeit in einem einmaligen Akt binnen fünf Wochen durchzupeitschen. Auch Haching können die sportlichen und wirtschaftlichen Interessen dahinter nicht abgesprochen werden. Die Pandemie selbst trifft den solide aufgestellten und sogar an der Börse notierten Verein aber weniger hart.

Im Mannschaftstraining seit: 15. Mai

Die ersten Spiele: Samstag spielt Haching auswärts in Großaspach, dann kommt der FC Ingolstadt zum bayrischen Derby in den Sportpark.

 

Status quo: 13 Spiele ist Waldhof ungeschlagen, auswärts hat den SVW seit zwei Jahren kein Verein mehr in einem Ligaspiel besiegt. Der Aufsteiger hat, obwohl er im Sommer seinen Kader nicht mit Millionensummen verstärken konnte, einen Wahnsinnslauf hingelegt und mächtig Euphorie entfacht. Als Zweiter könnte Mannheim durchmarschieren in die 2. Bundesliga, 17 Jahre lang war Waldhof von dieser Bühne verschwunden. Die Kritik einiger Kontrahenten: Mannheim will für diesen Erfolg über Leichen gehen. Kein Verein sorgte für so viele Diskussionen wie der SVW, aber dazu mehr unter dem zweiten Stichpunkt.

Die Pandemie-Auswirkungen: Als einziger Aufstiegskandidat forderte Mannheim vehement den Saisonabbruch. Auch wenn es niemand offen ausspricht, ahnt jeder Fußballinteressierte, dass sich Waldhof seine vorteilhafte Tabellensituation zu Nutze machen wollte. Über die Mittel, die der SVW auf diesem Weg einsetzt, gibt es große Diskussionen. So wurde ein Todesfall im familiären Umfeld eines Profis, der aber offenbar mehrere Wochen zurücklag, Ende April als ein Grund für die Forderung nach dem Abbruch genannt. Auch schickte Waldhof jüngst die Quarantäne-Hotel-Rechnung in Höhe von 80.000 Euro an den DFB. Mittlerweile hat sich der schärfste Kritiker des Neustarts aber den Gegebenheiten gefügt – und wird den zweiten Platz sportlich verteidigen müssen.

Im Mannschaftstraining seit: 19. Mai

Die ersten Spiele: Das Heimspiel gegen Uerdingen erinnert an dunkle Stunden und die abgebrochene Relegation 2018, danach geht es auf weite Reise zu Hansa Rostock.

 

Status quo: Komfortabel, aber nicht zum Leichtsinn verleitend ist die Ausgangslage des MSV, der mit seinen 47 Zählern fünf Punkte Vorsprung auf den dritten Rang besitzt. Mit einem knappen 1:0 gegen Magdeburg gingen die Zebras in die Pause. Zuvor hatten sie es nicht geschafft, ihren Vorsprung gegen die ebenso schwächelnde Konkurrenz zu vergrößern – in der Rückrundentabelle steht der Gesamt-Erste nur im hinteren Mittelfeld.

Die Pandemie-Auswirkungen: Ein größerer Drittligist wie der MSV Duisburg, der zudem seit Jahren finanziell auf Kante genäht ist, wird kaum ohne Folgeschäden aus der Krise gehen. Ihm fehlen allein knapp 15.000 Zuschauer pro Heimspiel, die Einnahmen aus Ticketverkäufen übersteigen die aus der TV-Vermarktung in der 3. Liga deutlich. Klar: Ein Zweitliga-Aufstieg würde die Lage entspannen. Sollte Duisburg seine gute Ausgangslage aber noch verspielen, wird die "sehr, sehr ernste Situation", wie sie Präsident Ingo Wald nannte, noch komplizierter. Dennoch hat Duisburg bekräftigt, sportlich und nicht am Grünen Tisch aufsteigen zu wollen.

Im Mannschaftstraining seit: 15. Mai

Die ersten Spiele: Erst reist MSV Duisburg zum "Spitzenspiel" bei 1860 München, dann wartet in Carl Zeiss Jena der abgeschlagene Letzte und damit ein Pflichtsieg.

 

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