Wiederbeginn der 3. Liga: Die Teams im Check #1

Am kommenden Wochenende wird die 3. Liga ihre Corona-Zwangspause beenden. In vier Teilen schauen wir auf alle 20 Vereine: Wo sind sie stehen geblieben, was ist das Ziel für den Endspurt? Wir fangen an mit den Kellerkindern.

Status quo: Die Thüringer sind ein designierter Absteiger. 17 Punkte auf der Habenseite, 16 Punkte zum rettenden 16. Platz – Jena käme mit elf Siegen aus elf Spielen auf 50 Zähler, 45 werden für den Klassenerhalt womöglich nicht ausreichen. Da kann sich jeder selbst ausrechnen, wie wahrscheinlich eine Rettung der Mitteldeutschen ist. Außerdem sorgte die Affäre um Kenny Verhoene zuletzt für Unruhe. Von seinen Aufgaben im Juniorenbereich wurde der Belgier entbunden, bei den Profis wird er aber wohl bis zum Saisonende an der Seitenlinie stehen. Zumal Teamchef René Klingbeil die nötige Lizenz fehlt, um die Aufgaben alleine übernehmen zu können.

Die Pandemie-Auswirkungen: Bis zum 5. Juni dürfen die Thüringer ihr Stadion nicht nutzen, daher trainiert der Klub vorerst ist Leipzig. Jena ist vehementer Verfechter des Saisonabbruchs, hofft natürlich auf einen Klassenerhalt, der sportlich wohl kaum verdient wäre. Andererseits: Warum sollte Jena nun Geld verbrennen für Spiele, die angesichts des 98-prozentigen Abstiegs fast wertlos sind. Auch diese Perspektive muss respektiert werden. 

Im Mannschaftstraining seit: 26. Mai

Die ersten Gegner: Ein "Heimspiel" gegen Chemnitz, das wohl in Würzburg stattfindet, sowie ein Gastspiel bei Spitzenreiter Duisburg. Für das Wunder helfen nur noch reihenweise Siege.

 

Status quo: 21 Punkte weist Großaspach auf und ist damit ähnlich aussichtslos unterwegs wie Jena. Vor gut einer Woche wurde im Fautenhau das Mannschaftstraining wieder aufgenommen. Hans-Jürgen Boysen ist seit Ende Februar Trainer, durfte aber erst zwei Spiele an der Seitenlinie stehen. Davon wurde zumindest das Debüt gegen den Halleschen FC mit 1:0 gewonnen. Dennoch ist auch Aspach mit zwölf Zählern Abstand weit entfernt von einer realistischen Chance auf den Ligaverbleib.

Die Pandemie-Auswirkungen: Die Stimme eines kleinen Vereins mit kleinem Umfeld erhält naturgemäß weniger Gehör als die eines Liga-Schwergewichts. Dabei plädiert auch Großaspach – sicher nicht ganz uneigennützig – auf einen Abbruch der Saison und spricht von unfairen Bedingungen. Auch rechtliche Schritte behält sich der Dorfklub vor. Seinen Spielern, unter denen keine Corona-Infizierten sind, hat der Verein freigestellt, zu den Partien anzutreten oder das Risiko nicht einzugehen.

Im Mannschaftstraining seit: 18. Mai

Die ersten Gegner: Ein Heimspiel gegen Unterhaching sowie ein Auswärtsspiel in Chemnitz. Böse Zungen werden behaupten: Großaspach ist Geisterspiele gewohnt und wird daher die geringsten Probleme mit den neuen Umständen bekommen.

 

Status quo: Der dritte abgeschlagene Verein ärgert sich auch nach zehn Wochen noch darüber, einen sicheren Sieg bei Viktoria Köln verspielt und 1:2 verloren zu haben – die Tabelle sähe aus Münster-Sicht viel knapper aus. Sechs Punkte Rückstand sind nicht uneinholbar, aber Münster muss punkten wie ein Aufsteiger. Mut machte der Jahresbeginn dennoch, denn Trainer Sascha Hildmann schliff die Mannschaft, erweckte verborgene Tugenden und machte den taumelnden Adler konkurrenzfähig.

Die Pandemie-Auswirkungen: Preußen Münster ist einer der schärfsten Kritiker des Neustarts und kann erst seit Dienstag wieder mit der kompletten Mannschaft trainieren. In nahezu jeder Pressemitteilung betont der SCP, sich nur unter großen Bedenken den neuen Plänen zu fügen. Schon die Suche nach einem Hygienebeauftragten erwies sich als schwierig, nun macht es doch der Mannschaftsarzt. 

Im Mannschaftstraining seit: 26. Mai

Die ersten Gegner: Ein Heimspiel gegen den Halleschen FC, der ist in diesem Jahr immer noch sieglos ist, sowie ein Auswärtsspiel beim bisherigen Team des Jahres, dem FC Bayern II. Wir werden sehen, ob die Statistiken aus der Vor-Corona-Zeit noch irgendetwas bedeuten.

 

Status quo: Bei einem Abbruch mit Absteigern wäre Zwickau abgestiegen, und das auf besonders bittere Weise. Denn Anfang März war der FSV zum ersten Mal in der gesamten Saison auf einen der letzten vier Ränge abgerutscht, schuld war die 2:4-Pleite beim KFC Uerdingen. Prompt wurde die Spielzeit unterbrochen. Für einen Abbruch sind die Sachsen daher natürlich nur, wenn die Abstiegsregelung ausgesetzt und die 3. Liga aufgestockt wird. Sportlich sind gleich fünf Mannschaften des hinteren Mittelfelds in direkter Reichweite – das könnte Zwickau packen.

Die Pandemie-Auswirkungen: In Erinnerung bleiben vor allem die Interviews mit Vorstandssprecher Tobias Leege, der auf die Probleme eines ohnehin wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten Vereins hinwies: Zwickau fallen dicke Zahltage aus Heimspielen (u. a. gegen Rostock, Chemnitz, Halle) ersatzlos weg. Deshalb plädierte auch Zwickau für ein vorzeitiges Saisonende. Zudem forderte Leege eine einheitliche Vorbereitungszeit, von der die 3. Liga aktuell aber weit entfernt ist. 

Im Mannschaftstraining seit: 19. Mai

Die ersten Spiele: Starten wird Zwickau mit einem Heimspiel gegen Rostock, dann geht es in den Westen der Republik zu Viktoria Köln.

 

Status quo: Mit 33 Punkten bildet Halle den Rattenschwanz der Fraktion "Weiter drittklassig", dabei ging es nach dem ersten Drittel der Saison noch um den Aufstieg. Nach dem beispiellosen Absturz im neuen Jahr erwischte es Trainer Torsten Ziegner, dessen Mannschaft gegen Bayern II (1:6) und Unterhaching (3:5) völlig die Balance fehlte. Nachfolger Ismail Atalan hatte nach sieben Pflichtspiel-Pleiten des HFC vor der Unterbrechung immerhin den ersten Punkt beschert, auf den Befreiungsschlag aber wartet Halle weiter.

Die Pandemie-Auswirkungen: Neben dem sächsischen Verband kämpft auch Sachsen-Anhalt gegen den DFB und dessen Prämisse, die 3. Liga fortzuführen. Ministerpräsident Haseloff berichtete von Drohungen des Verbands, die Stadt Halle hat Geisterspiele im Erdgas-Sportpark des HFC bislang abgelehnt, weil Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Nun werden Container-Kabinen installiert – in ein anderes Stadion umziehen ist für die Hallenser offenbar keine Option. Im Dienstag gab das Land Sachsen-Anhalt aber grünes Licht für den Spielbetrieb in der 3. Liga.

Im Mannschaftstraining seit: 23. Mai

Die ersten Spiele: Das Auswärtsspiel in Münster ist gleich die gewaltige Chance, im Siegfall für einige Tage frische Luft im Abstiegskampf atmen zu können. Danach geht’s mit dem Heimspiel gegen Braunschweig knackig weiter.

   
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