Verls Corboz: Aufstiegsträume? "Wäre ein bisschen wild"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Verls Kapitän Mael Corboz über die starke Form seiner Mannschaft, das Aufstiegsrennen, das Geheimnis seiner Fitness und das anstehende Topspiel gegen Dynamo Dresden am Sonntag.

"Wissen, was wir können, heben aber nie ab"

liga3-online.de: Wettbewerbsübergreifend hat der SC Verl seit zehn Spielen nicht verloren. Wie ist die aktuelle Top-Form zu erklären, Herr Corboz?

Mael Corboz: Wir spielen insgesamt eine starke Saison, auch bei den Niederlagen waren wir nie wirklich schlechter. Aktuell belohnen wir uns einfach für unsere Leistungen. Und klar: Mit vielen Siegen kommen auch mentale Stärke und der Glaube, dass wir alle Spiele gewinnen können, dazu. Außerdem ist immer eine gewisse Demut dabei. Wir wissen, was wir können, heben aber nie ab.

Besonders offensiv glänzt der SC Verl. Mit 36 Toren stellt das Team die beste Offensive der Liga. Was macht Sie vorne so gefährlich?

Wir sind sehr variabel. Unsere Standards sind einstudiert und funktionieren gut, gleichzeitig haben wir aber auch Spieler mit einer großen individuellen Klasse. Was beispielsweise Oliver Batista Meier derzeit abliefert, ist phänomenal. Oft spielt er sensationelle letzte Pässe aus dem Nichts – das Gleiche gilt auch für Nicolas Sessa. Olivers Bilanz mit neun Toren und zehn Vorlagen in 16 Einsätzen spricht für sich. Mit Maximilian Wolfram und Lars Lokotsch haben wir außerdem Offensivspieler, die kopfballstark sind und Bälle festmachen. Es ist eine gute Mischung aus vielen Qualitäten, die uns so erfolgreich macht.

Sechs der letzten acht Partien in der 3. Liga habt Ihr gewonnen, dadurch kletterte Verl auf Relegationsplatz drei. Die Frage muss jetzt kommen: Wird schon über den Aufstieg geredet?

Es wäre ein bisschen wild, in Verl über den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu sprechen. Wir schauen eher kurzfristig und konzentrieren uns gerade auf die schwierigen Wintermonate, in denen es herausfordernder ist, attraktiven Offensivfußball zu spielen. Und das ist nun einmal unsere Stärke. Wir sind aber sicher dazu in der Lage, die Teams an der Spitze zu ärgern.

Dass Ihr oben mitspielen wollen, sollte nach dem bisherigen Saisonverlauf aber selbstverständlich sein!

Absolut. Wir haben uns den derzeitigen Erfolg hart erarbeitet und möchten daran anknüpfen. Das Ziel ist, jedes Spiel zu gewinnen. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern es ist einfach eine notwendige Einstellung, um sich gegen die starke Konkurrenz behaupten zu können.

 

"Gibt nie einen richtigen Zeitpunkt, um gegen Dresden zu spielen"

Bemerkenswert ist auch, dass die ersten drei Saisonspiele verloren wurden. Wie haben Sie den Saisonstart erlebt – und wieso brauchten Sie ein paar Wochen, um in die Spur zu kommen?

Ich denke, dass zum Saisonstart ein paar entscheidende Kleinigkeiten noch nicht gepasst haben und wir vom Kopf her noch nicht so weit waren, wie wir das jetzt sind. Beispielsweise die Begegnung in Saarbrücken haben wir nach 3:1-Führung noch 3:4 verloren. Das darf uns nicht passieren. Dennoch haben wir uns nicht verrückt gemacht, sondern wir haben an den Prozess geglaubt und wussten, dass wir solche spiele in den folgenden Wochen gewinnen werden. So ist es dann auch gekommen.

Sie sind nicht nur Kapitän, sondern auch ein absoluter Dauerbrenner. In der Liga verpassten Sie noch keine Sekunde. Letzte Saison war das ähnlich, da fehlten Sie bloß einmal wegen einer Gelbsperre. Was ist das Geheimnis Ihrer Fitness?

Erst einmal bin ich davon überzeugt, dass der Körper vor allem dann funktioniert, wenn man sich gut fühlt und positiv durchs Leben geht. Außerdem achte ich mittlerweile mehr auf meine Ernährung und bin seit einigen Jahren Vegetarier. Ich habe für mich gemerkt, dass mir und meiner Gesundheit das gut tut. Man lernt mit den Jahren seinen Körper besser kennen und weiß dadurch, wie man mit ihm umgehen muss, um fit zu bleiben. Hinzu kommt, dass wir in Verl vor einigen Jahren damit angefangen haben, vor allen Trainingseinheiten die Muskeln zu aktivieren – mit Stabilisationsübungen und Blackrolls. Dadurch gehen alle aufgewärmter und besser vorbereitet auf den Platz. Auch nach dem Training kommt bei mir die Blackroll noch einmal zum Einsatz. Aber um fair zu bleiben: Es gehört auch Glück dazu. Dass ich bisher erst eine OP in meiner Karriere hatte, ist nicht bloß auf Disziplin und gesunde Ernährung zurückzuführen. Es gibt viele Spieler, die extrem viel für ihre Fitness tun, aber trotzdem Verletzungspech haben.

Am Sonntag um 13.30 Uhr kommt es zum Top-Duell gegen den Tabellenzweiten Dynamo Dresden. Was erwarten Sie für eine Partie?

Dresden ist für mich die beste Mannschaft der Liga und hat einen Kader mit fast ausschließlich erfahrenen Zweitliga-Spielern. Dementsprechend schwer wird die Aufgabe für uns. Sie werden versuchen, uns früh unter Druck zu setzen und wir müssen es schnell schaffen, Lösungen zu finden.

Dresden verlor die jüngsten beiden Ligaspiele. Ist es vielleicht der perfekte Zeitpunkt, um gegen Dynamo zu spielen?

Das kann man drehen, wie man möchte. Zwei Niederlagen können zu Unsicherheiten führen. Es kann aber auch sein, dass Dynamo dadurch noch motivierter ist und mehr Gas gibt, als ohnehin schon. Deshalb tue ich mich schwer, von einem guten oder schlechten Zeitpunkt zu sprechen. Es gibt glaube ich nie einen richtigen Zeitpunkt, um gegen Dresden zu spielen. (lacht)

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