"Selbstreinigungsprozess": Pavel Dotchev kündigt Umbruch an

Wie wird sich der MSV Duisburg aus der Spielzeit verabschieden? Nach elf Gegentoren in den letzten drei Halbzeiten fragen sich das nicht nur die Fans, sondern auch die Drittliga-Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Bei akut abstiegsbedrohten Meppenern will Cheftrainer Pavel Dotchev mit seiner Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen. Doch sportlicher Ehrgeiz steht einem möglichen Kaderumbruch gegenüber.

"Das hat kein Fan verdient"

1:5 gegen Ingolstadt, 2:6 gegen Wuppertal – die heftigen Niederlagen der letzten Woche stimmten den MSV-Coach auch zwei Tage nach dem Landespokal-Aus nachdenklich. "Es ist momentan sehr rätselhaft, wie sich die Mannschaft verhält. Es ist unerklärlich, wie wir in kürzester Zeit geschafft haben, so viel kaputt zu machen", sinnierte der 55-Jährige über das verlorene Vertrauen, das sich die Duisburger mit ihrem langem Kampf um den Klassenerhalt zuletzt aufgebaut hatten. Mit einem Schlag scheint "alles ins Wasser zu fallen". Es schmerzte den Fußballlehrer, wie er offen eingestand: "Das ist sehr, sehr traurig. Das hat kein einziger Fan verdient."

Vor dem 38. Spieltag schwor Dotchev seine Mannschaft noch einmal ein, um sich wenigstens mit einem guten Gefühl aus der Saison zu verabschieden. Ein "anderes Gesicht zu präsentieren" muss das Ziel des Meidericher Akteure sein, um sich nicht mit dem Unmut der Fans in die Sommerpause zu verabschieden. Sich selber nahm der Übungsleiter dabei nicht aus der Schussbahn: "Ich will nicht auf die Mannschaft draufhauen und sagen, die sind schlecht, aber ich bin gut. Ich gehöre zu der Misere dazu." Gemeinsam müsse man nun frische Kräfte auf den Platz bringen, die "das Niveau haben und eine saubere Einstellung mitbringen". Denn die Charakterfrage stellte sich spätestens nach dem Pokalauftritt. Verzichten wird Dotchev in Meppen jedenfalls auf die Langzeitverletzten, inklusive Vincent Vermeij (Rückenprobleme) und Arne Sicker (Bauchmuskelzerrung).

19 Verträge laufen aus

Die Krux der Duisburger könnte zudem in den Vertragssituationen liegen. Dotchev selbst zählte 19 auslaufende Arbeitspapiere und ging davon aus, dass der MSV im Sommer einen personellen Umbruch vollziehen wird. Spieler, die möglicherweise nächste Saison nicht mehr bei den Zebras spielen, müssen jetzt – und mussten vielleicht schon gegen Wuppertal – die Kohlen aus dem Feuer holen. Vor dem Übungsleiter steht eine große Motivationsaufgabe. "Wir müssen von der Situation viel lernen und Sachen überdenken", erklärte Dotchev vielsagend und sprach von einem "Selbstreinigungsprozess" – deutliche Worte des Bulgaren. "Wir müssen die Zeit der nächsten Wochen nutzen, um unsere Hausaufgabe zu erledigen, dass wir die Situation nicht wiederholen." Die neue Mannschaft solle "viel mehr Gruppendynamik" haben. Es könne nicht der Anspruch sein, erneut gegen den Abstieg zu spielen, sagte Dotchev, ohne den Aufstieg als Ziel auszurufen: "Das wäre unseriös."

Doch der Coach stand auch hinter seiner Mannschaft. "Ich habe Verständnis für die eine oder andere Situation", beschwichtigte der 55-Jährige, dessen Team zunehmend die Körner ausgehen. Viele Verletzungen und viele Kleinigkeiten kosteten den MSV in dieser Saison außergewöhnlich viel Kraft. Aber Dotchev "möchte eine Mannschaft haben, die 90 Minuten auf dem Platz agiert und diszipliniert arbeitet". Dazu muss jeder Einzelne seinen sportlichen Ehrgeiz packen – um sich gegen Meppen in einem "extrem wichtigen Spiel" zu präsentieren. Denn bei einem "sehr motivierten Gegner, bei dem es um das Überleben geht", darf der MSV nicht noch einmal untergehen.

   
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