Meppener Wahnsinn: "Das ist unsere Mentalität"
Was für ein Spiel, was für ein Comeback! Gegen den KFC Uerdingen lag der SV Meppen, obwohl er lange Zeit alles unter Kontrolle hatte, bis zur 84. Minute mit 0:2 zurück. Doch dann bewiesen die Emsländer große Moral – und setzten zu einer furiosen Aufholjagd an.
Drei Tore in der Schlussphase
76. Spielminute, die Nummer 17 leuchtete in grünen LED-Lichtern auf der Tafel des vierten Offiziellen und Max Kremer kam in der Schlussphase für Martin Wagner ins Spiel. "Wir standen noch draußen, als das 2:0 fiel. Haben dann trotzdem den Wechsel mit Janik Jesgarzewski und mir durchgezogen. Es ist natürlich nie einfach bei einem 2:0 reinzukommen", berichtete Joker Kremer nach der Partie gegenüber der "NOZ" und wies damit auf den Treffer von Uerdingens Osayamen Osawe hin, der nur eine Minute vor der Einwechslung fiel. Als Kremer das Feld betrat, lagen die Meppener also schon zwei Tore in Rückstand. "Aber dann haben wir das Spiel richtig gut gedreht. Jetzt können wir alle zufrieden sein", führte ein bescheidener Kremer weiter aus, denn nach der furiosen Aufholjagd kochten die Emotionen.
Nick Proschwitz (84.), besagter Max Kremer (88.) und noch einmal Proschwitz per Elfmeter (90.+5) sorgten in den Schlussminuten doch noch für einen Heimsieg gegen den Aufstiegsfavoriten – und das war nicht unverdient. "Ich denke, wir waren von Anfang an klar die bessere Mannschaft. Das hat man auch daran gesehen, dass wir die Überhand an Chancen hatten", analysierte auch Luka Tankulic später gegenüber der Zeitung und ordnete mit dieser Einschätzung das Spielgeschehen sehr passend ein. Auch ein kleines bisschen Selbstkritik war angebracht, denn "dass wir es hinten raus so spannend machen, kann keiner wissen."
"Im falschen Film"
"Ich glaube, die ganze Saison schon haben wir eine super Moral gehabt. Das ist auch unsere Mentalität, dass wir nie aufstecken oder aufgeben", unterstrich Doppelpacker Proschwitz den wohl entscheidenden Faktor in Meppens Schlussoffensive. Dennoch hätte es nicht so weit kommen brauchen, das wusste auch der Stürmer: "Dass wir hier 0:2 in Rückstand lagen, war für mich auch schwer zu erklären." Man habe schließlich gute Möglichkeiten gehabt, und "gerade, als es 0:1 steht, haben wir eine Riesenmöglichkeit, wo wir zu zweit ganz alleine in der Mitte sind. Wir müssen da eigentlich den Ausgleich machen, sind aber plötzlich 0:2 hinten."
Tatsächlich war Meppen lange Zeit optisch überlegen, doch Uerdingen erwies sich deutlich effizienter. "Nach dem 0:2 dachte ich, ich sei im falschen Film", stimmte auch Trainer Christian Neidhart in der "Telekom"-Analyse nach dem Spiel mit ein, wusste aber auch die "viel zu leichten Gegentore" einzuordnen. Die Entscheidung fiel schließlich vom Punkt. "Vor dem Elfmeter glaube ich, dass Maroh die Flanke von mir ganz klar mit der Hand spielt und dass das Elfmeter ist", schilderte Proschwitz und in der Tat berührte angesprochener Dominic Maroh die Kugel mit dem ausgefahrenen Unterarm bei einer Körperdrehung. "Es waren ganz, ganz wichtige Punkte für uns, jeder Punkt ist wichtig", verlor der Doppelpacker nicht aus den Augen, dass es trotz der emotionalen Schlussphase für den SV Meppen immer noch um den Klassenerhalt geht. Nach dem furiosen Sieg steht der SVM nun immerhin zwei Punkte vor der roten Zone.