Das sind die Gründe für den Abstieg des VfB Lübeck

Nach nur einem Jahr muss der VfB Lübeck – wie schon nach dem letzten Aufstieg – zurück in die Regionalliga. liga3-online.de nennt die Gründe für den direkten Wiederabstieg der Norddeutschen.

Grund 1: Schwache Offensive, schwache Defensive

Nicht nur, dass die Lübecker die wenigsten Siege aller Klubs aufweisen (fünf), sie stellen auch die schwächste Offensive der 3. Liga. Lediglich 28 Mal brachte der VfB den Ball bislang über die Linie. Schon 15 (!) Mal stand vorne die Null, darunter in acht der letzten zehn Partien. In diesem Zeitraum netzte Lübeck nur zweimal ein. Bezeichnend: Mit Robin Velasco ist ein Rechtsaußen der Top-Torjäger der Marzipanstädter. Gerade mal fünf Tore reichen für den Bestwert an erzielten Toren. Ein echter Torjäger fehlt dem VfB.

Darüber hinaus stellt Lübeck mit 65 Gegentoren die zweitschwächste Abwehr. Lediglich fünfmal blieb Grün-Weiß in der bisherigen Saison ohne Gegentor, darunter am vergangenen Freitag in Bielefeld. An Torhüter Philipp Klewin liegt die hohe Anzahl an Gegentreffern aber nicht. Vielmehr war es den Leistungen des 30-Jährigen zu verdanken, dass Lübeck nicht noch mehr Tore kassierte. Das zeigt sich allein daran, dass Klewin in dieser Serie bereits vier Elfmeter abgewehrt hat – so viele wie kein anderer Keeper der 3. Liga. Auch in Bielefeld konnte er den Einschlag vom Punkt verhindern.

Grund 2: Kader-Qualität überschätzt

Dass Lübeck in zwei zentralen Bereichen derart schlechte Werte aufweist, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Qualität des Kaders überschätzt wurde. An Erfahrung mangelt es dem Aufgebot angesichts von insgesamt über 2.300 Drittliga-Spielen und einem Durchschnittsalter von 27,2 Jahren (Liga-Höchstwert) zwar nicht, dafür aber an individueller Qualität. Pascal Breier etwa brachte in 17 Einsätzen nur zwei Tore zustande. Daouda Beleme, den der VfB im Winter vom Hamburger SV ausgeliehen hat, nachdem er in der Hinrunde auf Leihbasis für den FC Ingolstadt spielte, ist gar komplett ohne Treffer. Wie schon zuvor bei den Schanzern.

Generell sind von den Neuzugängen während der Saison nur Philipp Klewin und Robin Velasco eingeschlagen, während erfahrene Spieler wie Ulrich Taffertshofer und Jan-Marc Schneider hinter den Erwartungen blieben. Sportchef Sebastian Harms wird sich somit hinterfragen müssen, erhält laut den "Lübecker Nachrichten" jedoch das Vertrauen für einen Neuaufbau in der Regionalliga.

Grund 3: Schnorrenberg-Fehlgriff

Nachdem Aufstiegstrainer Lukas Pfeiffer kurz vor Weihnachten gehen musste, kam Florian Schnorrenberg an die Lohmühle. Der 46-Jährige erwies sich jedoch als Fehlgriff. Und das ausgerechnet in einer vorentscheidenden Phase der Saison. Das nicht nur im Hinblick auf seine Bilanz von lediglich einem Sieg in neun Spielen bei 6:21 Toren, sondern auch im Umgang mit den Fans. So hatte er sich nach der Partie gegen Halle verbal mit den eigenen Anhängern angelegt. "Wir haben nicht immer die beste Leistung gebracht. Seit ich hier bin, haben unsere Fans aber auch nicht immer überzeugt. Ich denke da an den Schneeballwurf gegen Mannheim oder an Aue (wo die WC-Anlagen demoliert wurden, d. Red.). Das kostet den Verein viel Geld, ich wäre froh, wenn wir alle enger zusammenrücken."

Viele Fans, die mit den erwähnten Aktionen nichts zu tun hatten, fühlten sich dadurch vor den Kopf gestoßen. Zwar war der 46-Jährige anschließend etwas zurückgerudert und hatte betont, dass er keinesfalls alle Fans gemeint habe. Doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Die Folge war ein riesiges "Schnorrenberg, verpiss Dich"-Banner beim Spiel gegen Saarbrücken, was für zusätzliche Unruhe sorgte.

Grund 4: Insgesamt nicht profitauglich

Es waren deutliche Worte, die Jannik Löhden nach dem Spiel gegen Bielefeld gegenüber den "Lübecker Nachrichten" gefunden hatte. "Es ist nicht nur der Kader, der nicht drittligatauglich ist. Es muss im Verein und in der Stadt Lübeck eine Menge passieren. Das alles ist insgesamt nicht profitauglich." Damit traf der 34-Jährige einen Punkt. Zwar waren die Norddeutschen besser aufgestellt als nach dem letzten Aufstieg 2020 – unter anderem war in der Zwischenzeit eine Rasenheizung im Stadion eingebaut worden -, doch insgesamt ist der VfB noch zu weit weg von professionellen Strukturen.

Bestes Beispiel: Vorstandsvorsitzender Christian Schlichting (verlässt den Verein im Sommer) war lediglich ehrenamtlich für den VfB aktiv. "Das Konzept, erst die wesentlichen Ressourcen in den Aufstieg in die 3. Liga zu stecken und dann den Verein und seine Strukturen schrittweise mitwachsen zu lassen, hat nicht zum Erfolg geführt", gesteht Timo Neumann, Vize-Chef des Aufsichtsrats, in den "Lübecker Nachrichten" ein. "Ein neuer Anlauf zum Aufstieg setzt voraus, dass wir uns deutlich professioneller strukturieren und den Verein breiter und nachhaltiger aufstellen."

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