"Schnorrenberg, verpiss Dich": Fan-Proteste beim VfB Lübeck

Beim VfB Lübeck hängt derzeit der Haussegen schief. Das liegt zum einen an der Serie von sieben sieglosen Spielen in Folge, zum anderen an Äußerungen über die eigenen Fans von Trainer Florian Schnorrenberg nach der Partie in Halle. Ihrer Verärgerung machten die Anhänger beim Spiel gegen Saarbrücken mit einem riesigen Banner Luft.

"Muss ich ausblenden"

Es war nicht zu übersehen, das große Banner, das während der kompletten 90 Minuten vor der Fankurve hing: "Schnorrenberg, verpiss Dich" stand darauf. Zudem verteilten die Fans Flugblätter, auf dem Schnorrenberg wenig schmeichelhaft als "Gollum" aus der "Herr der Ringe" dargestellt wurde. Die klare Botschaft der Fans auf dem Flugblatt lautete: "Schnorrenberg raus". Als der 46-Jährige nach Spielende beim Interview mit "MagentaSport" stand, rief ein Fan von der Tribüne "Schnorrenberg, verpiss Dich", was den Lübecker Coach irritierte und kurz ins Stocken brachte. "Das muss ich ausblenden", meinte er dazu. Das Banner hatte er während der Partie natürlich wahrgenommen. "Erstmal habe ich gedacht, ich habe einen ganz schön langen Namen", sagte er darauf angesprochen bei der Pressekonferenz, gab aber zu: "Sowas gefällt mir nicht. Als Trainer wirst du lieber gefeiert, aber dazu müssen wir gewinnen."

Grund für die Fan-Proteste waren Äußerungen des 46-Jährigen nach der Partie in Halle. "Wir haben nicht immer die beste Leistung gebracht. Seit ich hier bin, haben unsere Fans aber auch nicht immer überzeugt. Ich denke da an den Schneeballwurf gegen Mannheim oder an Aue (wo die WC-Anlagen demoliert wurden, d. Red.). Das kostet den Verein viel Geld, ich wäre froh, wenn wir alle enger zusammenrücken", hatte Schnorrenberg bei "MagentaSport" gesagt. Viele Fans, die mit den erwähnten Aktionen nichts zu tun hatten, fühlten sich dadurch vor den Kopf gestoßen.

"Eindeutig drüber"

Zwar war der 46-Jährige bei der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag etwas zurückgerudert und hatte betont, dass er keinesfalls alle Fans gemeint habe. Doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Entsprechend habe Schnorrenberg auch mit Reaktionen gerechnet. "Damit muss und kann ich auch umgehen." Für ein Gespräch mit dem Lübecker Anhang zeigte er sich grundsätzlich bereit: "Ich weiß jetzt nicht, ob ein Austausch möglich ist. Ich bin immer einer, mit dem kann man reden." VfB-Vorstandsvorsitzender Christian Schlichting bezeichnet die Wortwahl auf dem Banner gegenüber den "Lübecker Nachrichten" derweil als "eindeutig drüber".

Auch Ulrich Taffertshofer übt Kritik: "Ich war überrascht und musste zweimal hinschauen. Die Fans dürfen hochhalten, was sie wollen, aber sie müssen sich auch gut überlegen, wem es was bringt." Zudem betont er: "Zwischen Mannschaft und Trainer passt es gut, daher verstehe ich das Plakat auch nicht." Gegen die Spieler richtete sich der Protest trotz der schwachen Leistungen in den letzten Wochen dagegen nicht. "Wir haben von der Kurve einen Support bekommen, das war genau die Lohmühlen-Atmosphäre, die wir brauchen", so Sportvorstand Sebastian Harms, der Schnorrenberg unter der Woche den Rücken gestärkt hatte. "Es geht nur um den Zusammenhalt, alles andere bringt uns nichts. So wie es heute war, so sind wir stark." Auch Schnorrenberg hob hervor: "Die Fans haben die Mannschaft heute fantastisch unterstützt."

Schnorrenberg mit Leistung zufrieden

Allein: Zu drei dringend benötigten Punkten reichte es nicht. Die größte Chance auf den Siegtreffer bot sich Robin Velasco nach 39 Minuten vom Elfmeterpunkt, allerdings setzte er den Ball neben das Tor. "Im letzten Moment war ich mir vielleicht zu sicher, ich weiß selbst nicht, was passiert ist", äußert sich Velasco gegenüber der Zeitung. Schnorrenberg hob indes die starke Abwehrarbeit seiner Mannschaft hervor: "Die Jungs haben keinen Zweikampf gescheut und sind über die Grenze gegangen." Entsprechend zeigte er sich mit der Leistung zufrieden, zumal zum ersten Mal unter seiner Regie die Null stand.

Das wertete der 46-Jährige als "kleinen Schritt", wusste aber auch: "Wir hätten heute einen Heimsieg gebraucht, wenn man die anderen Ergebnisse sieht." Denn weil Halle gewonnen hat, ist der Rückstand zum rettenden Ufer auf sechs Zähler angewachsen. Sollte auch Bielefeld am Sonntag gegen Verl siegreich sein, wären es sogar schon acht Zähler. Dennoch könne das Spiel Mut machen, meinte Schnorrenberg. "Ich habe viele positive Dinge gesehen, darauf können wir aufbauen." Am kommenden Samstag reist der VfB zum Schlusslicht nach Freiburg, wo ein Sieg ohne Frage Pflicht ist. Ob es dann zu neuerlichen Protesten gegen den Trainer kommen wird?

   

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