Kommentar: Ponomarev ist beim KFC Uerdingen gescheitert

Mikhail Ponomarev tritt ab, spätestens zum Saisonende wird der Investor beim KFC Uerdingen aussteigen – diese Nachricht kam am Sonntagabend einem echten Paukenschlag gleich. Wie es mit dem KFC nun weitergeht, ist ungewiss. Klar ist hingegen: Ponomarev ist gescheitert. Ein Kommentar.

2. Liga verpasst, Millionen verpulvert

Keine Frage: Es war maßgeblich Ponomarevs Investitionen zu verdanken, dass der KFC Uerdingen zwischen 2017 und 2018 innerhalb von nur zwei Jahren aus der Oberliga in die 3. Liga durchmarschierte und damit in den Profifußball zurückkehrte. Die 3. Liga aber sollte von Anfang an nicht die Endstation sein, die 2. Bundesliga war das große Ziel. Doch seit dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren stagniert die Entwicklung, wie auch Ponomarev am Sonntag zugeben musste.

Trotz Millionen-Investitionen und der Verpflichtung mehrerer namhafter Spieler und Trainer wie Kevin Großkreutz und Norbert Meier sprang nie mehr als ein Mittelfeldplatz heraus. Insgesamt verpflichtete Ponomarev acht verschiedene Trainer – Stefan Krämer gleich zweimal. Und auch in der aktuellen Serie steht der KFC im Niemandsland, bis zum Relegationsplatz sind es acht Punkte. Entsprechend deutet vieles darauf hin, dass die Krefelder auch in der kommenden Saison nicht in der 2. Bundesliga spielen werden. Mit seinem großen Ziel ist Ponomarev somit gescheitert. Noch dazu hat er jede Menge Geld verloren, das er wohl nicht zurückerhalten wird. Denn ausgezahlt hätten sich die Investitionen erst in der 2. Bundesliga. Die Entlassung von Stefan Krämer im Januar 2019 war rückblickend wohl der größte Fehler von Ponomarev – schließlich stand der KFC zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Punkte hinter Platz drei.

"Niemand wird uns stoppen", hatte Ponomarev danach vollmundig angekündigt. Eine Aussage, die ihm jede Menge Häme einbrachte – und das bis heute. Denn letztlich wurden Ponomarev und der KFC doch gestoppt – von der Realität. Erkaufen kann man sich den Zweitliga-Aufstieg eben nicht – das bekam Ponomarev zuletzt deutlich zu spüren. Auch die Außendarstellung des KFC litt unter Ponomarev gewaltig. Immer wieder geriet der Klub aufgrund nicht beziehungsweise erst kurz vor knapp gezahlter Rechnungen oder wegen juristischen Streitigkeiten mit ehemaligen Spielern und Trainern in die Schlagzeilen. Von Chaosklub war die Rede.

Ungewisse Zukunft

Die gute Nachricht für Klub und Fans: Ponomarev wirft nicht einfach hin und lässt den Klub fallen, sondern will für einen sauberen Übergang sorgen, indem er seine Anteile an der KFC Uerdingen Entertainment GmbH an einen neuen Investor verkauft. Laut der "Westdeutschen Zeitung" sollen Geschäftsleute aus Armenien großes Interesse an einem Einstieg beim KFC haben. Doch vorerst blickt der Klub einer ungewissen Zukunft entgegen. Wer sind diese Investoren aus Armenien? Und bringen sie neben Geld auch Fußballsachverstand mit?

Ponomarev konnte diesen nicht vorweisen, mischte sich aber dennoch immer wieder ins Tagesgeschehen ein und traf personelle Entscheidungen, die dem KFC Uerdingen nicht guttaten und ihn nicht voranbrachten. Natürlich hätten eine bespielbare Grotenburg und mehr Unterstützung durch die Stadt vieles einfacher gemacht und möglicherweise für ein besseres sportliches Abschneiden gesorgt. Doch über die vielen Nebenschauplätze kann die Stadion-Problematik nicht hinwegtäuschen. Möglicherweise wird der KFC unter dem neuen Investor seine Gürtel enger schnallen und die Ziele etwas nach unten schrauben müssen. Denn klar ist: Vollmundige Ankündigungen haben noch nie zum Aufstieg geführt. Das dürfte Ponomarev aus seiner Zeit beim KFC gelernt haben.

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