Essen plant mit Prominenz den Großangriff auf die 3. Liga

Auch in der Saison 2019/20 ist die 3. Liga wieder mit zahlreichen Traditionsvereinen besetzt und muss sich vor der 2. Bundesliga kaum verstecken. Ein Name aber fehlt seit der Gründung: Rot-Weiss Essen dümpelt seit mehr als einem Jahrzehnt meist in der Regionalliga herum. Jetzt soll der Großangriff erfolgen – möglichst schon mit dem Aufstieg im kommenden Sommer.

Neues Zeitalter mit frischem Geld?

Es scheint, als habe man in Essen nur darauf gewartet, dass Viktoria Köln – der ewige, nervtötende Widersacher mit den wenigen Fans und dem stattlichen Investor – endlich die Regionalliga West verlässt. Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat Viktoria das nun endlich getan, und nun scheint der Weg frei für den Traditionsverein aus dem Ruhrpott: Rot-Weiss Essen. Ein Klub, der noch immer Schalke 04 als seinen größten Rivalen betrachtet, obwohl dieser seit mehreren Jahrzehnten weit enteilt ist. Der Deutsche Meister aus dem Jahr 1955 kämpfte mit schweren finanziellen Problemen, musste vor einigen Jahren durch die Insolvenz und spielte 2010/11 deshalb sogar ein Jahr fünftklassig. In den vergangenen Jahren konsolidierte sich Essen zwar, stagnierte aber auch auf einem Niveau, das den Fans nicht gefallen konnte. Beispielhaft war die jüngste Spielzeit, in der sich Sieg und Niederlage regelmäßig abwechselten und auf dieser Basis nie mehr möglich war als ein Platz im vorderen Mittelfeld.

Jetzt aber soll ein neues Zeitalter anbrechen, Essen macht ernst. Und hat sich dafür frisches Geld besorgt: Sascha Peljhan, Gründer der Modemarke "Naketano", hat zugesagt, einen siebenstelligen Betrag pro Jahr in den Etat beizusteuern – für einen Regionalligisten ist das eine außergewöhnlich hohe Summe. Und prompt spiegelt sich das auch in prominenten Verpflichtungen wider: Trainer Karsten Neitzel wurde entlassen, an seiner Stelle übernimmt nun Christian Titz das Zepter – jener Titz, der den Hamburger SV einst vergeblich vor dem Bundesliga-Abstieg zu retten versuchte und der im Herbst 2018 seine Sachen beim HSV packen musste.

Dahmani als Königstransfer

Dazu kommt ein gravierender personeller Umbruch: 13 Spieler haben Essen verlassen, viele davon waren seit einigen Jahren dabei und nahmen als Stammspieler wichtige Rollen ein – brachten den Klub aber letztlich nicht so weit voran, als dass es für den Drittliga-Aufstieg reichen würde. Die 13 Neuen, die RWE bereits unter Vertrag genommen hat, könnten rein theoretisch eine gänzlich neue Startaufstellung bilden, und viele von ihnen werden sich im August tatsächlich auf dem Rasen wiederfinden, davon ist zumindest auszugehen.

Ein Königstransfer ist Stürmer Hamdi Dahmani, der für Fortuna Köln über mehrere Jahre starke Leistung in der 3. Liga erbracht hatte. Verteidiger Felix Herzenbruch kommt aus der 2. Bundesliga, ihn zieht es von Aufsteiger SC Paderborn an die Hafenstraße. Auch Oguzhan Kefkir, der aus Uerdingen kommt, hat bereits viel höherklassige Erfahrung gesammelt. Und selbst die zahlreichen Regionalliga-Verpflichtungen, etwas Dennis Grote aus Chemnitz, waren in ihren Mannschaften zumeist Ausnahmekönner.

Vorsicht ist geboten – die Konkurrenz ist stark

Offensiv ausgegeben wurde das Aufstiegsziel allerdings noch nicht. Unter anderem, weil der Weg ein weiter ist. In der West-Staffel warten mit Aachen, Oberhausen, Wuppertal, Rödinghausen, den Absteigern Lotte und Fortuna Köln sowie einigen starken Profi-Reserven eine Menge potenziell unangenehmer Gegner, noch dazu muss der Meister der Regionalliga West in der Saison 2019/20 einen Aufstiegsplatz mit dem Nordost-Meister (z.B. Cottbus, Erfurt, Nordhausen) ausspielen. Allein das Zitat des neuen Coaches bei dessen Vorstellung spricht Bände: "Ich möchte einen Verein trainieren, der Ziele hat und den ich weiterentwickeln kann." Für einen Trainer, der selbst die Bundesliga kennt, kann diese Weiterentwicklung nicht lange in der Viertklassigkeit stattfinden.

   

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