Die größten Transfer-Enttäuschungen des Sommers
In zwei Teilen haben wir die wertvollsten Neuzugänge der 20 Drittligisten vorgestellt. Doch längst nicht jeder Transfer aus dem Sommer brachte die erhoffte Wirkung – einige Spieler fanden sich bei ihren neuen Clubs bisher überhaupt nicht zurecht. Wir haben – gemessen an den Erwartungen vor Saisonbeginn – zwölf Transfer-Enttäuschungen zusammengestellt.
Dieser Transfer kannte sportlich nur Verlierer: Lion Schweers verlängerte seinen auslaufenden Vertrag in Münster nicht – die Preußen könnten einen starken Innenverteidiger nun gut gebrauchen. Schweers spekulierte auf ambitionierte Klubs, schließlich wurde es Würzburg. Bei den Rothosen absolvierte der 23-Jährige aber nur 150 Einsatzminuten in fünf Spielen. Und das, obwohl die Abwehr des FWK in der Hinrunde wahrlich nicht das Prunkstück der Mannschaft war.
Bei den Sportfreunden Lotte passte die Rolle des Mittelfeldgestalters Andre Dej perfekt zu seinen Fähigkeiten – schon der anschließende Wechsel zu Jahn Regensburg war aus seiner Sicht ein Flop, er blieb dort ohne Einsatz. Bei Aufsteiger Viktoria Köln sollte es zurück in der 3. Liga den Neustart geben, zwischenzeitlich mauserte sich Dej auch zum Stammkraft. Im Verlauf der Hinrunde spielte der 27-Jährige dann aber immer seltener, obgleich die schwachen Ergebnisse allen Grund gegeben hätten, ihm eine neuerliche Chance zu gewähren.
In Chemnitz lösten zwei frische Transfers ihre Verträge wieder auf: Marcelo de Freitas, gekommen aus Cottbus, nahm schon Ende August den Flieger gen Südwesten und siedelte sich beim portugiesischen Zweitligisten Nacional Madeira an. Thomas Doyle wurde im Juli aus Neuseeland verpflichtet – sechs Spiele absolvierte der Außenverteidiger für die Himmelblauen. Dann packte ihn auf der anderen Seite des Erdballs das Heimweh, Ende November wurde der Vertrag wieder aufgelöst.
Das Schicksal des Marian Sarr ist vielen interessierten Drittliga-Fans sowie Lesern unserer Seite bestens bekannt. Im ersten Spiel der Saison unterliefen ihm gegen den FC Ingolstadt gleich zwei Eigentore, sodass die Gäste die Partie ohne eigens erzielten Treffer mit 2:1 gewannen. An diesem Erlebnis hatten Jena sowie Sarr selbst lange zu knabbern. Der Innenverteidiger kam nicht wieder in Form, stand zuletzt im August im Kader und wurde zwischenzeitlich in die zweite Mannschaft degradiert. In der Rückrunde soll er eine neue Chance erhalten.
Mit der Erfahrung aus neun Drittliga-Spielzeiten wird sich der KFC Uerdingen von Flügelstürmer Tobias Rühle mehr erhofft haben als bislang sieben Einsätze über knapp 200 Spielminuten, in denen der 28-Jährige zumindest zwei Torvorlagen zum Erfolg beitrug. In der Startelf stand Rühle nur zu Beginn der Saison, der bislang letzte Einsatz liegt auch schon drei Monate zurück.
Genau 29 Tage hielt die Beziehung zwischen dem belgischen Stürmer André Naudts und der SpVgg Unterhaching: Am 5. Juni verpflichtet, löste er seinen Vertrag am 4. Juli wieder auf und wechselte zurück in die Heimat zum belgischen Zweitligisten Lommel SK. Der Grund dafür: die Sehnsucht nach dem Land, in dem er aufgewachsen war. Davon konnte sich Haching natürlich wenig kaufen.
Zwar kam José-Junior Matuwila "nur" vom Absteiger Cottbus, dort aber war der schnelle Innenverteidiger ein Leistungsträger. Bei den Roten Teufeln zeigte der Angolaner allerdings vermehrt seine technischen Schwächen, sah bei einigen Gegentoren äußerst unglücklich aus und musste seinen Stammplatz unter Boris Schommers folglich räumen – seit Mitte Oktober stand er nicht mehr im Kader. Ein Wechsel in der Winterpause scheint wahrscheinlich, Preußen Münster gilt als Interessent.
Auch Adam Straith, zuvor Abwehrchef bei Absteiger Sportfreunde Lotte, hat sich seinen Wechsel an die Ostseeküste anders vorgestellt. Nach den ersten vier Saisonspielen wurde der Kanadier aus der Startformation beordert und durfte seitdem kein einziges Ligaspiel mehr bestreiten. Selbst die schwache Phase seit Anfang November brachte ihn nicht zurück auf die Liste von Trainer Jens Härtel. Ob er nochmal rankommt?
Die Karriere des 26-jährigen Lucas Röser stagniert seit der Saison 2017/18, als er bei Dynamo Dresden ein ordentliches erstes Zweitliga-Jahr absolvierte. Auch der Wechsel zurück in die 3. Liga, in der er sich mit Großaspach einst in den Fokus gespielt hatte, hat sich überhaupt nicht ausgezahlt: Beim 1. FC Kaiserslautern hat Röser in 13 Punktspielen noch kein Tor erzielt, einzig im Verbandspokal war der gebürtige Ludwigshafener bislang treffsicher.
Sie werden meist in einem Zug erwähnt: Gleich drei Torjäger anderer Klubs (Meppen, Würzburg, Münster) warb Braunschweig in seiner Transfer-Offensive des vergangenen Sommers auf einen Schlag ab. Als Trio kam von ihnen zu wenig: Kobylanski weist noch die besten Werte auf (sieben Tore, fünf Vorlagen). Neun seiner zwölf Scorerpunkte sammelte er allerdings bereits an den ersten acht Spieltagen, anschließend fiel er deutlich ab und musste gegen Magdeburg erstmals 90 Minuten auf der Bank verharren. Nick Proschwitz, im Sturmzentrum gesetzt, kommt nur auf vier Tore – zu wenig. Ademi überzeugte in den wenigen Startelf-Einsätzen nicht und hat erst elf Mal gespielt – nun kann er den Verein bereits wieder verlassen. Dass der BTSV trotz dieser Transfers mit seiner Offensivleistung unzufrieden sein würde, hatte vor der Saison kaum jemand erwartet.
Für einen Stürmer hat John Verhoek eine schlimme Negativserie aufzuweisen: Seit 36 (!) Ligaspielen für Heidenheim, Duisburg und nun Hansa Rostock hat der Niederländer nicht mehr getroffen. Der ganz große Torjäger war der 30-Jährige zwar nie, er verfügt aber doch über jahrelange Erfahrung in der 2. Bundesliga. So ist die Bilanz von Verhoek, der nur einmal über 90 Minuten spielen durfte, ziemlich enttäuschend. Doch auch wenn der Niederländer deutlich hinter den Erwartungen blieb, ist er weiterhin fest eingeplant.
Kurios erschien das Wechselspiel um Innenverteidiger Andreas Maxsö, der mit einem Marktwert im Millionenbereich die 3. Liga aufhorchen ließ, als Uerdingen beim früheren Spieler des FC Zürich zuschlug. Doch der Däne, der Anfang Juli beim KFC vorgestellt worden war, absolvierte nur fünf Spiele, dann wechselte er Anfang September plötzlich nach Auflösung des Vertrags zu Bröndby Kopenhagen. Maxsö gab persönliche Probleme als Wechselgrund an. Ein Top-Spieler, der schnell wieder weg war: Die größte Enttäuschung des Sommers.