Die besten Spiele des Jahres: Platz 1

Auf insgesamt 380 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2019 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus diversen Gründen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top20-Bilanz gebündelt. Heute: Platz 1.

1:3 nach 42 Minuten

Eigentlich war die Saison 2019/20 aus Drittliga-Perspektive schon am zweiten Wochenende durchgespielt. Mehr geht nicht. Wir lassen uns in der Rückserie gerne eines Besseren belehren, aber wer soll dieses hochdramatische, völlig bescheuerte, mitreißende 5:4 der SpVgg Unterhaching gegen die Würzburger Kickers toppen? Hier ist unser Spiel des Jahres 2019.

Wer als Auswärtsfan zu spät ins Stadion kam oder als Heimfan zu früh jenes verließ, der sollte am 27. Juli jede Menge verpassen. Es war eines dieser Spiele, die einen würdigen Platz in der Vereinshistorie erhalten sollten – zumindest in der des Siegerteams, in diesem Fall der Spielvereinigung Unterhaching. Ein 5:4 nach 2:4-Rückstand. Präsident Manfred Schwabl, der inmitten des Jubels die Arme über dem Kopf verschränkte und nicht recht zu fassen schien, was sich allen voran in den Schlussminuten im Sportpark ereignet hatte. Aber der Reihe nach.

3.250 Zuschauer – nur – sahen, wie Luke Hemmerich mit der ersten Chance das 1:0 für Würzburg besorgte: Ein direkter Freistoß wurde unhaltbar für Nico Mantl abgefälscht (4.). Als Mantl, der sich im Verlauf der Hinrunde zum absoluten Hachinger Rückhalt zwischen den Pfosten wurde, wenig später unnötig ins Dribbling gegen Luca Pfeiffer ging und ihm dabei ein Fehler unterlief, stand es 0:2 (8.), es sah bereits düster aus für die Hausherren. Stefan Schimmer brachte mit seinem Anschluss neue Hoffnung (34.), allerdings blieben beide Defensivreihen vieles schuldig und so hatte es Dominik Widemann auf Würzburger Seite recht leicht, noch vor der Pause zwei Abwehrspieler auszutanzen und auf 3:1 zu stellen (42.). Der Halbzeitstand? Nein, weil Schimmer – der noch in der Sommertransferphase zu Zweitligist Heidenheim wechselte – das 2:3 (45. +2) markierte und Haching mit viel Willen, die Begegnung noch zu drehen, in die Kabinen verschwand.

Völlig irre Schlussphase

Doch auch die zweiten 45 Minuten begannen mit einer Einladung der Hachinger Abwehrspieler: Widemann erhielt viel zu viel Raum und nutzte diesen auf Vorlage von Pfeiffer zum 4:2 (48.). Der sportlichen kalten Dusche folgte ein unsanfter Guss von oben. Nach 55 Minuten schickte Schiedsrichter Christof Günsch alle 22 Spieler wegen eines heftigen Unwetters zurück in die Katakomben, während die Auswärtsfans die sommerliche Abkühlung bei nacktem Oberkörper genossen. 18 Minuten passierte gar nichts, dann traf Hemmerich nach Wiederaufnahme des Spiels für die Gäste die Oberkante der Latte – es hätte das Würzburger 5:2 sein können. Doch alles kam völlig anders.

In der 88. Minute, womöglich hatte sich manch Anhänger der Heimelf schon mit der Niederlage abgefunden und auf den Heimweg begeben, nutzte Unterhaching ein weiteres Mal die fehlende Abstimmung der Würzburger Verteidigung, Christoph Ehlich traf an mehreren Abwehrbeinen vorbei zum 3:4-Anschluss. Zwei Minuten später: Alexander Winkler nahm sich den Ball bei einem direkten Freistoß nahe der Sechzehnerlinie, donnerte diesen an den Pfosten – vom Rücken des Torhüters Eric Verstappen prallte der Ball ins Netz. Jetzt standen die Zuschauer auf den Sitzen, die Begegnung war schon jetzt denkwürdig. Durch Moritz Heinrich wurde sie schließlich historisch: Der Neuzugang aus Münster stand beim finalen Angriff gegen entkräftete Würzburger im Strafraum blank und musste nur noch einschieben (90. +2) – 5:4! Mehr als 500.000 Zuschauer weist das Highlight-Video aus dem Sommer mittlerweile auf. Besseres Marketing als diese Aufholjagd hätte die SpVgg für ihren Klub kaum liefern können. Kurios: Schon bei den Spielen der Saison 2018/19 ging Platz 1 an Haching.

 

Weiterlesen: Plätze 20-11 // 10-4 // 3 // 2

   
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