Die besten Spiele des Jahres: Platz 10 bis 4

Auf insgesamt 380 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2019 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus diversen Gründen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top20-Bilanz gebündelt. Heute: Die Plätze 10 bis 4.

Info: Die Plätze 3 bis 1 werden in den nächsten Tagen bis zum 31. Dezember veröffentlicht.

Ein "Sechs-Tore-Spektakel" nannte der "Kicker" das äußerst unterhaltsame Aufeinandertreffen zwischen dem Halleschen FC und dem SV Meppen Ende Oktober, dem nur ein Sieger fehlte. Durch Tore von Pascal Sohm und Terrence Boyd war der HFC früh mit 2:0 in Führung gegangen, nach 20 Minuten deutete sich ein souveräner Heimsieg an – auch weil Meppen erst in den Folgewochen so richtig auftrumpfen sollte und damals als Tabellendreizehnter noch recht unscheinbar unterwegs war. Mit dem Anschluss durch Deniz Undav schöpfte der SVM Leben, Steffen Puttkammer glich nach 36 Minuten aus. 2:2! Doch die Meppener Freude wurde jäh gestoppt, als Keeper Eric Domaschke ein Blackout unterlief und dieser außerhalb des Strafraums mit den Händen klärte (40.) – Platzverweis. Doch selbst in Unterzahl hatten die Emsländer auf die neuerliche Führung von Julian Guttau nach einer Stunde noch eine Antwort, Hassan Amin verwandelte einen Elfmeter zum 3:3-Endstand – ein tolles und kurzweiliges Match.

 

Es war ein schmaler Grat zwischen tristen Heimspielen des Aufsteigers aus Baden und dem einen oder anderen Spektakel. Letzterer Kategorie durfte eindeutig das 4:3 gegen den Chemnitzer FC am 20. Spieltag der Saison 2019/20 zugeordnet werden. Zunächst waren die Himmelblauen die bessere Mannschaft und ließen sich auch vom 1:0 durch Mounir Bouziane nach zehn Minuten nicht beirren: Rafael Garcia und Philipp Hosiner drehten die Begegnung rasch auf 2:1, dann glich Ex-Chemnitzer Kevin Conrad aus, dann schlug Hosiner wieder zu – und rührte wie Serge Gnabry beim Torjubel mächtig im Kochtopf. Was für eine erste Halbzeit! Aber Mannheim, das sich daheim bis dato eher selten mit Ruhm bekleckert hatte, bewies Moral und schaffte durch ein herrliches Tor von Maurice Deville das 3:3 (53.). Als das Remis fast besiegelt schien, schlug die Stunde des glücklosesten Drittliga-Stürmers: Kevin Koffi, bis dahin in 19 Spielen trotz bester Chancen ohne Treffer, stand goldrichtig und schoss Mannheim mit Festtagsstimmung in die Winterpause.

 

Nach dieser Partie war klar, dass Sascha Hildmann als Trainer des 1. FC Kaiserslautern keine Zukunft mehr haben würde. Sechs Tore kassierte ein in der Defensive desolater FCK beim SV Meppen, Auflösungserscheinung wurden deutlich. Viel gibt es über diese Begegnung kaum zu sagen, außer, dass es für Meppen das vielleicht grandioseste Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte und für die Roten Teufel das zugleich größte Debakel war. Es ist schwer zu glauben, dass beide Mannschaften nun ihn ähnlichen Tabellengefilden unterwegs sind und um den dritten Platz mitspielen. Der Vollständigkeit halber noch kurz die Torschützen: Valdet Rama (3.) traf zur Führung, die Florian Pick egalisierte (11.). Statt des moralischen Vorteils brach Lautern in der Folge auseinander: Hasan Amin (19.), Luka Tankulic (26.) sowie nach dem Seitenwechsel Markus Ballmert (52.), nochmals Rama (61.) und Florian Egerer (81.) schossen den Kantersieg heraus. Sechs Meppener Tore ohne Deniz Undav – ja, auch das gab es in dieser Wahnsinns-Hinrunde.

 

Spiel eins nach der Entlassung von Stefan Krämer beim KFC Uerdingen hätte die gesamte Spielzeit des von Investor Mikhail Ponomarev geführten Klubs verändern können. Denn lange sah es danach aus, als würde sich Uerdingen mit einem Auswärtssieg in Meppen rasch rehabilitieren können, als erst Maximilian Beister (47.) und dann Osayamen Osawe (75.) einen 2:0-Vorsprung brachten – und der sollte doch für den Sieg genügen, oder? Mitnichten. Nick Proschwitz köpfte nach 84 Minuten den 1:2-Anschluss, plötzlich standen die gut 6.000 SVM-Fans alle – und tobten beim 2:2-Ausgleich von Max Kremer nach 88 Minuten. Doch die furiose Aufholjagd war noch nicht zuende: Dominic Maroh verschuldete einen Handelfmeter, Proschwitz verwandelte in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 3:2-Endstand – es war nicht weniger als der emotionalste Meppener Moment seit dem Drittliga-Aufstieg.

 

Das erste Halbjahr des FCK verlief erst ziemlich dürftig, ehe Lautern unter Boris Schommers in den finalen Wochen des Jahres das Gaspedal völlig unerwartet durchdrückte und mit fünf Siegen am Stück die vordere Tabellenhälfte erklomm. Inmitten des schwachen Auftakts aber zeigten die Pfälzer gegen Bundesligist Mainz 05 eine starke Leistung und belohnte sich für diese – wenn auch mit etwas Glück. Mehr als 40.000 Zuschauer bildeten die würdige Kulisse für das Südwestduell, in das sich Lautern zunächst hineinarbeiten musste, Mainz vergab Chancen, ehe der FCK mutiger wurde und Paroli bot. Zur Führung brauchte es dann allerdings einen unberechtigten Elfmeter: Timmy Thiele hatte beim Schussversuch den Gegner getroffen, war dann gefallen – eine klare Fehlentscheidung. Manfred Starke traf (63.), später machte Florian Pick mit dem 2:0 alles klar (90. +2).

 

Es war der ultimative Kaltstart in die Saison: Aufsteiger Viktoria Köln reiste frohen Mutes zum Auswärtsspiel nach Rostock – stimmungsvoller kann das Unterfangen 3. Liga kaum beginnen. Das Problem: 20 Minuten lang lauschten auch die elf Spieler offenbar gebannt den Klängen des Ostseestadions, fingen sich in dieser Zeit aber bereits drei Gegentore. Ein Eigentor des Bernard Kyere (9.) sowie Treffer von Pascal Breier (13.) und Aaron Opoku (19.) brachten die Kogge-Fans früh in Hochstimmung – es lief fast zu gut, mochte sich manch Skeptiker denken. Und sie sollten recht behalten: Albert Bunjaku netzte schnell zum 1:3-Anschluss (27.), was der Viktoria Aufwind gab und den verschlafenen Auftakt vergessen ließ. Kevin Holzweiler (49.) legte den Anschluss nach, und nach gut einer Stunde hatte Bunjaku das 0:3 schon egalisiert. Hätte danach ein Team – egal welches – noch den Siegtreffer erzielt, diese Partie wäre zu 100 Prozent in unserer Top-3-Auswahl gelandet.

 

Zu einem Zeitpunkt, als beide Teams noch munter auf den Klassenerhalt hofften, duellierten sich die späteren Absteiger aus Cottbus und Köln in einem denkwürdigen Nervenkrimi mit sieben verschiedenen Torschützen. Zunächst waren es die Gastgeber, die durch Jürgen Gjasula in Führung gingen. Die Antwort der Gäste ließ nicht lange auf sich warten: Robin Scheu glich nach 20 Minuten aus. Doch auch Energie ließ sich von diesem Rückschlag überhaupt nicht beeindrucken: Marcelo de Freitas konterte mit einem Volleyschuss und dem 2:1 – es waren erst 23 Minuten gespielt. Dann patzte die Cottbusser Defensive und produzierte ihrerseits einen überflüssigen Elfmeter, Moritz Fritz verwandelte zum 2:2 für die Fortunen kurz vor der Pause. Und dann ruhte die Begegnung, das sogar bis weit in die zweite Halbzeit. Köln allerdings erspielte sich die Feldüberlegenheit und ging, wenn auch glücklich, durch ein Eigentor von Cottbus-Stürmer Dimitar Rangelov in Führung (74.), als der Routinier einen gegnerischen Freistoß unhaltbar für Rauhut ins eigene Tor abfälschte. Energie schien geschlagen – bis sich Fabian Holthaus, von Beruf Verteidiger, einen Freistoß zurechtlegte und das Leder aus 30 Metern ins Kreuzeck hämmerte. 3:3! Das Stadion kochte, der Glaube an den Sieg und einen wichtigen Schritt in Richtung rettendes Ufer war groß. Und dann kam es noch besser, als Streli Mamba wenige Minuten vor dem Schlusspfiff eine scharfe Hereingabe am zweiten Pfosten ins Tor schob und das Stadion der Freundschaft endgültig zum Ausflippen brachte.

 

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