Die besten Spiele des Jahres: Platz 20 bis 11

Auf insgesamt 380 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2019 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus diversen Gründen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top20-Bilanz gebündelt. Zum Auftakt die Plätze 20 bis 11.

Info: Die Plätze 10 bis 1 werden in den nächsten Tagen bis zum 31. Dezember veröffentlicht.

Das wohl schlimmste Fußballspiel seines Lebens erwischte Marian Sarr am ersten Spieltag der laufenden Saison als Innenverteidiger bei Carl Zeiss Jena: Auf die 1:0-Führung von René Eckardt nach 56 Minuten folgten zwei Eigentore, die die Thüringer gegen Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt binnen der darauffolgenden Viertelstunde die drei Punkte kosteten. Beide Male war Sarr der Pechvogel – das hatte es in der 3. Liga zuvor noch nie gegeben. Sowohl den Klub als auch den Spieler beeinflusste dieses Spiel in der Folge sehr: Jena erwischte eine furchtbare Startphase und überwintert als Letzter der Tabelle, Sarr wurde bei Carl Zeiss wenige Wochen danach aussortiert und ist einer der ersten Wechselkandidaten in der Wintertransferphase.

 

Tore satt, aber wenig Spannung: Dafür stand das 2:5 zwischen dem vermeintlich favorisierten HFC und den Würzburger Kickers, die in ihrer enorm schwankenden Hinrunde an der Saale ihre wohl beste Leistung erwischten. Kaum ein Zuschauer hätte erwartet, dass die Rothosen nach 37 Minuten souverän mit 3:0 in Führung liegen würden: Fabio Kaufmann, Sebastian Schuppan und Albion Vrenezi hatten getroffen. Pascal Sohm verkürzte zwar noch vor der Pause, ein echtes Aufbäumen aber gab es nicht – und hinten stand die Tür weiter offen: Abermals Vrenezi und Pascal Sontheimer erhöhten gar auf 5:1, ein verwandelter Elfmeter von Bentley Baxter Bahn war eine Viertelstunde vor dem Ende nicht mehr als Schadensbegrenzung für den restlos enttäuschenden Halleschen FC.

 

Obgleich es nicht das deutlichste Ergebnis der Saison war, so war es wohl die klarste Demütigung, die der KFC Uerdingen am ersten Märztag in Sachsen-Anhalt erfahren musste. Nach einer völlig indiskutablen Vorstellung, die gerade in der Defensive phasenweise dem Auftritt eines Siebt- oder Achtligisten glich, wurde Uerdingen folgerichtig vom Aufstiegskandidaten aus Halle abgeschossen. Dass dieser nur vier Tore erzielte, lag einzig an der äußerst schwachen Chancenverwertung: Einladungen, um das Torkonto zu verdoppeln, gab es von Seiten der Krefelder reichlich. So waren es "nur" die Tore von Bentley Baxter Bahn per umstrittenem Elfmeter (8.), Mathias Fetsch (13./34.) und abermals Bahn vom Strafstoßpunkt aus (76.), die Halle einen deutlichen Sieg bescherten und Uerdingens Krise verschärften.

 

Vor Anpfiff dieses Montagsspiels durfte nicht unbedingt ein Spektakel erwartet werden: Zwickau empfängt nominell favorisierte Gegner bekanntlich gerne kompakt und robust, um ihnen die Stärken zu nehmen. Lautern hatte seinerseits mit mangelnder Konstanz zu kämpfen und sollte später in der Hinrunde noch ein tiefes Tal durchschreiten. An diesem Abend funktionierte aber in der Offensive fast alles: Timmy Thiele und ein Eigentor von Ali Odabas brachten die 2:0-Pausenführung, ehe es nach dem Seitenwechsel richtig wild wurde: Thiele erhöhte auf 3:0, die Partie schien nach 52 Minuten durch. Fabio Viteritti brachte neue Hoffnung (68.) mit dem 1:3, Florian Pick legte das 4:1 nach (71.), Elias Huth verkürzte nochmals (73.). Die Tore fielen im Rhythmus eines Handballspiels! Als René Lange vier Minuten vor Spielende per Elfmeter Zwickau auf 3:4 heranbrachte, sorgte sich der Gästeanhang endgültig um den sichergeglaubten Sieg. Erst Christian Kühlwetters Konter in der Schlussminute ließ den FCK durchatmen.

 

Fast schon abgestiegen war die SG Sonnenhof vor dem vorletzten Spieltag – und hatte deshalb Trainer Florian Schnorrenberg, dem die Wende zum Guten nicht mehr zugetraut worden war, vor dem Heimspiel gegen Zwickau entlassen. Interimstrainer Markus Lang sah jedoch ein plötzliches Feuerwerk der über die ganze Saison offensivschwachen Aspacher: Makana Baku erzielte die 1:0-Führung, die Ronny König ausglich. Doch vor dem Seitenwechsel schlug die SGS bereits doppelt zurück, Dominik Pelivan traf per Elfmeter und der bockstarke Timo Röttger per Abstauber zum 3:1 kurz vor der Pause. Danach verkürzte der FSV zwar und spielte zwischenzeitlich gefälliger, doch Großaspach blieb dran und nutzte nahezu jede Chance: Pelivan erhöhte mit dem zweiten Strafstoß auf 4:2, Timo Röttger schraubte gut zehn Minuten vor dem Schlusspfiff den Deckel drauf. Eine Woche später schaffte Sonnenhof Großaspach den Ligaverbleib.

 

Am Ende einer höchst turbulenten Spielzeit durfte Eintracht Braunschweig über jeden einzelnen erzielten Punkt froh und stolz zugleich sein, denn jeder Punkt war bitter nötig. So auch der, den der BTSV in einem tollen Fußballspiel gegen Preußen Münster hart erkämpfte: Nach gutem Start der Eintracht hatte Münster das Kommando übernommen und effektiv eine 2:0-Führung herausgespielt. Benjamin Kessel verkürzte schnell auf 1:2, doch nach 55 Minuten erhöhte Neu-Braunschweiger Martin Kobylanski mit seinem fünften (!) Tor gegen den BTSV in Hin- und Rückspiel auf 3:1. In der Hinrunde hätte das wohl den Knockout bedeutet, doch die Niedersachsen wehrten sich, robbten sich durch Felix Burmeisters platzierten Schuss nach 70 Minuten nochmals heran. Und dann kam Julius Dükers dritter Streich: Der Joker, der bereits zweimal in der Nachspielzeit einen Zähler gerettet hatte, netzte auch gegen Münster in der 92. Spielminute zum 3:3-Endstand. In der Schlussabrechnung war jeder Treffer Gold wert.

 

Sogar um den Klassenerhalt bangen musste 1860 München kurz nach der 2:5-Schmach in Zwickau, der fünften Pflichtspielniederlage in Folge. Schon nach zwei Minuten brachte Ronny König den FSV per Kopfball – wie auch sonst – in Führung, Daniel Wein schlug rasch für die Löwen zurück. Dann aber zog Zwickau abermals das Tempo an: Toni Wachsmuth besorgte die 2:1-Führung per Elfmeter – wie auch sonst – und Davy Frick legte kurz nach dem Seitenwechsel gar das 3:1 nach. Zwar verkürzten die Löwen durch Sascha Mölders, doch der an diesem Tag alles überragende Frick stellte per Kopf auf 4:2. Lion Lauberbach machte aus dem ohnehin gelungenen Nachmittag einen sächsischen Feiertag, 1860 kassierte neben fünf Gegentreffern auch noch eine Gelb-Rote Karte für Felix Weber. Ein völlig gebrauchter Spieltag.

 

Es war der wohl schönste Moment in der kurzen Zeit des Stefan Krämer als Trainer beim 1. FC Magdeburg. Nach einem mäßigen Saisonauftakt dürstete es die Anhängerschaft im eigenen Stadion nach einem überzeugenden Sieg, um die Stimmung nicht frühzeitig zu dämpfen. Und die Mannschaft lieferte – schon zur Pause stand es 4:0, das Spiel war entschieden. Dabei hatte mit Aaron Berzel ein Münchner Löwe den Anfang gemacht, als dieser per Kopf ins eigene Tor traf (10.). Die zwei gefährlichsten Magdeburger der Hinrunde, Christian Beck (28./41.) und Sören Bertram (39.) legten im Verlauf der Halbzeit nach und sorgten für spätsommerliche Partystimmung auf den Rängen am Heinz-Krügel-Platz. Mit dem 5:0 durch Björn Rother (74.) deutete sich sogar ein Debakel für 1860 an, ehe Markus Ziereis immerhin noch Ergebniskosmetik betreiben durfte (90.).

 

Heimspiele von Carl Zeiss Jena gegen bayrische Klubs, das scheint zu passen: Nicht nur beim 4:5 gegen Unterhaching im Dezember 2018 gab es reichlich Spektakel, auch gegen Würzburg lieferten sich die Klubs einen hochspannenden Schlagabtausch – allerdings mit dem schlechteren Ende für die Thüringer, dessen Fans Schiedsrichter Markus Wollenweber nach Abpfiff massiv beschimpften und gar einen Stuhl warfen. Dabei sah es nach der frühen 1:0-Führung durch Manfred Starke noch gut aus, vor dem Seitenwechsel aber stellten die Gäste bereits auf 2:1. Nach der Pause besorgte Philipp Tietz nach kurioser Vorlage des Gegners den Ausgleich, eine ganze Weile sah es nach einem Remis aus. Doch nach fast 80 Minuten schlug Caniggia Elva per Kopf für Würzburg zu, vier Minuten später erhöhte Simon Skarlatidis – nach einer recht deutlichen Abseitsposition im Vorfeld – auf 4:2. Jena konnte durch eine Kombination der Brügmann-Brüder nur noch verkürzen, und schimpfte nach Abpfiff umso mehr über den Unparteiischen.

 

Vier Tore, drei Rote Karten, ein Elfmeter: Der Jahresabschluss zwischen dem BTSV und dem FCM war ein wildes Durcheinander – und Schiedsrichter Sven Jablonski war mittendrin. Dabei war nur eine Entscheidung schwer nachvollziehbar: Jablonski deutete nach 29 Minuten mit einer gelben Karte auf den bereits verwarnten Robin Becker, der trotzdem nicht vom Feld gestellt wurde – dafür aber Sirlord Conteh vom FCM, der überflüssig nachgetreten hatte. Später erwischte es auch Thore Jacobsen, der Patrick Kammerbauer mit dem Stollen im Gesicht traf. Und Marc Pfitzner, den Jablonski tatsächlich verwarnt hatte und der danach ebenso überflüssig meckerte. Statt neun gegen elf war auch der BTSV eine halbe Stunde dezimiert. Tore gab es vor ausverkauftem Haus an der Hamburger Straße übrigens auch noch: Das Braunschweiger 1:0 per Elfmeter (Pfitzner) egalisierte Christian Beck im direkten Gegenzug, und auch auf das 2:1 durch Benjamin Kessel hatte der FCM wenig später durch Björn Rother die passende Antwort.

   
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