Saisonfazit Cottbus: Vom Aufstiegskandidaten zum Absteiger

Der FC Energie Cottbus wird in der kommenden Saison nicht mehr drittklassig spielen. Am 38. und letzten Spieltag verloren die Lausitzer das Schicksalsspiel gegen den FSV Mainz 05 II und müssen damit den bitteren Weg in die Regionalliga Nordost antreten. Die Gründe für diese Entwicklung lassen sich jedoch deutlich früher finden. liga3-online.de blickt im Folgenden auf die Saison der Lausitzer zurück.

Das lief gut:

Was lief gut? Nichts lief gut! Energie Cottbus ist abgestiegen und hat damit nicht nur die eigenen Erwartungen völlig verfehlt, sondern muss sich nun auch noch dem Worst Case Szenario stellen und unter schweren Bedingungen den Wiederaufstieg realisieren. Ob Trainerentscheidungen, Wintertransfers oder sonstige Maßnahmen: Alles lief schief, was sich der FCE erhofft hatte. Der Abstieg kommt nicht von ungefähr, sondern ist die logische Konsequenz einer ganzen Kette von Fehlern. Wobei: Hervorzuheben bleibt immerhin, dass Cottbus spätestens unter Claus-Dieter Wollitz regelmäßig auf die eigene Jugend setzte – und diese Spieler, ob Jonas Zickert, Philipp Knechtel oder Felix Geisler, sie enttäuschten nicht.

Das lief schlecht:

Die Offensivleistung. 32 Treffer erzielte Energie Cottbus letztlich in 38 Partien, das ist nicht drittligatauglich. Vor allem nicht, wenn man die Möglichkeiten betrachtet, mit denen die Lausitzer in die Saison gegangen sind. Mit Richard Sukuta-Pasu, Patrick Breitkreuz oder Sven Michel war die individuelle Qualität in der Offensive mehr als ausreichend.

Die Trainerentscheidungen: Die frühzeitige Entlassung von Stefan Krämer kam wohl deutlich zu früh, er fand in Erfurt sein Glück. Vasile Miriuta erbrachte keine Verbesserung, verpflichtete fragwürdige Spieler und ging zu spät. Als „Pele“ Wollitz dann das Ruder übernahm, war der Abstiegskampf längst zu einem Glücksspiel geworden.

Die Heimspiele: Dort ist Energie Schlusslicht. 15 Punkte aus 19 Spielen erbeuteten die Brandenburger – damit kann man die Liga schlichtweg nicht halten.

Der beste Spieler:

Richard Sukuta-Pasu: Er stemmte sich in der Phase, als es richtig eng wurde, vehement gegen den Abstieg. Mit insgesamt zehn Treffern präsentierte er sich als einziger in der Offensive halbwegs tauglich, sorgte im Abschlussspiel gegen Mainz 05 II mit einem Doppelpack für die Wende. Dass es in der Folge nicht mehr reichen sollte, lag gewiss nicht an ihm. Den Willen konnte man Sukuta-Pasu nämlich nie absprechen.

Der schwächste Spieler:

Torsten Mattuschka: Ihn verbindet viel mit seiner Heimat, aber er scheint seinen Zenit überschritten zu haben. Die Fitness von früher ist gewichen, die Torgefährlichkeit nach seinen Standards ebenso. Ein Tor erzielte der 35-Jährige in 23 Einsätzen, der stets zwischen Bank und Startelf pendelte. Bei einem noch ein Jahr laufenden Vertrag wird sich Mattuschka in der Sommerpause noch mal ordentlich motivieren müssen – für die Regionalliga sollten seine Fähigkeiten auch am Ende der aktiven Karriere ausreichen.

Das Saisonhighlight:

Der 2:0-Erfolg über den 1. FC Magdeburg: Die wohl beste Saisonleistung lieferte Energie Cottbus beim souveränen 2:0-Erfolg über den 1. FC Magdeburg ab. Er folgte auf einen Auswärtssieg in Kiel, plötzlich hatte der FCE beste Karten vor dem Saisonendspurt. Sven Michel und Joni Kauko erzielten die Tore vor 8500 Zuschauern, es sollte der höchste Saisonsieg bleiben – und außerdem der vorerst letzte Heimsieg in der 3. Liga.

Das schwächste Spiel:

Das 0:5 gegen die SG Sonnenhof Großaspach: Es stellte ein Potpourri aller Probleme von Energie Cottbus in dieser Saison dar, und das auch noch zum Einstand von Pele Wollitz. Immer wieder rannten die Lausitzer an und fingen sich teils haarsträubende Konter. Zur Pause stand es 0:4, nach 90 Minuten 0:5 aus Sicht der Gastgeber. Was für ein Armutszeugnis der Roten, die auch wegen dieser Partie schlussendlich absteigen müssen. Es fehlte schließlich lediglich ein einziger Sieg.

Bewertung der Transfers:

Energie Cottbus tätigte zahlreiche Transfers vor und während der Spielzeit, fast alle sollten ihren Zweck nicht erfüllen. Hervorzuheben sind noch Joni Kauko, Fabio Kaufmann, Sukuta-Pasu und Patrick Breitkreuz, die ihren Part solide spielten. Dem entgegen stehen Leute wie Mounir Bouziane, Sergi Arimany, Valentin Cretu oder Andrei Lungu, die nur eine geringe oder gar keine Rolle spielten. Besonders im Winter hätte das vorhandene Geld viel sinnvoller eingesetzt werden müssen.

Bewertung der Trainer:

Unter Stefan Krämer erwischten die Lausitzer einen hervorragenden Start, der allerdings nur zwei Spiele währte. Acht Runden später war er Geschichte, Vasile Miriuta übernahm. Sein Engagement war zwar stets leidenschaftlich, eine spürbare und ersichtliche Fortentwicklung führte der Rumäne allerdings nicht herbei. Es dauerte vielleicht zu lange, bis sich die Vorstandreihe entschließ, ihm den Laufpass zu geben. Seit Claus-Dieter Wollitz zurück am Stadion der Freundschaft ist, stimmt jedenfalls die Leidenschaft. Er würde dem Neuanfang in Brandenburg sehr gut zu Gesicht stehen.

Fazit:

Wer nach 38 Spieltagen auf dem 19. Platz steht und damit absteigt, der darf sich nicht wundern und auch keine Ausreden mehr suchen. Drei Trainer hatten allesamt die Möglichkeit, Energie Cottbus aus der Misere zu befreien und müssen sich vorwerfen lassen, dies nicht geschafft zu haben. Die Fans standen vorbildlich hinter ihrer Elf, der Frust nach Saisonende ist allzu verständlich. Denn: Beim FC Energie ist schlichtweg fast alles schief gelaufen, was schief laufen konnte und der erstmalige Fall in die Viertklassigkeit die logische, wenngleich sehr bittere Konsequenz.

Ausblick auf die kommende Saison:

Der FC Energie Cottbus steht vor einem gewaltigen Neuanfang. Der teure, aber ineffektive Drittliga-Kader wird zu großen Teilen gehen, die angesprochen Youngster möglicherweise zum Symbol der Wiederauferstehung in der Regionalliga Nordost werden. Das Ziel kann nur der direkte Wiederaufstieg heißen – doch der ist aufgrund der Aufstiegsspiele selbst als Meister nicht garantiert. Jammern hilft jedoch nicht weiter: Diese Suppe, die sich der Verein in der Saison 2015/2016 eingebrockt hat, muss nun in mühsamer Arbeit ausgelöffelt werden.

 

 

   
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