Kommentar: Peter Vollmann und das bröckelnde Denkmal

Als am Sonntagvormittag die Spieler des F.C. Hansa Rostock vom morgendlichen Auslaufen ohne ihren Chefcoach Peter Vollmann wieder das Stadion erreichten und auch letzterer an beiden Trainingseinheiten am Montag fehlte, brodelte es schon wieder in der Gerüchteküche in Rostock. Peter Vollmann jedoch befand sich auf Spielersuche in Finnland – ein Termin, der langfristig geplant war. Auf der Suche nach frischem Blut, das der stark angeschlagenen Kogge eventuell gut tun könnte, ging man doch am 13. Spieltag der 3. Liga bei den Stuttgarter Kickers gepflegt baden. Es war nicht die Tatsache, dass man bei den Schwaben verloren hatte sondern vielmehr das wie, was die Fangemeinde an der Ostsee nach dem Spiel beschäftigte.

3:0 nach dreißig Minuten – Totalausfall der Defensive

Fünf Niederlagen aus den sechs vergangenen Partien – diese Negativbilanz klingt ernüchternd. So ernüchternd, dass die Fans nach einer halben Stunde bei einem Spielstand von 3:0 für die Kickers ins Stadioninnere drängten und nur von den anwesenden Ordnern zurückgehalten werden konnten. Kurze Zeit später entfernten die knapp 900 mitgereisten Anhänger Fahnen und Spruchbänder und setzten ihren Protest still und geschockt ob des Spielstandes fort. Wieder einmal waren es haarsträubende Abwehrfehler, die die Kogge ins Schlingern brachten. Die Defensive, in der Mittelfeldspieler Kai Schwertfeger für den verletzten Sebastian Pelzer die linke Seite dicht machen sollte, leistete sich einen groben Schnitzer nach dem anderen. Totalausfall! „Es war die beste erste Halbzeit, die wir je in der 3. Liga gespielt haben“, freute sich Kickers Trainer Horst Steffen zu Recht nach der Partie. Für die Hanseaten, die auch in der zweiten Hälfte nichts mehr zustande bekamen, war es ein weiterer Tiefpunkt nach zig vergangenen.

Existenzbedrohende Erfolglosigkeit

Mit elf Punkten aus dreizehn Spielen sind die Abstiegsränge nur noch einen Punkt entfernt. Der Super-Gau droht in Rostock – der Abstieg in die Viertklassigkeit, welcher möglicherweise existenzbedrohend sein wird. Zu häufige Trainerwechsel anstatt Kontinuität gab es in den vergangenen Jahren. Der Kogge droht der Sturz in die Bedeutungslosigkeit, es geht jetzt nur noch um das nackte Überleben. Jegliche Aufstiegsträumereien der Rostocker sollten endgültig von der Tagesordnung gestrichen werden. Peter Vollmann, der zu Beginn der Saison verpflichtet wurde und mit großen Ambitionen in die Hansestadt kam, steht unter Druck und zu Recht auch in der Kritik. Noch gibt es keine Personaldebatte bei der Kogge; Vorstandschef Michael Dahlmann steht weiterhin hinter dem Chefcoach, nimmt dafür aber die Mannschaft in die Pflicht. Dennoch droht das Denkmal, welches Vollmann sich selbst 2011 mit dem direkten Wiederaufstieg von Hansa in die 2. Bundesliga baute, zu bröckeln. Das Experiment mit dem Wiederkehrer, das stark durch Michael Dahlmann forciert wurde, ist bislang gescheitert. Hansa trifft am Samstag im Achtelfinale des Landespokals auf den Landesligisten Hagenower SV. "Über einen Sieg diskutiere ich erst gar nicht. Der ist sowieso Pflicht“, forderte der Vorstandsboss in den "Norddeutschen Neusten Nachrichten".

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

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