Welche Sommer-Transfers hinter den Erwartungen blieben

Zuletzt haben wir die 20 besten Transfers des vergangenen Sommers vorgestellt. Doch längst nicht jeder Einkauf, längst nicht jede Verpflichtung konnte die Hoffnungen und Erwartungen erfüllen.

Eine recht skurrile Geschichte schrieb Myroslav Slavov, den es vom Chemnitzer FC zum VfR Aalen zog. Als potenzieller Torjäger gekommen, verließ er den Klub schon Ende Juli nach nur 50 Tagen wieder. Der kuriose Grund: Der Stürmer war über die Nicht-Nominierung für den Kader am ersten Spieltag so enttäuscht, dass er um die Auflösung seines Vertrags bat. Etwas mehr Durchhaltevermögen hätte dem 27-Jährigen, der mittlerweile in der dänischen höchsten Spielklasse kickt, nicht geschadet…

 

Über mangelnde Spielpraxis kann sich Innenverteidiger Felix Burmeister nicht beklagen. So stand er in immerhin 15 Spielen für den Letzten aus Braunschweig auf dem Platz, konnte dabei allerdings nur selten überzeugen. Zuletzt, als die Kurve bei der Eintracht endlich leicht bergauf zeigte, verlor der 28-Jährige jedoch seinen Stammplatz. Ihn zurückzugewinnen, wird ob der zahlreichen BTSV-Neuverpflichtungen künftig nicht leicht.

 

Erinnert sich noch jemand an die Saison 2015/16, als Julius Biada für Fortuna Köln 24 Scorerpunkte sammelte und damit mächtig auf sich aufmerksam machte? Danach ging für den heute 26-Jährigen nicht mehr viel, weder in Braunschweig noch jetzt in Kaiserslautern. 13 Einsätze, ein Tor und eine Vorlage sind deutlich zu wenig ob dessen, was Biada selbst wie auch seine Mitspieler bei den Roten Teufeln leisten könnten. Unter Sascha Hildmann spielte Biada bislang zudem kaum eine Rolle.

 

Auch an Christoph Hemlein, immerhin ein etablierter Zweitliga-Spieler, waren die Erwartungen in der Pfalz etwas größer. Er erhielt zwar in den meisten Partien seine Einsatzzeiten, steuerte dafür aber nur mäßige zwei Treffer und eine Vorlage bei. Von einer derart routinierten Kraft, einst tragende Stütze beim Zweitliga-Aufstieg von Arminia Bielefeld im Jahr 2015, darf etwas mehr erwartet werden.

 

Für viel Wirbel sorgte vor Saisonstart der Wechsel von Timmy Thiele hin zum 1. FC Kaiserslautern, der Thieles Arbeitgeber Carl Zeiss Jena damals mit gut 400.000 Euro entschädigte. Geld, das der FCK besser hätte anlegen können? Bislang traf Thiele erst dreimal, kein einziges Mal ging Lautern danach als Sieger vom Feld. Insgesamt kommt der 27-jährige Berliner auf sieben Scorerpunkte. Eine Alptraum-Bilanz ist das zwar nicht, doch wer für Drittliga-Verhältnisse derart viel Geld in die Hand genommen hat, der wird doch etwas enttäuscht sein.

 

Die Erinnerung an die Höchstleistungen von Felix Schiller in der Hinrunde werden sich bei den meisten nur auf ein Pöbel-Video beschränken, das Schiller selbst unangenehm war. Sportlich schaffte es der Neue aus Magdeburg nicht, die ihm zugetraute Führungsrolle beim VfL Osnabrück zu übernehmen. Schlimmer noch: Es brauchte ihn abgesehen von sporadischen vier Startelf-Einsätzen gar nicht, denn Lila-Weiß steht bekanntermaßen ganz oben, hat zudem die beste Defensive. Schiller, der aktuell an einer Schulterverletzung laboriert, muss auf eine bessere Rückserie hoffen.

 

Zwei dicke Transfers leisteten sich die Münchner Löwen als Aufsteiger im Sommer: Adriano Grimaldi startete überragend, ließ ebenso stark nach und will jetzt weg. Stefan Lex, gekommen aus Ingolstadt, nahm ein Stück weit den umgekehrten Weg: Zu Saisonbeginn ging überhaupt nichts, oft wurde er nur für wenige Minuten eingewechselt. Erst im Spätherbst steigerten sich die Einsatzzeiten für den 29-jährigen Rechtsaußen, der zwei Tore und drei Vorlagen erzielte. Er könnte deutlich mehr.

 

Giuliano Modica weiß, wie man aufsteigt: 2015/16 stand er in allen 38 Spielen von Dynamo Dresden über die volle Spielzeit auf dem Rasen. Doch seit dem Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern im Sommer 2017 muss er sich beträchtlich gedulden, auch weil der Argentinier ein physisch labiler Spieler ist, den in den vergangenen Jahren immer wieder mehrwöchige Verletzungen plagten. So auch bei seinem neuen Klub aus Wiesbaden, für den er erst drei Punktspiele absolvierte. Es gibt kaum ein Vorbeikommen am Innenverteidiger-Duo Niklas Dams und Sascha Mockenhaupt.

 

Ob in Jena, Kiel, Rostock, Wiesbaden oder Aalen: Wo Robert Müller unter Vertrag stand, hatte er immer seine Spiele gemacht – meistens 30 oder mehr pro Saison. In diesem Jahr wird es anders aussehen, denn beim KFC Uerdingen ist für den 32-Jährigen kein Platz. Dabei gewannen die Krefelder die beiden Partien mit ihm in der Innenverteidigung sogar. Doch Christopher Schorch, Mario Erb und Dominic Maroh stellen Trainer Stefan Krämer bereits vor ein Luxusproblem. Müller muss kämpfen.

 

Sein Cousin Alexandre ist 65 Millionen Euro wert und erwischt eine starke Saison bei Arsenal London. Romuald Lacazette, ausgeliehen von Darmstadt 98, sucht derweil den Anschluss bei den Münchner Löwen. Fünf Partien hat er erst gespielt – als er vor zwei Jahren in der 2. Bundesliga unter Vitor Pereira für die Löwen kickte, war er monatelang Stammkraft. Heute wirkt er bisweilen übermotiviert, aber nicht diszipliniert genug.

 

Dem 26-jährigen Manuel Janzer ist seit seiner Ausbildungszeit beim VfB Stuttgart der Ruf als Talent ein treuer Begleiter, doch weder in Heidenheim, noch in Kiel noch jetzt in Braunschweig kann er dies regelmäßig auf den Platz bringen. Als Last-Minute-Transfer zur bereits kriselnden Eintracht gekommen, durfte er erst dreimal von Beginn an spielen, schwankte oft zwischen Jokerrolle und Bankwärmer. Sein einziger Treffer, das 3:4 gegen Osnabrück, war der spätere Endstand und brachte keine Punkte.

 

Per Leihe bediente sich Rostock an einem für die 3. Liga ungewöhnlichen Ort: in der englischen Premier League, die höchste Spielklasse auf der Insel. Dort, präziser gesagt in Wolverhampton, fanden sie Phil Ofosu-Ayeh, für den die 3. Liga nach Stationen in Erfurt und Duisburg überhaupt kein Neuland war. Doch als Favorit auf einen Stammplatz gekommen, warfen ihn Verletzungen zurück – nur zwischendurch kam er auf vier Einsätze von Beginn an. Im November plagte ihn die nächste Blessur, seitdem kam der Rechtsverteidiger gar nicht mehr zum Zuge. Nun meldet sich der Abwehrspieler zurück.

 

Bis zum FC Liverpool geschafft hatte es Samed Yesil, der zwischenzeitlich zu einem der bedeutendsten deutschen Offensivtalente hochgejazzt wurde. Die Realität sieht mittlerweile anders aus: Zuletzt bei Panionios Athen unter Vertrag, suchte Yesil nun beim KFC Uerdingen sein Glück, durfte bislang aber exakt zehn Pflichtspielminuten absolvieren – aufgeteilt auf zwei kurze Einsätze im Herbst. Trainer Stefan Krämer wird sich einiges mehr erhofft haben.

 

Auch für Stürmer Patrick Breitkreuz hat sich der Wechsel nicht ausgezahlt. War er bei Energie Cottbus 2015/16 noch Stammkraft, so erwischte er nach seinem Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden zwei verlorene Jahre, von denen das zweite sogar noch das bessere war. Nun, angekommen in Würzburg, konnte er sich noch überhaupt nicht etablieren, kam bei neun Einsätzen fast ausschließlich als Joker zum Zuge und fehlte zum Abschluss eines schwachen Jahres mit einer Muskelblessur.

 

Sogar nur zweimal, davon einmal von Beginn an, spielte Özgur Özdemir für den 1. FC Kaiserslautern. Der Innenverteidiger war von Sonnenhof Großaspach gekommen, flog nach dem 0:2 in Halle aber sofort wieder aus der Startelf, wurde zwischenzeitlich zur zweiten Mannschaft geschickt und hatte zu allem Überfluss auch noch mit mehreren kleinen Verletzungen zu kämpfen. Özdemir wird seine Hoffnungen nun auf Trainer Sascha Hildmann setzen – den kennt er schließlich noch aus Großaspacher Zeiten.

 

Vom genannten Trio wurde vor Saisonbeginn zwar nicht erwartet, dass aus jedem einzelnen ein Stammspieler mit Zehn-Tore-Garantie wird, und doch spielten sowohl Fejzullahu als auch Fasko und Franjic nie die große Rolle. Die bittere Konsequenz: Mit dem Start in die Winterpause wurden alle drei im Sommer erst verpflichteten Profis freigestellt, können sich nun ebenso wie der früher so starke Zweitliga-Verteidiger Gustav Valsvik einen neuen Verein suchen. Fasko hat diesen mit dem tschechischen Erstligisten MFK Karvina bereits gefunden.

 

Über das Scouting der Sportfreunde Lotte sollte diskutiert werden. Offenbar wurde den Westfalen im Sommer so mancher Spieler förmlich angedreht, für den der Drittligist überhaupt keine Verwendung hatte. Viel schlimmer: Als Ex-Trainer Matthias Maucksch mit Vorbereitungsbeginn sein Amt antrat, sortierte er Ebot-Etchi, Plume und Pytlik wieder aus – Lotte hatte erst die Spieler geholt, dann den Trainer, der für sie wiederum keine Verwendung hatte. Letztlich aber schafften es die drei Genannten auch unter Nachfolger Nils Drube nie, zu ernsthaften Alternativen zu werden. Drei ganz merkwürdige Transfers, aus denen der Klub Lehren ziehen muss.

 

   
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