Verhandlung vor Bundesgericht: FCS hofft auf Erdmann-Freispruch
Am heutigen Mittwoch verhandelt das DFB-Bundesgericht die Berufung des 1. FC Saarbrücken gegen das Urteil von Dennis Erdmann, der Mitte September nach Rassismus-Vorwürfen mehrerer Magdeburger Spieler mit einer Sperre von acht Wochen und einer Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro belegt worden war. Der FCS hofft auf einen Freispruch.
Zeugen müssen erneut aussagen
Um 10:30 Uhr wird Achim Späth, der Vorsitzende des Bundesgerichts, die Verhandlung in Frankfurt eröffnen und dabei erneut alle Zeugen hören. Vom 1. FC Saarbrücken sind nach "Bild"-Angaben neben Erdmann auch Sportdirektor Jürgen Luginger sowie die Spieler Manuel Zeitz, Luca Kerber, Adriano Grimaldi, Alexander Groiß und Dominik Ernst geladen. Auch die Magdeburger Spieler, die die Vorwürfe nach dem Spiel am 25. August erhoben hatten, müssen erneut aussagen. Beim ersten Termin Anfang September hatte Magdeburgs Sirlord Conteh zu Protokoll gegeben: "Erdmann hat zu mir gesagt, ich solle mit meinen Eltern zurück nach Ghana paddeln. Und hat mich als N… bezeichnet". Erdmann stritt die Vorwürfe ab: "Das ist unfassbar für mich. Ich habe niemals jemanden rassistisch beleidigt und würde das auch niemals tun." Seine Mitspieler unterstrichen das.
Der 1. FC Saarbrücken setzt nun darauf, dass Späth zu einem anderen Urteil kommt als Stephan Oberholz vom Sportgericht. Dieser hatte Mitte September erklärt: "Für uns haben sich die Vorwürfe in der Beweisaufnahme bestätigt. Dass der Schiedsrichter oder andere Saarbrücker Spieler die Äußerungen von Spieler Erdmann nicht wahrgenommen haben, bedeutet nicht, dass diese nicht gefallen sind. Für bewusste Falschaussagen aller Magdeburger Zeugen und einen Komplott gegen Dennis Erdmann liegen keine Anhaltspunkte vor."
"Geht jetzt nur noch um Dennis' Reputation"
Doch weil die Saarländer die Zeugenaussagen ihrer eigenen Spieler nicht ausreichend gewürdigt sahen und zudem darauf verwiesen, dass das Gericht die Aussage von Magdeburgs Baris Atik als nicht mehr glaubwürdig eingestuft hatte, gingen sie in Berufung – und hoffen nun auf einen Freispruch des 30-Jährigen. "Es geht jetzt nur noch um Dennis' Reputation. Wir hoffen, dass er bald wieder für uns auflaufen kann", so Luginger gegenüber der Zeitung. Trainer Uwe Koschinat ergänzt: "Wir gehen schon davon aus, dass sich das Urteil nur verbessern kann." Sollte es tatsächlich zu einem Freispruch kommen, dürfte Erdmann beim Auswärtsspiel in Halle am Samstag wieder auf dem Platz stehen.
Möglich ist ein Freispruch durchaus – und hat es in einem ähnlichen Fall auch schon gegeben: So war Braunschweigs Robin Becker im April 2019 vom Sportgericht aufgrund einer vermeintlichen rassistischen Äußerung zunächst für fünf Wochen gesperrt worden, ehe das Bundesgericht die Sperre nach einer erneuten Verhandlung aufgehoben hatte. "Aufgrund der heute erstmals vorgelegten weiteren Fernsehaufzeichnung, in der zum ersten Mal der gesamte Vorgang zu sehen war, konnte geklärt werden, dass der Wortwechsel, in dessen Rahmen die schwere Beleidigung gefallen sein soll, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt zwischen diesen Beteiligten stattgefunden hat", so Richter Oskar Riedmeyer, der die Sitzung geleitet hatte. "Deswegen konnte der Nachweis eines Fehlverhaltens des Spielers Robin Becker in dieser Situation nicht geführt werden und der Spieler war freizusprechen."
Rückkehr erst Ende Oktober?
Sollte das Bundesgericht die Berufung nun allerdings zurückweisen, würde Erdmann gesperrt bleiben und dürfte frühestens am 30. Oktober beim Auswärtsspiel in Mannheim wieder auf dem Platz stehen. Dann hätte er insgesamt acht Spiele verpasst, bislang fehlte er bereits sechsmal. Dem FCS bliebe dann noch der Gang vor ein ziviles Gericht.