Dritte Amtszeit als Trainer: Aue holt Dotchev erneut zurück
Einen Tag vor dem Trainingsauftakt am Donnerstag hat Erzgebirge Aue die Suche nach einem neuen Chefcoach abgeschlossen – mit einem überraschenden Ergebnis: Ab sofort wird Pavel Dotchev wieder auf der Bank sitzen. Der Bulgare unterschrieb nach 2015 und 2021 bereits zum dritten Mal bei den Veilchen. Vorerst bis zum Ende der Saison.
Rückkehr nach einem halben Jahr
Unter anderen Jens Härtel und Jan Zimmermann waren zuletzt als neue Aue-Trainer im Gespräch, die Wahl fiel nun aber überraschend auf Pavel Dotchev. "Wir sind der festen Überzeugung, dass diese Lösung eine erfolgreiche werden kann", sagt Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich. "Jeder weiß, dass Pavel Dotchev unseren Verein, unsere Region und die Anforderungen in der 3. Liga bestens kennt. Darum setzen wir auf ihn, auf sein Wissen, seine Erfahrung und sein Können."
Mit 294 Spielen an der Seitenlinie ist Dotchev der Rekordtrainer der 3. Liga. Insgesamt war der Bulgare bereits bei sieben verschiedenen Drittligisten tätig, zuletzt für den MSV Duisburg (Februar bis Oktober 2021). Auch in Aue saß Dotchev in der 3. Liga schon auf der Bank und führte die Veilchen in der Saison 2015/16 auf Anhieb zurück in die 2. Liga. Im Bundesliga-Unterhaus angekommen, musste der 57-Jährige jedoch nach 22 Spieltagen gehen. Vor fast genau einem Jahr kehrte Dotchev dann zum ersten Mal zurück, fungierte zunächst als Sportdirektor und im Endspurt schließlich zusätzlich auch als Trainer. Verhindern konnte er den Abstieg aus der 2. Liga nicht, danach trennten sich die Wege erneut.
Juristische Auseinandersetzung
Knapp ein halbes Jahr später finden beide Seiten nun ein drittes Mal zusammen. Was auch insofern überraschend ist, als dass sich Dotchev und der FCE in einer juristischen Auseinandersetzung bezüglich des unbefristeten Vertrages befanden. Für den 19. Januar 2023 war in dieser Angelegenheit sogar ein Kammertermin vor dem Arbeitsgericht angesetzt worden. Dieser dürfte nun hinfällig werden. Wie Präsident Roland Frötschner betont, würden Aufsichtsrat und Vorstand die Dotchev-Rückkehr "vollumfänglich" unterstützen. "Auch und gerade hinsichtlich der aktuell laufenden Aufarbeitung der letzten Monate und Jahre." Hinzukommt, dass der Fußballlehrer nach wie vor unter Vertrag steht, sodass die Sachsen kein finanzielles Risiko eingehen.
Führt Dotchev die Veilchen nun zum Klassenerhalt? Noch Ende August hatte er die Sachsen nach dem Fehlstart hart kritisiert: "Aue hat die Liga unterschätzt. Das muss man so klar sagen. Man hat sich die 3. Liga zu einfach vorgestellt." Den direkten Wiederaufstieg hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschlossen, gleichzeitig aber gesagt: "Sie werden auch nicht absteigen, das ist für mich auch klar. Am Ende belegt Aue einen guten einstelligen Tabellenplatz." Davon sind die Veilchen nach nur drei Siegen aus 17 Spielen und Tabellenplatz 18 jedoch deutlich entfernt, im neuen Jahr geht es allein um den Klassenerhalt. Preußen Münster (2012) und den MSV Duisburg (2021) konnte er in einer ähnlichen Situation bereits retten. Aue wäre in seiner dritten Amtszeit dann der dritte Klub.
Beim Trainingsauftakt nicht dabei
Den Trainingsauftakt am Donnerstag wird Dotchev aus "wichtigen privaten Gründen" allerdings verpassen und erst am Montag seine Arbeit aufnehmen. Dann soll der 57-Jährige zudem im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Bis dahin leitet U19-Coach Jörg Emmerich zusammen mit den Co-Trainern Werner Schoupa, Oliver Gorgiev und Tomislav Piplica die Mannschaft an und sitzt auch am Sonntag im Testspiel gegen den Halleschen FC auf der Bank.
Zuletzt war NLZ-Leiter Carsten Müller für das Team verantwortlich, nachdem Timo Rost Mitte September freigestellt worden war. Unter Müller holte Aue in acht Spielen elf Punkte und gewann zweimal im Landespokal. Nun kehrt der 51-Jährige auf seinen bisherigen Posten zurück. "Ihm möchten wir auch auf diesem Weg sehr herzlich danken für seine Arbeit und sein Engagement", so Heidrich.
Kommentar: Dotchev-Rückkehr ist nachvollziehbar, aber skurril