"Kommen nicht zur Ruhe:" Hannes' Eltern sprechen öffentlich

Ein halbes Jahr ist das tragische Unglück um FCM-Fan Hannes, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober aus einem fahrenden Zug gestürzt war und wenige Tage später seinen schweren Kopfverletzungen erlag, nun her. Doch noch immer sind die Geschehnisse omnipräsent. Im Interview mit der "Volksstimme" sprechen die Eltern von Hannes nun erstmals öffentlich über den Verlust ihres Sohnes. 

Kopfdruck zu hoch, zwei Hirnblutungen

"Wir wurden nachts um drei Uhr von einer Freundin angerufen, die Hannes mit anderen Freunden am Bahnsteig gesucht haben", berichtet Hannes' Mutter, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit dem Schlimmsten gerechnet habe. "Wir sind (…) losgefahren und haben sehr lange im Krankenhaus gewartet. Hannes wurde gleich operiert", erzählt sie. Im Krankenhaus sprachen die Eltern zunächst mit der Polizei und später mit dem Arzt: "Der sagte uns, dass es nicht gut aussieht. Wir müssten mit allem rechnen." Dennoch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, denn Hannes sei ein Kämpfer gewesen. "Wir waren (…) optimistisch und haben uns gesagt, dass es Hannes schafft." Doch der Zustand von Hannes, der "optisch gesehen gar nichts hatte", verschlechterte sich. "Der Kopfdruck war zu hoch, und er hatte zwei Hirnblutungen", berichtet die Mutter des FCM-Fans. Am 10. Oktober, zwei Tage vor seinem Tod, sei der Familie dann gesagt worden, "dass es keine Hoffnung mehr gibt." Am 12. Oktober seien die Eltern gerade auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen, "als der Anruf kam, dass er verstorben war", berichtet Hannes' Mutter.

HFC-Fans waren "feige"

Als die Nachricht in der Öffentlichkeit publik wurde, machte sich eine Welle der Unterstützung breit. "Es war Wahnsinn, dass so viele Leute Anteil genommen haben." Die Spenden hätten "sehr geholfen", weil die Ausgaben "enorm waren" – für die Beerdigung, den Anwalt. "Wir sind für die Unterstützung sehr dankbar", sagt Hannes' Mutter. Während sich auch viele Vereine gemeldet hätten, sei vom Halleschen FC nichts gekommen. "Es ist wirklich traurig", findet sie. Dass die HFC-Fans beim Spiel in Magdeburg im vergangenen November überwiegend nicht angereist waren, bezeichnet Hannes' Mutter unterdessen als "feige": "Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann fahre ich doch zum Spiel und unterstütze auch meine Mannschaft." Daher sei es eine Ausrede gewesen, nicht zum Spiel zu fahren. "Ich glaube, dass sie Angst hatten. Sie hätten ja herkommen und mit Transparenten ihr Mitgefühl ausdrücken können", meint Hannes' Mutter.

"Wir können nicht richtig abschließen"

Den Blick nach vorne zu richten, fällt der Familie schwer: "Wir können nicht richtig abschließen, weil wir nicht wissen, was genau war. Du wachst morgens auf und denkst, dass es ein Albtraum war", wird Hannes' Vater im "Volksstimme"-Interview zitiert. Vor allem die Tatsache, dass bisher kein Täter ermittelt wurde und die Ermittlungen sogar eingestellt worden sind, lässt der Familie keine Ruhe: "Wenn es einen Täter geben würde, der bestraft worden wäre, dann hätten wir zumindest Klarheit und einen Abschluss. Solange es nicht abgeschlossen ist, kommen wir nicht zur Ruhe", sagt Hannes' Mutter und betont: "Letztendlich kämpfen wir Tag für Tag, um mit der Situation klarzukommen." Ein schwerer, ein steiniger Weg. Am Samstag war Hannes' Vater beim Spiel in Halle im Gästeblock, Hannes' Mutter blieb in Magdeburg und nahm am Gedenkmarsch von der Innenstadt zum Stadion teil. "Es geht gegen das Vergessen", sagt sie. Damit das Unglücklich nicht Vergessenheit gerät, wird es in den nächsten Jahren immer am 1. Oktober einen Gedenktag geben. Denn auch wenn Hannes den Kampf um sein Leben verloren hat: sein FCM-Herz schlägt für immer weiter.

[box type="info"]Weiterlesen: Das ausführliche Interview mit den Eltern von Hannes[/box]

   

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