Saison 2018/19: Enttäuschungen, Überflieger, Rekorde

Voller Vorfreude auf die hochkarätig besetzte 3. Liga der kommenden Saison gerät die alte Spielzeit fast schon wieder in Vergessenheit. Dabei verdient sie es doch zumindest, anständig verabschiedet zu werden. Hier ist unser Rückblick auf eine spannende Saison 2018/19 – die bis auf weiteres einzige, die ohne eine Profi-Reserve stattfand.

Die größte Überraschung: Der VfL Osnabrück

Wir geben zu: Selten fiel die Wahl innerhalb der Redaktion so deutlich aus wie in der nun abgelaufenen Spielzeit. Obgleich viele Klubs ihre Erwartungen übertrafen und gerade der Hallesche FC eine für seine Verhältnisse bockstarke Runde spielte, so kommt er doch nicht annähernd an das Wunder heran, das der VfL Osnabrück auf den Rasen zauberte. Die jüngst veröffentlichten Finanzkennzahlen der DFL zeigen für den baldigen Zweitligisten, dass dieser 2017/18 keine fünf Millionen Euro in sein gesamtes Personal investierte – auch in der Aufstiegssaison 2018/19 wird dieser Betrag kaum angewachsen sein. So einen günstigen Aufstieg hat lange kein Verein mehr gefeiert! Die Urheber des Erfolgs sind Trainer Daniel Thioune und Sportchef Benjamin Schmedes, der im Hintergrund an den Rahmenbedingungen feilte und perfekte Transfers beschaffte.

Die größte Enttäuschung: Der KFC Uerdingen

Als Aufsteiger in dieser Kategorie zu landen, ist eine Seltenheit – zumal die Krefelder den Klassenerhalt letztlich frühzeitig unter Dach und Fach brachten. Nur waren die Ambitionen am Niederrhein von der ersten Sekunde Drittklassigkeit an völlig andere, und der Aufstieg über ein Halbjahr trotz meist mäßiger Leistungen in Reichweite. Dann aber zerstörte sich der Klub sein fragiles Gerüst mit übereifrigen Personalentscheidungen: Cheftrainer saßen plötzlich auf ganz heißen Stühlen, auch einige Spieler wurden suspendiert und schließlich sogar noch gegen die eigenen Fans gepoltert. Garniert wurde das fragwürdige Bild in der Öffentlichkeit von teils abenteuerlichen Spielen in der Rückrunde, in der der KFC zum gefundenen Fressen für diverse Drittligisten wurde. Uerdingen kann und muss viele Lehren aus dieser Spielzeit ziehen.

Die Story der Saison: Das Comeback von Eintracht Braunschweig

Neun Punkte Rückstand hatte noch nie ein Drittligist aufgeholt, um später die Klasse zu halten. Dann kam Eintracht Braunschweig, dann kam Andre Schubert. Auch er brauchte im Herbst viel Anlaufzeit, steckte so manchen Tiefschlag ein – erst kurz vor der Winterpause schaffte er mit einem 1:0-Erfolg ausgerechnet beim späteren Endspiel-Gegner Energie Cottbus die Trendwende. Fraglos rüstete die Eintracht im Winter mit finanziellen Mitteln auf, die der Konkurrenz im Keller nicht zur Verfügung standen. Doch wohin hätte ein Abstieg in die Viertklassigkeit geführt? Womöglich in den finanziellen Ruin. Tatsächlich passten alle Transfers, auch das benötigte Spielglück kehrte zurück an die Hamburger Straße. Den Lohn dafür holte sich Blau-Gelb am 38. Spieltag ab: Mit einem 1:1-Remis gegen Cottbus zitterte sich der BTSV zum Klassenerhalt, die Lausitzer stiegen ab. Neben der Eintracht beeindruckte auch Carl Zeiss Jena mit einem sensationellen Comeback: Sechs Siege aus den letzten sieben Spielen sorgten am Ende für den zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Ligaverbleib.

Das Spiel des Jahres: Hachings 5:4 in Jena

An diesem Nachmittag im November 2018 hatten beide Teams Lust, den leider nur rund 4.000 Anwesenden im Ernst-Abbe-Sportfeld ein denkwürdiges Spektakel mit nicht weniger als neun Treffern zu liefern. Dabei sah es in den ersten 40 Minuten nicht zwangsläufig nach solch einem Torreigen aus: Marc Endres brachte die Gäste in Front (16.), Dominik Bock glich 20 Minuten später aus. Doch schon vor der Pause wurde es plötzlich turbulent, als Philipp Tietz (43.) und Stephan Hain (44.) das Torkonto ihrer Teams verdoppelten.

Im zweiten Durchgang schlug zunächst die Stunde von Julian Günther-Schmidt, der eine Volleyabnahme in den Winkel drosch (54.). Hachings Topstürmer Hain ließ sich nicht lange bitten, stellte per Doppelpack wieder die Führung für die Gäste her (60./63.) – mittlerweile stand es bereits 4:3, doch auch das hatte nicht lange Bestand. Die nächste Episode schrieb SpVgg-Keeper Lukas Königshofer, der einen Ball in die Füße des Jenaers Felix Brügmann spielte. 4:4!

Nun ging es in die Schlussphase, Abwehrarbeit wurde nur noch sporadisch verrichtet, beide wollten den Sieg um jeden Preis – und Haching, das zudem noch fünfmal (!) Aluminium traf, holte sich die drei Punkte ab, als Lucas Hufnagel eine feine Vorlage von Sascha Bigalke zum 5:4 verwertete (81.). Erstmals seit dem 7:2 von Rostock gegen Unterhaching im August 2010 fielen wieder neun Tore in einem Spiel.

Die Rekorde der Saison

Manuel Schäffler stellte den Rekord für die meisten Tore eines Spielers während eines Punktspiels in der 3. Liga ein, als er beim 7:0 (!) des SV Wehen Wiesbaden in Köln viermal traf. Das gelangen vor ihm bereits sechs Spielern: Michele Rizzi, Timmy Thiele, Marcel Ziemer, Dominik Stroh-Engel, Marcel Reichwein und Salvatore Amirante.

Seinen Status als Rekordspieler behielt Tim Danneberg, der 26 Mal für den VfL Osnabrück auflief und damit nunmehr 332 Drittliga-Einsätze bestritten hat. Er wird den Aufsteiger verlassen und könnte damit die Bilanz weiter ausbauen – anders als seine Verfolger: Alf Mintzel (325 Spiele) beendet die Karriere mit dem Zweitliga-Aufstieg des SVWW, Anton Fink (324 Spiele) geht mit dem KSC in die 2. Bundesliga.

Thilo Leugers sammelte 17 Gelbe Karten in 31 Drittliga-Spielen der Saison – noch nie war ein einzelner Spieler derart oft verwarnt worden wie der Mittelfeldmann des SV Meppen.

Der Zuschauerrekord von bislang knapp 2,7 Millionen Besuchern aus der Saison 2015/16 wurde klar übertroffen: Fast 3,1 Millionen Leute strömten 2018/19 in die Stadien.

 

   
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