Re-Start verschoben: Viele Fragen wieder offen

Erst am Montag hatte das DFB-Präsidium den Rahmenkalender für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs beschlossen, vier Tage später sind die Pläne, die einen Start am 26. Mai vorsahen, schon wieder hinfällig. Die Folge: Viele Fragen sind wieder offen.

30. Juni als Enddatum kaum haltbar

Frage 1: Ist ein Saisonabschluss bis zum 30. Juni realistisch?

Kaum. Schon der bisherige Plan, die Saison ab dem 26. Mai mit fünf aufeinanderfolgenden Englischen Wochen abzuschließen, wies keine Lücken mehr auf und sah den 38. Spieltag erst für den 30. Juni vor. Zwar betont der DFB in seiner Mitteilung, dass der Zeitpunkt der Saison-Fortsetzung "sehr kurz nach dem 26. Mai liegen" könnte, doch um die Spielzeit noch bis zum 30. Juni über die Bühne zu bringen, müsste anschließend schon im Drei-Tage-Rhythmus gespielt werden. Für den Fall, dass der Ball etwa ab dem 30. Mai wieder rollen könnte, würden lediglich 32 Tage für elf Spieltage verbleiben. Selbst beim ursprünglichen Plan wäre ein Saisonende bis zum 30. Juni nur dann haltbar gewesen, wenn keine Mannschaft aufgrund eines positiven Corona-Falls für 14 Tage unter Quarantäne gestellt worden wäre. 

Frage 2: Kann die Saison überhaupt über den 30. Juni hinaus verlängert werden?

Rein formal ist der Weg für eine Verlängerung in den Juli hinein geebnet. Bereits am 3. April hob der DFB den Grundsatz auf, "dass ein Spieljahr zum 1. Juli eines Jahres beginnt und zum 30. Juni des folgenden Jahres endet".

Frage 3: Und was ist mit den Verträgen, die am 30. Juni auslaufen?

Die auslaufenden Verträge sind der größte Knackpunkt bei einer Verlängerung in den Juli hinein. Wie damit umgegangen wird, ist noch völlig offen. Vermutlich müssten die Vereine mit ihren Spielern Sonder- oder Zusatzvereinbarungen abschließen, sodass die Verträge länger gelten. Einige Juristen gehen davon aus, dass die Verträge nicht zum 30. Juni (dem zum Zeitpunkt der Unterschrift angenommenen Saisonende), sondern am tatsächlichen Ende der Spielzeit auslaufen. Doch ob das haltbar ist, müsste noch geklärt werden. Bei Eintracht Braunschweig etwa laufen gleich 17 Verträge aus, auch das Arbeitspapier von Trainer Marco Antwerpen endet zum 30. Juni. Und da üblicherweise auch die Verträge mit Werbepartnern und Dienstleistern am 30. Juni enden, kommen auf die Vereine noch weitere Hürden zu.

Frage 4: Gibt es unter den Vereinen eine Mehrheit für eine Verlängerung der Saison?

Dass die Saison notfalls auch im Juli beendet werden könnte, dazu hatten bei der Liga-Abstimmung vor zweieinhalb Wochen zehn Vereine ihre Zustimmung erklärt. Der 1. FC Kaiserslautern und der SV Meppen sprachen sich dagegen für den 30. Juni als Enddatum aus. Ob es nun, wie etwa von Waldhof Mannheim gefordert, aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen zu einer erneuten Abstimmung kommen wird, ist noch offen. Nicht ausgeschlossen, dass das Meinungsbild dann unter Umständen kippen könnte.

 

Gibt es überhaupt grünes Licht?

Frage 5: Wann findet die Relegation statt?

Auch das ist völlig offen. Ursprünglich sollten die Relegationsspiele zwischen dem Dritten der 3. Liga und dem Tabellen-16. der 2. Bundesliga bis zum 7. oder spätestens zum 11. Juli ausgetragen werden. Doch ob dieser Termin noch zu halten ist, scheint fraglich. Klar ist: Die Saison in der 2. Liga endet nach aktuellem Stand bereits im Juni. Durchaus möglich, dass der Zweitligist dann mehr Zeit zur Regeneration haben wird als der Drittliga-Verein. Nicht ausgeschlossen aber, dass die Relegationsspiele auch ganz entfallen könnten. Dabei dürfte es auch darauf ankommen, ob die Saison in den beiden Bundesligen wie geplant zu Ende gespielt werden kann.

Frage 6: Wird es aus der Politik überhaupt grünes Licht für einen Re-Start geben?

Ungewiss! Bundesinnenminister Horst Seehofer erklärte zuletzt war, den geplanten Neustart in der 3. Liga unterstützen zu wollen. Doch in Sachsen-Anhalt (bis zum 27. Mai) und Thüringen (5. Juni) ist weiterhin sämtlicher Trainings- und Wettbewerbsbetrieb untersagt. Und das wird vorerst auch so bleiben, kündigten beide Länder unter der Woche doch an, am Verbot festhalten zu wollen. 

Auch folgende Fragen bleiben offen: Finden alle Klubs in den kommenden Tagen einen Hygienebeauftragten? Wann sind überall die ersten zwei Corona-Testungen abgeschlossen? Wann befinden sich alle Teams wieder im Mannschaftstraining? Und wie wird der Tatsache begegnet, dass die Voraussetzungen der Klubs mit Blick auf die Trainingsmöglichkeiten komplett unterschiedlich sind? Fragen, auf die es derzeit noch keine Antworten gibt.

   

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