Preußen Münster: Wann kommt die erste schwere Saison?

Vor nunmehr sieben Jahren spielte der SC Preußen Münster bis zum Saisonende um den Aufstieg, rüstete in der Folgezeit den Kader nochmals auf und gehörte auch finanziell zu den Spitzenklubs der Liga. Mittlerweile muss der SCP mit deutlich weniger Geld haushalten – "et hätt noch immer joot jejange", würde der Kölner sagen. Klappt es auch in diesem Jahr? Der Aderlass ist enorm.

Viel westfälische Power in der Verteidigung

Nein, Unruhe wollte bei den Adlerträgern auch nach der 0:3-Niederlage gegen den gerade erst in die Vorbereitung gestarteten niederländischen Ehrendivisionär FC Groningen nicht aufkommen. Im strömenden Regen des holländischen Rolde hatten sich die Preußen erneut drei Gegentreffer gefangen, schon beim vorherigen Testspiel gegen Viertligist Borussia Dortmund II (2:3) hatte es dreimal geklingelt. So deutlich, wie es das Endergebnis darstellte, war der Test gegen Groningen jedoch laut Ansicht des mitgereisten Tross aus Westfalen nicht gelaufen. "Wir haben die Tore dem Gegner geschenkt", sagte etwa Trainer Sven Hübscher gegenüber den "Westfälischen Nachrichten". "Das lässt sich leicht abstellen. Wir haben vor allem ausprobiert", erklärte der neue Chefcoach der Münsteraner.

Elf Tage vor dem Saisonstart bei 1860 München sind einige Fragen jedoch noch ungeklärt. Wie stark ist der SCP wirklich? Wer wird auflaufen, wer die Kapitänsbinde tragen? Lediglich auf einigen Positionen kristallisieren sich Spieler heraus, die zunächst die Stammelf bilden werden. Dass etwa Routinier Julian Schauerte als Rechtsverteidiger den nach Österreich abgewanderten Fabian Menig ersetzen wird, gilt als nahezu sicher. Auch Torhüter Max Schulze Niehues bleibt wohl unangetastet, in der Innenverteidigung wird sich ebenfalls mit Ole Kittner und Simon Scherder die erfahrene "westfälische Achse" – alle stammen aus dem Münsterland – in die Favoritenrolle bringen. Links hinten hat Niklas Heidemann bislang noch keine Konkurrenz, weil bei den Preußen dort das Bewerbungsverfahren für die letzte noch offene Position noch nicht abgeschlossen ist.

Konkurrenzkampf in der Offensive

Spannender wird das Rennen in der Offensive. Einzig Youngster Joel Grodowski, der sich im Test gegen den BVB II an der Schulter verletzte, ist als Stürmer zunächst keine Option. Weil sich Hübscher bei der Grundformation noch nicht endgültig in die Karten schauen lässt, kämpfen vorne etwa Rufat Dadashov, Luca Schnellbacher und Heinz Mörschel um eine oder zwei Positionen in der Spitze, auch das offensive Mittelfeld könnte noch besetzt werden. Auf den Flügeln kämpfen jeweils etablierte Kräfte mit Neuverpflichtungen: links Lucas Cueto mit Maurice Litka, rechts Philipp Hoffmann mit Seref Özcan. Den größten Aderlass hatte Münster derweil im zentralen/defensiven Mittelfeld zu verkraften. Kevin Rodrigues Pires, Fridolin Wagner und Nico Brandenburger bringen dennoch Variabilität ins Mittelfeld, im Hintergrund wartet Talent Naod Mekonnen zudem auf seine Chance.

Zumindest gegen kleinere Verletzungswellen ist der SCP dank doppelter Besetzung auf (fast) allen Positionen damit gewappnet. Und doch stellt sich manchen nach dem neuerlichen Abgang mehrerer Stammspieler im Sommer einigen die bange Frage: Geht das wieder gut? In der Regel verlaufen die Spielzeiten des Sportclubs nach einem der zwei folgenden Muster: Entweder folgt auf einen starken Start und kurzfristige Hoffnungen im Winter oder Frühjahr das rasche Revidieren – und am Ende ein Platz im vorderen Mittelfeld. Im anderen Fall startet Münster verkorkst ins Jahr, steckt zwischenzeitlich im Abstiegskampf und rettet sich durch eine tolle Rückserie ebenfalls bevorzugt ins vordere Mittelfeld. Bis zum Ende zittern, das musste der SCP in acht Jahren 3. Liga nie.

Vom Etat her ist Preußen Münster allerdings höchstens noch in der zweiten Tabellenhälfte vorzufinden – und ob die verpflichteten Talente auch alle zünden? Fraglich. Gewiss ist der Weg, den der Verein einschlägt, der richtige, allerdings ist er mit Risiko behaftet. Angesichts der Stärke der Spielklasse ist eine Saison fernab der Abstiegsplätze längst nicht garantiert.

   
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