Kein Sportchef, kein Trainer: 1860-Boss vermutet "politisches Kalkül"

Auch kurz vor Jahresende steht der TSV 1860 München weiterhin ohne Sportchef und Trainer da. Nun äußert sich Präsident Robert Reisinger – und vermutet "politisches Kalkül" in der Blockade der Investorenseite.

"Sportfachliches Korrektiv erschien ihnen unnötig"

197 Tage! So lange ist der Abschied von Günther Gorenzel beim TSV 1860 mittlerweile her. Und genau so lange sind die Löwen auch ohne Sportchef. Reisinger sieht die Schuld dafür bei Geschäftsführer Marc Nicolai Pfeifer und der Investorenseite. "Ein sportfachliches Korrektiv erschien ihnen unnötig. Die eigenen Planungen waren den Handelnden bereits zu weit gediehen", erklärt er in einer Stellungnahme auf der Vereins-Homepage. "Erst zu einem späteren Zeitpunkt sollte ein Sachverständiger in der Rangordnung unterhalb des Geschäftsführers eingestellt werden."

Die Vereinsvertreter hätten diese Konstellation kritisch gesehen und deshalb auf einem mit Entscheidungskompetenz ausgestatteten Sport-Geschäftsführer beharrt – ohne Erfolg. Knackpunkt war nicht zuletzt die Tatsache, dass die Investorenseite zunächst lediglich einen Sportdirektor einstellen, während die Vereinsseite diesen direkt auch zum Geschäftsführer berufen will.

Im Sommer war lange über Horst Heldt diskutiert worden, allerdings erhielt der frühere Löwen-Spieler keine Mehrheit. Nun scheint es auf Christian Werner hinauslaufen, jedoch platzte vor einer Woche eine Beiratssitzung, auf der Werner zum neuen Sport-Geschäftsführer bestellt werden sollte. Ein Beschluss per Umlaufverfahren lehnt die Investorenseite ab, sodass zu einer neuen Beiratssitzung eingeladen werden muss, die frühestens Mitte Januar stattfinden kann.

Reisinger erhebt Vorwürfe

"Wir waren davon ausgegangen, dass dieser Kandidat zwischen den Gesellschaftern konsensfähig sein würde. Einer raschen Einsetzung sollte daher nichts im Wege stehen. Zumal die Trainerfrage dringend nach einer tragfähigeren Lösung verlangt und weitere sportliche Personalentscheidungen anstehen", so der Löwen-Boss. Für Reisinger "drängt sich der Eindruck auf, der Klub soll aus politischem Kalkül bewusst in einem künstlichen Zustand der Agonie gehalten werden. Das können wir nicht hinnehmen". Der 59-Jährige kündigt an: "Wir tun als Vereinsvertreter alles, um Schaden von der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA abzuwenden." Wie konkret das aussieht, ließ Reisinger offen.

Theoretisch könnten die e.V.-Vertreter auf eigene Faust einen Sportchef und Trainer installieren, allerdings würden sie damit Gefahr laufen, die Investorenseite vor den Kopf zu stoßen. Somit werden die Löwen wohl noch länger ohne Sportchef und Trainer bleiben. Und das, obwohl schon am kommenden Dienstag der Trainingsauftakt ansteht. Es droht nun eine Geldstrafe des DFB, nachdem eine Übergangsfrist zur Benennung eines neuen Coaches am vergangenen Freitag abgelaufen war. Aus sportlicher Sicht stellt Reisinger die Fans auf Abstiegskampf ein, dem es sich zu stellen gelte. "Es gilt durch einen neuen Sport-Geschäftsführer und neuen Trainer die nötigen Impulse zu setzen und verschüttetes Potential innerhalb der Mannschaft freizulegen."

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