Im vierten Anlauf: Mannheim vor Aufstieg in die 3. Liga
Die ersten beiden Aufsteiger in die 3. Liga stehen zu 95 Prozent fest: Sowohl der Chemnitzer FC im Nordosten als auch Waldhof Mannheim im Südwesten haben einen so großen Vorsprung auf ihren ersten drittliga-willigen Verfolger, dass wohl noch im April gejubelt wird. Während der CFC noch gut bekannt ist und bereits am Freitag alles klar machen könnte, wäre Mannheim zum ersten Mal in der eingleisigen Drittklassigkeit dabei. Was erwartet die 3. Liga?
Selbst der Punktabzug ist nur eine Randnotiz
Eigentlich kam der FK Pirmasens noch glimpflich davon. Mit einer 1:2-Niederlage verabschiedete sich der Regionalliga-Aufsteiger und diesjährige Abstiegskandidat am Samstag aus dem Mannheimer Carl-Benz-Stadion, er hatte sich teuer verkauft. Für den gastgebenden SV Waldhof hingegen werden die Pirmasenser nur eine weitere Etappe gewesen sein auf dem beschwerlichen Weg zum Aufstieg in die 3. Liga. Kein Klub hat in den vergangenen Jahren so viele bittere Momente, so viele Enttäuschungen hinnehmen müssen wie die Blau-Schwarzen. Erst Lotte, dann Meppen, dann Uerdingen: Dreimal zog Waldhof Mannheim in der ungeliebten Aufstiegsrelegation den Kürzeren. In sechs Aufstiegsspielen schaffte es der SVW nur einmal während regulärer Spielzeit und Verlängerung, überhaupt einen Treffer zu erzielen.
15 Punkte Vorsprung hat Mannheim derzeit auf den ersten Verfolger aus Saarbrücken, der noch 21 Zähler aus seinen verbleibenden Partien holen kann. Doch der hat das verzweifelte Rennen um den vordersten Platz für diese Spielzeit spätestens nach der Niederlage im direkten Duell, Waldhof siegte mit 3:2, aufgegeben. Dass die in diesem Jahr nochmals dominanter auftretenden "Buwe" dabei noch auf drei vom DFB-Sportgericht abgezogene Punkte aufgrund der Ausschreitungen in der Vorjahres-Relegation warten – kürzlich erst erklärte das Landgericht die Strafe für unwirksam – ist bis zur endgültigen Urteilsverkündung für die Tabelle nur noch eine Randnotiz. Vielleicht ist Mannheim dann sogar schon aufgestiegen, Punktabzug hin oder her. Zweifeln tut niemand daran, die ersten Gratulationen trudeln längst beim ehemaligen Bundesligisten ein. In diesem Jahr wird Waldhof sich zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren zum Ligabesten küren – und dann endlich feiern. Schon am 20. April beim Heimspiel gegen Wormatia Worms könnte es soweit sein.
Reisefreudige Fans, ausgewogene Mannschaft
Die 3. Liga verfolgt diese Geschehnisse aufmerksam, bei vielen Fans tut sich zudem Vorfreude auf. Klar: Ein Verein von der Größe des SVW wird die Attraktivität erhöhen – es wird zu heißen Südwest-Derbys mit dem 1. FC Kaiserslautern kommen, auch der Karlsruher SC ist im Falle des Nichtaufstiegs ein Gegner, auf den jeder Anhänger der Blau-Schwarzen hinfiebert. Schon in der aktuellen Spielklasse kommt Waldhof auf einen durchschnittlichen Besucherwert von fast 6.000, eine Verdopplung ist ab Sommer nicht unrealistisch. Mehr als 25.000 Plätze bietet das Carl-Benz-Stadion, das Bundesliga-Standards genügt – unter anderem trug die TSG Hoffenheim dort in der Zeit ihrer Erstliga-Premiere eine ganze Reihe Heimspiele aus.
Die Anhängerschaft ist laut und eindrucksvoll. Teile von ihnen sorgten im Mai 2018 für ein bundesweites Negativecho, als erstmals ein Aufstiegsspiel abgebrochen werden musste. Was kaum erwähnt wurde: Die Ultras kündigten Neustrukturierungen an, arbeiteten die Vorfälle auf und sammelten bis zum November fast 20.000 Euro für den Verein – die Hälfte der vom DFB ausgesprochenen Strafzahlung. Zudem gilt die Fanszene als äußerst reisefreudig, für das Auswärtsspiel in Offenbach am kommenden Samstag wurden im Vorverkauf bereits mehr als 3.000 Tickets abgesetzt. Sportlich wartet eine Mannschaft im besten Fußballeralter, deren Qualität in allen Mannschaftsteilen ausgeglichen ist – es gibt keine Altstars, auch keine blutjungen Talente. Vielmehr ist es ein Team, das sich mit punktuellen Top-Transfers wie Stürmer Valmir Sulejmani (17 Tore) und Mittelfeldstratege Timo Kern (14 Tore) endlich auf Drittliga-Niveau gehievt hat. Und die in der kommenden Spielzeit das Zeug hat, sich in der 3. Liga zu etablieren.