Eine Minute Stillstand! Drittligisten kündigen Streik an

Der Streit um das drohende Scheitern der Regionalliga-Reform spitzte sich in den vergangenen Tagen immer weiter zu – nun scheint er zu eskalieren: Am Freitag kündigten die 20 Drittligisten in einer gemeinsamen Stellungnahme eine nie dagewesene Protestaktion für den 17. Spieltag an.

"Ohne uns rollt kein Ball"

Unter dem Motto "Stillstehen gegen den Stillstand" wollen alle Mannschaften, so heißt es in der Ankündigung, nach dem Anpfiff der zehn Partien an diesem Wochenende für eine Minute die Füße stillhalten – und somit in den Streik treten. "Ohne uns rollt kein Ball und ohne uns kann die Zukunft der 3. Liga nicht gestaltet werden", machen die Klubs in einer am Freitagmittag verschickten Stellungnahme deutlich. "Wir sagen hiermit: Stopp! So geht es nicht weiter".

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte in einer Stellungnahme am Freitagabend mit Kritik auf die geplante Protestaktion, Vizepräsident Peter Frymuth bezeichnete sie als "nicht zielführend, da der Dialog im Vordergrund stehen sollte."

Rückkehr zu drei Absteigern gefordert

Der Grund für den Unmut der Vereine: Derzeit ist keine Lösung in Sicht, wie ab der Saison 2020/21 aus fünf Regionalligen vier werden, damit alle Meister direkt in die 3. Liga aufsteigen können. Eine DFB-Arbeitsgruppe erarbeitete zwei ein Modell, wonach die Staffeln Nord, Nordost und Bayern zu zwei Regionalligen verschmelzen sollen, überließ die endgültige Entscheidung jedoch den entsprechenden Regionalverbänden – und die Reaktion folgte prompt: Da die Nordost-Staffel zerschlagen werden müsste, sprach sich der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) klar gegen die angedachte Verschmelzung aus: "Unser Anliegen wird und muss es sein, die Regionalliga Nordost zu erhalten", sagte NOFV-Präsident Rainer Milkoreit am Dienstag gegenüber dem MDR. "Wir sind für eine große Relegation, an der sich alle beteiligen."

Um eine faire Lösung mit vier direkten Aufsteigern zu ermöglichen, waren die Drittligisten mit einem vierten Absteiger ab dieser Saison in Vorleistung getreten – offenbar vergeblich. Denn da nun vieles darauf hindeutet, dass die Regionalliga auch ab 2020 fünfgleisig bleiben wird und somit weiterhin nicht alle Meister direkt aufsteigen werden, forderten die 20 Drittliga-Klubs bereits am Mittwoch eine Rückkehr zu drei Absteigern. Kein vierter Verein der 3. Liga "sollte für den offensichtlich fehlenden Willen zur Bildung einer Lösung mit vier Regionalligen mit dem Abstieg bestraft werden", machten die Klubs in einer Stellungnahme deutlich. Mit Blick auf die im Raum stehende Idee einer zweigleisigen 3. Liga sahen die Klubs zudem die Glaubwürdigkeit des DFB als "endgültig verloren gegangen" an und forderten den Erhalt der Eingleisigkeit. Das sei aus Sicht der Vereine alternativlos.

Schon vor einem Jahr war der Vorschlag einer zweigleisigen 3. Liga diskutiert, allerdings für wenig realistisch erachtet worden. Ein Grund: Bei einer zweigleisigen 3. Liga müssten die Vermarktungserlöse – etwa aus dem TV-Topf – durch mehr Vereine geteilt werden, sodass die Einnahmen pro Verein sinken würden. "Das wäre das Aus für die 3. Liga", warnte Osnabrück-Geschäftsführer Jürgen Wehlend am Donnerstag in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch sportlich wäre die Zweiteilung der 3. Liga ein Rückschritt, wie der DFB seinerzeit gegenüber unserer Redaktion anmerkte: "Die Kluft zur 2. Bundesliga würde dann noch größer werden." Klar ist: Sollte es bei fünf Regionalliga-Staffeln und vier Drittliga-Absteigern bleiben, wäre die 3. Liga der große Verlierer.

Koch kontert Kritik

Am Donnerstag reagierte DFB-Vizepräsident Rainer Koch auf die Kritik der Drittligisten an den Reformplänne: "Sie hätten lieber ihre Meinung in der Arbeitsgruppe vertreten sollen, anstatt jetzt von Stillstand zu sprechen und haltlose Attacken zu reiten", sagte er dem "SID". Laut dem 59-Jährigen hätten es die Drittligisten versäumt, im Rahmen der Arbeitsgruppe sich mit eigenen Ideen einzubringen. "Offenkundig herrscht dort keine Einigkeit und es gibt auch keine klare Position", meint Koch. Demnach sei "an vielen Stellen mit Halbwissen gearbeitet" und "lieber Stimmung gemacht." worden. Wie eine Lösung herbeiführt werden kann, die sowohl die Drittligisten als auch die Regional- und Landesverbände und ihre Vereine zufriedenstellen kann, ist derzeit völlig offen. Und somit dürfte das Verhältnis zwischen dem DFB und den Drittliga-Vereinen weiter angespannt bleiben.

[box type="info"]Scheitert die Regionalliga-Reform? Fragen und Antworten[/box]

 

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