Der FCM ist komplett: Wie stark ist der Kader wirklich?

Keine zwei Wochen vor dem Saisonstart hat der 1. FC Magdeburg seine Kaderplanungen vorläufig abgeschlossen, Sören Bertram wurde als letztes fehlendes Puzzlestück auf dem linken Flügel eingesetzt. Wir blicken auf die Mannschaft, gleichen die Möglichkeiten unter Stefans Krämer Fußball-Philosophie ab und mutmaßen: Mit diesem Team könnten die Fans viel Spaß haben.

Eckdaten

25 Spieler hat der 1. FC Magdeburg nach aktuellem Stand im Kader. Dazu gehören drei aufgerückte ehemalige A-Junioren – das nämlich fehlte dem FCM in den vergangenen Jahren. Vielleicht ist ja unter Pascal Schmedemann, Anton Kanther und Marvin Temp einer aus der eigenen Schmiede, dem auf Sicht der Sprung in die Profimannschaft gelingt. Dazu kommen gleich elf Neuzugänge, während sogar 19 Spieler den Klub verlassen haben. Einen solch gewaltigen Neuanstrich hat Magdeburg in den vergangenen Jahren nie verpasst bekommen. In der Marktwerttabelle von "transfermarkt.de" belegt der Zweitliga-Absteiger damit den vierten Platz, sowohl nach Gesamtwert als auch Durchschnittswert pro Einzelspieler, der auf knapp 270.000 Euro beziffert wird.

Führungsspieler

Hier gebührt es eindeutig Christian Beck, zuerst genannt zu werden. Der wuchtige Mittelstürmer, der in sechseinhalb Jahren an der Elbe fast 120 Tore in Pflichtspielen erzielt hat, geht vorneweg und klaglos zurück in die 3. Liga. Alsbald soll die Verlängerung des bis zum Saisonende gültigen Vertrags folgen – Beck würde, wenn möglich, in Magdeburg auch seine Karriere beenden, dann freilich mit einem Ikonenstatus ausgestattet.

Hinter ihm hat es die einstige FCM-Connection mächtig zerrissen. Früher standen etwa Christopher Handke und Nils Butzen für stählerne Mentalität, nun müssen andere die Lücke füllen. Von Routinier Jürgen Gjasula darf solch eine Rolle erwartet werden, auch Timo Perthel ist in der Vorbereitung bereits als Führungsperson auf wie abseits des Rasens in Erscheinung getreten.

Die Vielversprechenden

Anthony Roczen, Leon Bell Bell und Sirlord Conteh wollen die Offensive aufmischen. Der erst 19-jährige Roczen aus dem Talentwerk von Hertha BSC ist dabei schon körperlich eine Erscheinung – er bewegt sich mit 193 Zentimetern Körpergröße fast auf Augenhöhe von Christian Beck, dem er künftig Konkurrenz machen will. Eine ganze Reihe von Zweit- und Drittligisten sollen derweil um den wieselflinken Paulianer Flügelstürmer Conteh gebuhlt haben, Magdeburg erhielt den Zuschlag. Weil Marcel Costly zunächst als Rechtsverteidiger eingeplant wird, ist der Weg für Conteh auf der rechten Seite fast frei, der in 2. Bundesliga kaum eingesetzte Tarek Chahed bleibt als mannschaftsinterner Kontrahent. Leon Bell Bell schließlich ergänzt die Sturmzentrale um einen kleinen, wendigen Athleten – womöglich eine Joker-Option, wenn die gegnerischen Defensivreihen müde werden.

Stärke

Im Zentrum des Spielfelds ist die potenzielle Startelf des 1. FC Magdeburg so stark besetzt wie bei kaum einem, vielleicht gar keinem anderen Verein der 3. Liga – und zwar in allen Mannschaftsteilen. Es beginnt in der Defensive mit Tobias Müller und Neuzugang Dustin Bomheuer, im defensiven/zentralen Mittelfeld hat Trainer Stefan Krämer die Auswahl zwischen Björn Rother, Rico Preißinger, Charles Laprevotte und dem neuen Jürgen Gjasula. Weiter vorne wird Mario Kvesic auf einen Startplatz pochen, in der Spitze schließlich agiert Christian Beck. Spieler, die der Konkurrenz Respekt einflößen werden.

Taktische Ideen

Im Podcast von "nurderfcm.de" äußerte sich Trainer Krämer kürzlich offen über seine taktischen Ideen, sprach unter anderem über Prinzipien unabhängig vom Spielsystem. "Im Ballbesitzspiel möchte ich nie mehr als drei Spieler horizontal auf einer Linie und nie mehr als zwei auf vertikaler Linie", verriet der 52-Jährige. Das System – 4-3-3, 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 – sei dann zweitrangig, in jedem Fall aber: "Ich will dem Gegner immer Stress machen", sagte Krämer. Die Fans dürfen sich also auf ein hohes Pressing und laufintensiven Fußball freuen, gerne überfallartig. "Dass die Spieler dann nach Ballgewinnen die Ruhe behalten und den Stress nicht in den eigenen Angriff übernehmen, daran arbeiten wir gerade." Das 4-3-3 bleibt aber, sofern umsetzbar, sein favorisiertes System. Der Grund: "Da haben wir den besten Zugriff auf den Gegner und können die besten Winkel erzeugen."

Die potenzielle Startelf: Brunst – Costly, Müller, Bomheuer, Perthel – Rother, Preißinger – Conteh, Kvesic, Bertram – Beck

Die zweite Garde: Behrens – Ernst, Koglin, Harant, Jacobsen – Laprevotte, Gjasula – Chahed, Bell Bell, Kwadwo – Roczen

Prognose

Der FCM ist kein Verein, der offensiv den Wiederaufstieg als Ziel ausgibt. Von den drei Absteigern aber wirkt Magdeburg mit Abstand am Besten vorbereitet auf die "neue alte" Liga – allein durch die Verpflichtung eines in höchstem Maße drittliga-erfahrenen Trainers. Selbst wenn es nicht auf Anhieb klappt mit einer Top-3-Platzierung, so wird die Mannschaft den begeisterungsfähigen Fans in jedem Fall wieder deutlich mehr Grund zum Jubeln geben als im Vorjahr. Eine Platzierung im oberen Tabellendrittel ist mit diesen Einkäufen Pflicht, und nicht von ungefähr nennen zahlreiche Trainer der Konkurrenz Magdeburg als Aufstiegsanwärter.

   

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