Trainer-Umfrage: Das sind die Top-Favoriten auf den Aufstieg

Bevor Ende Juli die neue Saison beginnt, hat liga3-online.de alle 20 Trainer nach ihren Aufstiegsfavoriten befragt. Das Ergebnis: Anders als in den letzten Jahren gibt es keinen eindeutigen Favoriten, die meisten Stimmen entfielen auf Eintracht Braunschweig und Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt (jeweils 10). Auf den weiteren Plätzen folgen Rostock, Magdeburg (jeweils 7) und Halle (6), aber auch Duisburg, Kaiserslautern, Uerdingen und Würzburg werden Chancen eingeräumt (Grafik unten).

Kein Top-Favorit

Dass die 3. Liga überaus ausgeglichen ist, zeigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder. Vor Beginn der neuen Saison spiegelt sich diese Tatsache auch in der Trainer-Umfrage wider. Denn einen klaren Favoriten auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga gibt es nicht, mit zehn Nominierungen liegen Eintracht Braunschweig und der FC Ingolstadt gemeinsam an der Spitze. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war der 1. FC Kaiserslautern mit satten 17 Stimmen der eindeutige Favorit bei den Übungsleitern, auch Eintracht Braunschweig wurde 15 Mal nominiert.

Dass der BTSV nun erneut zum Favoritenkreis gehört, ist zum einen auf die "extreme Transferoffensive" zurückzuführen, wie es Großaspach-Trainer Oliver Zapel formuliert. Vor allem mit den Verpflichtungen von Nick Proschwitz (Meppen), Martin Kobylanski (Münster) und Orhan Ademi (Würzburg) ließ die Eintracht aufhorchen und sendete damit ein deutliches Signal. Zum anderen war für viele Trainer die starke Rückrunde der Eintracht (32 Punkte aus 19 Spielen) ein Grund, den Deutschen Meister von 1967 zu nominieren. "An diese Leistung wollen sie anknüpfen", so FCM-Coach Stefan Krämer.

Dem FC Ingolstadt attestieren die Drittliga-Trainer ebenfalls einen starken Kader. "Sie haben viel investiert und wollen nach dem späten Abstieg etwas gutmachen", schätzt Pavel Dotchev, Trainer von Viktoria Köln, die Lage beim Zweitliga-Absteiger ein. Mit einem Marktwert von 8,25 Millionen Euro stellt der FCI nach dem KFC Uerdingen den zweitwertvollsten Kader der 3. Liga. Zwar mussten die Schanzer mit Paulo Otávio, Almog Cohen, Sonny Kittel und Darío Lezcano mehrere Stammspieler und Leistungsträger ziehen lassen, sicherten sich auf der anderen Seite aber unter anderem die Dienste von Maximilian Wolfram und Caniggia Elva. Zudem konnten Spieler wie Björn Paulsen, Marcel Gaus und Stefan Kutschke gehalten werden. Trainer Jeff Saibene hielt sich bei der Nennung der Aufstiegsfavoriten derweil zurück: "Uns erwartet eine schwere Aufgabe, die 3. Liga ist bespickt mit traditionsreichen Clubs und wir wollen alles dafür tun, um schnell in dieser Liga anzukommen." Ziel sei es, "eine gute Rolle zu spielen."

Chancen für Magdeburg und Rostock

Mit dem 1. FC Magdeburg wird ein weiterer Zweitliga-Absteiger in den Augen der Drittliga-Trainer vorne mitmischen – siebenmal wurden die Elbstädter genannt. Dotchev begründet seine Nominierung mit dem "riesigen Fan-Potenzial" und der "großen Qualität im Kader". Wenig überraschend musste der FCM nach dem direkten Wiederabstieg einen großen Umbruch vollziehen: 18 Spieler, darunter Felix Lohkemper, Jan Kirchhoff, Marius Bülter und Philip Türpitz, gingen, elf Spieler kamen. Vor allem in der Offensive scheint der 1. FC Magdeburg mit Akteuren wie Kapitän Christian Beck, Mario Kvesic, Sören Bertram und Marcel Costly nach aktuellem Stand gut aufgestellt. Der FCM selbst hat sich den direkten Wiederaufstieg derweil nicht auf die Fahne geschrieben, will aber bis spätestens 2022 in die 2. Bundesliga zurückkehren.

Ebenfalls sieben Stimmen entfielen auf den F.C. Hansa Rostock. Eine "interessante Mannschaft mit Potenzial", so Waldhof-Coach Bernhard Trares, auch Ex-Trainer Dotchev erwartet einiges: "Hansa ist sehr ambitioniert und hat es schon letztes Jahr versucht." Dass die Kogge die 3. Liga nach nunmehr sieben Jahren lieber heute als morgen nach oben verlassen möchte, ist ein offenes Geheimnis. Anders als in der letzten Saison hat Hansa Rostock den Aufstieg dieses Mal jedoch nicht als Ziel ausgegeben, sondern peilt zunächst den fünften Platz an. Zumal es zum dritten Mal in Folge einen großen Umbruch gab: Leistungsträger wie Oliver Hüsing, Marcel Hilßner, Ioannis Gelios und Cebio Soukou gingen, auf der anderen Seite kamen bislang überwiegend junge Spieler aus unterklassigen Ligen. Zeitgleich sicherte sich die Kogge aber auch die Dienste von Markus Kolke, der in Wiesbaden stets zu den besten Keepern der 3. Liga gehörte.

FCK nur noch im erweiterten Kreis

Sechsmal genannt wurde der Hallesche FC, der bereits in der letzten Saison lange um den Aufstieg mitspielte und am Ende als Vierter nur knapp scheiterte. "Sie haben den Kader gut beisammen gehalten, haben sich gut verstärkt und wollen erneut eine gute Rolle spielen", meint Mannheims Trares. In der Tat verlor der HFC mit Marvin Ajani, Moritz Heyer und Braydon Manu "nur" drei Stammspieler und konnte sich auf der anderen Seite mit Akteuren wie Jonas Nietfeld, Patrick Göbel und Florian Hansch verstärken.

Durchaus Chancen auf den Aufstieg werden auch Absteiger MSV Duisburg zugeschrieben. Dass die Zebras als Zweitliga-Absteiger aber nur fünfmal genannt wurden, dürfte am großen Umbruch (17 Abgänge) und der noch nicht abgeschlossenen Kaderplanung (erst 13 externe Neuzugänge) liegen – mit Ex-Bundesliga-Spieler Marvin Compper konnte sich der MSV am Dienstag aber prominent verstärken. Torsten Lieberknecht wollte sich unterdessen nicht auf drei Teams festlegen: "Es gibt sicherlich zehn Teams, die das Zeug dazu haben, ganz oben dabei zu sein."

Immerhin viermal wurde auch der 1. FC Kaiserslautern genannt. Nachdem die Roten Teufel vor einem Jahr als absoluter Top-Favorit in die Saison gingen, anschließend aber eine insgesamt enttäuschende Spielzeit ablieferten, gehört der FCK in den Augen der Trainer jetzt nur noch zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten. Dennoch weiß etwa FCM-Trainer Stefan Krämer: "Sie wollen unbedingt in die 2. Bundesliga". Zwar haben sich die Verantwortlichen diesbezüglich noch nicht offensiv geäußert, doch ein drittes Jahr in der 3. Liga wird dem Anhang nur schwer zu verkaufen sein. Nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung von Investor Flavio Becca gelang es, den Kader zusammenzuhalten. Bisher musste der FCK keinen Spieler entgegen der eigenen Planungen abgeben und konnte sich auf der anderen Seite unter anderen mit dem isländischen Nationalstürmer Andri Rúnar Bjarnason verstärken. Auch Manfred Starke (Jena) und Simon Skarlatidis (Würzburg) sollen die Offensive künftig beleben.

Wer kann überraschen?

Auch der KFC Uerdingen erhielt mit nur drei Nominierungen weniger Stimmen als vor der letzten Saison (7). Dabei haben sich die Krefelder – zumindest auf dem Papier – durchaus ansprechend verstärkt und Spieler wie Lukas Königshofer, Tobias Rühle und Jan Kirchhoff verpflichtet. Die Transfers von Christian Kinsombi (19), Franck Evina (18), Jean Manuel Mbom (19) und Hakim Guenouche (18) zeigen zudem, dass der KFC künftig verstärkt auf unverbrauchte Talente setzen will. Gleichzeitig haben die Uerdinger mit Andreas Maxsö, der am Mittwoch vom FC Zürich kam, den wertvollsten Drittliga-Spieler in ihren Reihen (Marktwert 1,5 Millionen Euro) und somit auch den wertvollsten Kader (9,23 Millionen Euro). "Der KFC hat mit einem starken Kader und starken Neuverpflichtungen das Zeug zum Aufstieg", schätzt Ex-Trainer Stefan Krämer die Chancen ein. Außenseiterchancen werden derweil den Würzburger Kickers eingeräumt (zwei Nominierungen).

Insgesamt sind sich die 20 Trainer lange nicht so einig wie noch in den vergangenen Jahren. Mit dem 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig als Top-Favoriten lagen die Übungsleiter in der vergangenen Saison deutlich daneben, sagten mit dem Karlsruher SC aber immerhin einen späteren Aufsteiger richtig voraus. Den VfL Osnabrück hatte unterdessen niemand auf der Rechnung. Auch in dieser Saison dürfte es wieder Überraschungen dieser Art geben und so wäre es nicht verwunderlich, wenn ein Verein aufsteigt, den die Trainer jetzt noch nicht auf dem Zettel haben.

Mitarbeit: Christian Knoth und Kevin Jung

   
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