Arminia Bielefeld: Wenn der David zum Goliath wird

"Wir sind stolz auf unser Team, auf Arminia", hallte es am Mittwochabend durch die Bielefelder Schüco-Arena. Der DSC Arminia Bielefeld hat die nächste Sensation im DFB-Pokal erreicht und steht im Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg am 29. April um 20.30 Uhr. Was das Team von Trainer Norbert Meier in dieser Saison vor heimischem Publikum leistet, geht weit über die Grenzen des Vorstellbaren hinaus und toppt beinahe Woche für Woche die Erwartungen, Hoffnungen und Emotionen von Fans, Verantwortlichen und Spielern des Vereins. Auch wenn der Fokus des Vereins in allererster Linie auf dem Aufstieg in die 2. Bundesliga liegt, wie alle Beteiligten bestätigten, ist mittlerweile der kleine Traum in den Herzen der Blauen geweckt. In Anlehnung eines bekannten Fan-Gesangs werfen wir einen Blick zurück:

Erste Runde Bukarest,…

Das Bukarest der 1. Runde war für die Bielefelder der Zweitligist aus Sandhausen. Nach der Auslosung gab es die klassischen Stimmen der Gäste, dass es ein schweres Los sei und man kein Team unterschätzen dürfte. Die heimische Arminia stand damals in einer Ergebniskrise und spielte sich diese in einer erstaunlichen Art und Weise von der Seele. Wie der DSC den SVS im August vom Platz fegte, war mehr als überzeugend. In einer berauschenden zweiten Hälfte gab es nicht nur ein Traumtor durch Klos, sondern auch ein Offensivfeuerwerk sondergleichen. Die Gäste aus dem Hardtwald zogen mit hängenden Köpfen vom Feld und die Ostwestfalen feierten einen hoch verdienten 4:1-Heimsieg gegen den eine Klasse höher spielenden Konkurrenten.

… zweite Runde Rom,…

Hertha BSC Berlin sollte es Ende Oktober in der 2. Runde sein. Ein Bundesligist? Ein schweres Los, scheiterte der DSC doch in den beiden Vorsaisons zweimal an einem selbigen. Doch auch gegen die Berliner bewiesen die Bielefelder ihre Klasse, diesmal allerdings in taktischer Disziplin. Kein Offensivfeuerwerk, sondern ein defensiv kompaktes, geordnetes und perfekt eingestelltes Team, das immer wieder seinen Weg nach vorne fand und die Gäste vor große Fragezeichen stellte. Nach einem torlosen Remis nach 120 Minuten sollte das Elfmeterschießen herhalten. Dass man mit Alexander Schwolow einen solchen Elferkiller in seinen Reihen hatte, wusste Samir Arabi damals noch nicht, wie er im Interview bei "Sky" nach dem Spiel verriet. Schwolow und Lorenz avancierten zu den Helden – der eine hielt, der andere traf – und die Alm stand schon wieder Kopf – Achtelfinale!

…in Kopenhagen schellt das Telefon,…

War die Aufgabe gegen den Hauptstadtklub schon schwer, so wurde die Arminia gegen den SV Werder Bremen schon aus dem Pokal geredet. Wie stark präsentierten sich die Gäste von der Weser in den Wochen zuvor und wie überzeugend spielten sie einige Mannschaften an die Wand. Etwas ähnliches passierte auch Anfang März auf der Alm, allerdings nicht so wie es die Gäste sich vorgestellt hatten. Wieder taktisch diszipliniert, aber wesentlich offensiver als noch gegen die Hertha ging die Arminia zu Werke. Die Bremer kamen mit dem Pressing der Blauen kaum zurecht und erspielten sich nur zu Beginn Chancen. Und wenn Arminia einmal ins Rollen kommt, dann richtig. Junglas und Schuppan servierten den SVW ab, doch die gesamte Mannschaft und auch wieder insbesondere Alexander Schwolow sorgten für einen Pokalfight par excellance und mit einem 3:1 ging es nach 90 Minuten in die Fankurve – Viertelfinale!

…vielleicht nach Rotterdam,…

Dort kündigte sich die Borussia aus Mönchengladbach an. Das – nach Aussage von Sky-Kommentator Martin Groß – aktuell vielleicht beste Team der Bundesliga. Der Champions-League-Anwärter, Europa-League-Teilnehmer und Bundesliga-Dritte kam mit viel Selbstvertrauen auf die Alm. Immerhin hatte man vorher die Bayern geschlagen. Doch die Bielefelder scheint das alles nicht zu stören. Sie laufen, sie kämpfen, sie kratzen, sie beißen und – was das wirklich bemerkenswerte ist – sie spielen guten Fußball! Keine Zufallsprodukte oder nur lange Bälle, sondern Stafetten und eingeübte Spielzüge. Auch das bekam die Borussia zu spüren. Arminia ging nach einer halben Stunde verdient in Führung und schon wieder mutierte die Alm zum Tollhaus. Bezeichnend, dass es für die Gäste einen Elfmeter zum Ausgleich benötigte. In der Folge hätten zwar beide Teams das Spiel für sich entscheiden können, doch der Drittligist wirkte zumindest in den Abschlüssen zielstrebiger. Also wieder Elfmeterschießen, wieder Schwolow und wieder … Sieg. – Halbfinale!

…vielleicht nach Mailand,…

Jetzt kommt also der VfL Wolfsburg zum Halbfinale auf die Alm. Während sich der Bundesligist nach der Auslosung durchaus zufrieden gab und mal wieder davon geredet wird, dass Arminia ja eigentlich keine Chance habe, so ist dies keinesfalls so. Der DSC hat jetzt in vier Spielen in Folge das Schwere bis Unmögliche möglich gemacht. Sie nutzen Chancen, wo keine sind. Das Team ist eine Einheit, ist bescheiden, bodenständig und eine wahre Identifikationsmöglichkeit für die Fans und die Region. Und warum soll die Sensationsreise der Blauen nicht weitergehen? Auf der Alm ist vieles möglich, wenn die Stimmung kocht, wenn die Mannschaft brennt und wenn wieder DFB-Pokal auf dem Plan steht. Und sollte auch dieses kleine Fußballwunder geschafft werden, dann singen die Fans es vielleicht weiter, das alte Lied: vielleicht auch Teneriffa eine Woche Sandstrand! Europapokal…

 

   
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