Analyse & Prognose: Der Abstiegskampf im Check

Vier Mannschaften wird es Ende Mai erwischen – und sechs heiße Anwärter für den Abstieg in die Regionalliga sowie drei Klubs im erweiterten Umfeld gibt es. liga3-online nimmt die Kellerkinder unter die Lupe und prognostiziert, wer die besten Aussichten auf ein weiteres Jahr in der 3. Liga hat.

Ausgangslage: Der Vorsprung auf die rote Zone ist mit neun Punkten ein beruhigender. Wie er so groß geworden ist, wissen die Fans des MSV beim Anblick der meisten Leistungen selbst nicht so genau. Das 0:0 daheim gegen Kellerkind Meppen sorgte für Pfiffe, weil die Zebras ihre optischen Vorteile überhaupt nicht in Torgefahr ummünzen konnten. Wo würden sie nur ohne ihren offensiven Feingeist Moritz Stoppelkamp stehen? Zur Wahrheit gehört aber auch: So klar die Duisburger gerade von der Ligaspitze oft ihre Grenzen aufgezeigt bekommen, so regelmäßig punkten sie auch, wenn der Abstand auf Platz 17 zu schmilzen droht. Ein Punkt pro Spiel wird wohl als Durchschnitt für den Ligaverbleib reichen, das werden die Meidericher schaffen.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 10 Prozent

 

Ausgangslage: Ein Hoch auf Meister Pavel: Anfangs für sein neuerliches Engagement belächelt, zeigt Pavel Dotchev in diesen Wochen einmal mehr, warum er bei diversen Stationen seiner langen Laufbahn ein richtig guter Drittliga-Trainer war und ist. 16 Punkte holten die Erzgebirger aus den ersten sieben Spielen des neuen Jahres – 14 Zähler waren es ohne Dotchev in 17 Anläufen des von schweren Krisen geprägten Vorjahres. 13 erzielte Treffer zeigen, dass die immense Qualität in der Offensivreihe (Jonjic, Nazarov etc.) endlich regelmäßig abgerufen wird, dazu kehrte das Quäntchen Spielglück zurück. Siege über Saarbrücken, Wiesbaden und Mannheim machen klar: Aue ist kein Abstiegskandidat mehr, sondern verspätet auf dem Weg zu den ursprünglichen Saisonzielen. Und hat jetzt richtig Bock auf das Derby in Dresden…

Abstiegswahrscheinlichkeit: 5 Prozent

 

Ausgangslage: So langsam nervt’s. In Ingolstadt kassierte Rot-Weiss Essen das 1:1 in der 90. Minute, so wie bereits gegen den MSV Duisburg (89.), beim SC Verl (Nachspielzeit), gegen Dresden (89.) – und auch beim Hinspiel gegen Ingolstadt führte RWE ja mit zwei Toren bis tief in die letzte Viertelstunde hinein. Mit diesen zehn Zählern mehr wäre Essen ein Kandidat für die Relegation, wofür aber, so ehrlich müssen wir sein, gerade die Offensivleistungen bis dahin nicht ausreichen. Oftmals präsentieren sich die Rot-Weißen ideenlos, die Spiele sind zumeist sehr zähe Angelegenheiten. Und erst der 2:0-Sieg über Dortmund II wischte zuletzt die Sorgen weg, noch in die Abstiegszone zu geraten. Jetzt ist die Ausgangslage angesichts von acht Punkten Vorsprung wieder komfortabel, das sollte sich ausgehen.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 10 Prozent

 

Ausgangslage: Ab der "Oldschdod" wird es spannend. Und mancher, der die Drittliga-Tabelle nicht ganz so regelmäßig verfolgt, wundert sich: Wie kommt Bayreuth plötzlich zu diesem netten Vorsprung? Ganz einfach: Dem 3:2-Sieg in Osnabrück, wo die SpVgg schier sensationell zum "Serienbrecher" des Teams der Stunde wurde, folgte nun ein turbulentes 5:3 im Kellerduell gegen Zwickau. Auch Ingolstadt wurde in diesem Jahr schon besiegt. Endlich, endlich, wird man sich bei der Spielvereinigung denken, hat das Prunkstück Offensive die höhere Liga angenommen und liefert zuverlässig ab! Trainer Thomas Kleine bringt Leben in die Wagnerstadt, in der dieser Tage auf Zehner Erol Zejnullahu besonders Verlass ist: Der verdiente sich mit fünf Scorerpunkten bei den genannten Siegen Einsernoten. Ein kleines Fragezeichen bleibt aber, ob die manches Mal überforderte Defensive auf Strecke mithält.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 55 Prozent

 

Ausgangslage: Jan Zimmermann heißt der neue Trainer des BVB II – und seit dem Wochenende hat er eine erste Duftmarke hinterlassen. Mit dem 4:0-Kantersieg über Waldhof Mannheim deutete die Dortmunder Reserve nach längerer Zeit mal wieder ihre Stärken an, auch wenn das Ergebnis ein gutes Stück zu hoch ausgefallen war. Den Titel der ligaweit schwächsten Offensive, das hätte vor der Saison mal jemand prognostizieren sollen, haben die Jung-Dortmunder damit übrigens trotzdem noch nicht abgeben können. Zu trotzen haben sie unter anderem regelmäßigen Spielortwechseln: mal das große Bundesligastadion des BVB, dann Wuppertal, nun zuletzt Oberhausen. Pünktlich zum Endspurt soll es dann aber in die Rote Erde zurückgehen.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 40 Prozent

 

Ausgangslage: Sreto Ristic hat dem Halleschen FC neues Leben eingehaucht – und in zwei Spielen noch kein einziges Gegentor hinnehmen müssen. Gut: Zuerst ging es zu völlig indisponierten Oldenburgern, der 1:0-Sieg in Unterzahl war dennoch ein fetter Coup. Dann kamen die strauchelnden Münchner Löwen, auch hier wäre ein Erfolg im Bereich des Möglichen gewesen. Im Wissen um den Drei-Punkte-Rückstand ist dennoch vorsichtige Zuversicht eingekehrt: Die Mannschaft kratzt und kämpft, Führungsspieler Nietfeld hält sein junges Team nun wieder als Abwehrchef beisammen und Erich Berko könnte mit hundertprozentiger Fitness zum Unterschiedsspieler der Offensive werden. Der HFC hat den besten Spielansatz des unteren Quartetts, muss diesen aber stetig zeigen – vor allem beim Sechs-Punkte-Spiel in Meppen am Wochenende.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 50 Prozent

 

Ausgangslage: Für den Aufsteiger wird es allmählich richtig eng. Zwei Drittel seiner Saisonpunkte holte der VfB in seiner stärksten Phase, die allerdings schon Anfang Oktober endete. Seither gab es in 14 Spielen nur noch den schmeichelhaften 1:0-Auswärtssieg in Zwickau an einem Tag, an dem die Gastgeber das berühmte Scheunentor nicht getroffen hatten. Nun sind die Oldenburger nicht immer klar unterlegen, hätten zuletzt beim 1:2 in Verl einen Punkt verdient gehabt. Insgesamt aber ist die Darbietung der Niedersachsen, das belegen auch alle zentralen Statistiken, qualitativ zu dünn, um bestehen zu können. Der Sturz auf Platz 18, so tief stand der VfB in dieser Saison erst einmal, ist die logische Folge. Zuletzt geriet auch Trainer Dario Fossi in die Kritik, an ihm wird aber erst einmal festgehalten.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 70 Prozent

 

Ausgangslage: Keines der Kellerkinder lässt sich mit den Expected-Werten so nerven wie der SV Meppen. Der hätte nämlich gemessen an seinen Torchancen nicht nur 34 statt 23 Tore erzielen müssen, sondern dürfte statistisch auch schon bei 31,3 Punkten stehen – und damit im sicheren Mittelfeld. Was den Verantwortlichen Grund genug ist, Trainer Stefan Krämer nicht zur Rechenschaft zu ziehen, obwohl er mit nur einem Sieg aus 20 Spielen eine horrende Bilanz vorweist. Nein, so leicht lässt sich das Emsland nicht unterkriegen. Doch im Wissen um ein unglaublich schweres Restprogramm ab dem 33. Spieltag (FCS, SVWW, RWE, Osnabrück, Dynamo, Freiburg II) hängt schon jetzt fast alles von den Duellen mit machbaren Gegnern wie dem HFC am Samstag ab.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 75 Prozent

 

Ausgangslage: Mit Ronny Thielemann hat der FSV Zwickau vorgesorgt: Der neue Trainer würde auch im Abstiegsfall treu bleiben und den Neuaufbau in der Regionalliga begleiten. Dass der Weg heraus aus dieser sportlichen Todeszone, in der sich die Traditionsvereine nur so tummeln, etliche Jahre dauern könnte, wird den Verantwortlichen genau bewusst sein. Genauso wie der Fakt, dass Zwickau wirtschaftlich in der 3. Liga nie nachhaltig überlebensfähig geworden ist. Beim vermeintlichen Sterben auf Raten wurde zuletzt zumindest erstaunlich flotter Fußball geboten, der beim 3:5 in Bayreuth unbelohnt blieb. Die Substanz im Kader ist nicht schlecht, Spieler wie Brinkies, Löhmannsröben und Baumann bringen Mentalität, Wucht und Qualität mit. Abzuschreiben ist Zwickau bis zum Schluss nicht, das haben die Vorjahre gezeigt. Aber es wird schwierig.

Abstiegswahrscheinlichkeit: 70 Prozent

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

   
Back to top button