Zwischenfazit Energie Cottbus: Fortschritt oder Stillstand?
Wer angesichts der drohenden fünften Heimniederlage in Folge am Sonntagnachmittag vorzeitig das Stadion der Freundschaft verließ, der sollte sich später umso mehr darüber ärgern: Der FC Energie Cottbus schaffte in der 95. Minute noch den umjubelten 2:2-Ausgleich gegen den SV Wehen Wiesbaden. Doch geht es für die Rot-Weißen wirklich voran?
Nach Abkühlung der erhitzten Gemüter nach emotionaler Schlussphase steht unter dem Strich das zehnte sieglose Spiel in Folge. Zwar hat Energie-Legende Vasile Miriuta durch die Übernahme des Trainerpostens eine gewisse Euphorie in der Lausitz entfachen können, die sich aber in den Ergebnissen bisher nur bedingt bemerkbar macht. Immerhin wurde die Niederlagenserie auf heimischen Geläuf endlich gestoppt, zudem hätte Energie schon beim 1. FC Magdeburg zuvor durchaus drei Punkte holen können. Aber: Seit dem 2. Spieltag, seit dem 01. August dieses Jahres, wurde kein Sieg mehr eingefahren. Der Absturz vom ersten auf den siebzehnten Rang wurde nicht gestoppt – und der SV Wehen Wiesbaden stellte zumindest bei Betrachtung der Formkurve einen schlagbaren Gegner dar. Die Hessen hatten zuvor immerhin ebenfalls vier Begegnungen nicht für sich entscheiden können.
Namhafte Abgänge eigentlich ausreichend kompensiert…
Angesichts der Tatsache, dass der FCE schon nach einer Viertelstunde mit 0:2 im Hintertreffen lag, kann ohne Zweifel ein Punktgewinn verzeichnet werden. Allein helfen tut dieses magere Zählerchen in der prekären Situation kaum – die Abstiegsränge liegen der Miriuta-Elf weiterhin im Nacken. Ein Szenario, dass in der Form kaum jemand vor der Saison so erwartet hätte. Sicherlich wog der Verlust von Tim Kleindienst, Fanol Perdedaj und Keeper Kevin Müller schwer, doch mit Daniel Lück, Joni Kauko und Richard Sukuta-Pasu wurde auf allen drei Positionen Ersatz verpflichtet, der über ausreichend Zweitliga-Erfahrung verfügt. Sowohl Kauko (zwei Tore, eine Vorlage) als auch Sukuta-Pasu (ebenfalls zwei Tore, eine Vorlage) machten dabei bisher gar keinen schlechten Eindruck, während Lück im Tor bis zu seiner Verletzung oftmals keine Schuld traf und auch sein Ersatz Rene Renno zumeist solide agiert. Denn insbesondere die Defensive der Cottbusser stellt das Hauptproblem der aktuellen Misere dar.
…aber etablierte Kräfte machen Sorgen
Ob ein Uwe Möhrle, der trotz der Souveränität von 35 Jahren Lebenserfahrung zunehmend Patzer in das Defensivspiel einbaut und zudem läuferisch immer weniger mit flinken gegnerischen Angreifern mithalten kann, oder ein Cedric Mimbala, der bis auf wenige Ausnahmen immer wieder einen Unsicherheitsfaktor darstellt: So richtig verwundert es keinen, dass mit Christopher Schorch nun ein neuer Innenverteidiger testweise bei Energie Cottbus vorspielt. Bisher fehlen schlichtweg Alternativen mit Qualität, denn auch der 33-jährige Thomas Hübener wirkte in seinen bisherigen neun Auftritten nicht immer souverän und vom Youngster Philipp Knechtel sollte zunächst noch nicht zu viel erwartet werden. Im Mittelfeld hapert es oft an der Spielgestaltung, denn während Kauko oft zufriedenstellende Auftritte abliefert, befinden sich Marco Holz, Torsten Mattuschka, Fabio Kaufmann oder Youngster Jonas Zickert seit Wochen in eher mäßiger Form. Vorne fehlt einerseits Sven Michel, der nach einer Bänderdehnung zum Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden wieder fit sein sollte. Andererseits hat Patrick Breitkreuz die vielversprechende Form der ersten Spieltage nicht bestätigen können, sodass Sukuta-Pasu phasenweise den Alleinunterhalter in der Energie-Offensive darstellt.
Zuschauer bleiben zunehmend fern
Aber wann soll der Aufschwung in Brandenburg kommen? Die Zuschauer hatten zuletzt zu großen Teilen genug gesehen und zeigten dies deutlich: Nur noch gut 5.000 Anwesende säumten die Begegnung gegen Holstein Kiel – ein Minusrekord in diesem Jahrtausend. Gegen Wiesbaden motivierte allen voran die Personalie Vasile Miriuta immerhin wieder 7.500 Anhänger, ein Heimspiel zu besuchen. Schon ein Punkt beim Ligaprimus aus Dresden würde einen riesigen Erfolg darstellen, eine Woche darauf gastiert der Zweite Preußen Münster im Stadion der Freundschaft, ehe es danach zum Überraschungsdritten nach Großaspach geht. Erster, Zweiter, Dritter – viel härter kann das Programm für die Miriuta-Truppe wohl kaum aussehen.