Woran Florian Schnorrenberg beim VfB Lübeck gescheitert ist

Nach nur neun Spielen ist Florian Schnorrenberg beim VfB Lübeck wieder Geschichte. Es ist das Ende eines Missverständnisses. In einer kommentierenden Analyse erklärt liga3-online.de, woran der 46-Jährige gescheitert ist. 

Bilanz

Nur ein Sieg in neun Spielen, 6:21 Tore und in der Tabelle auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht: Eigentlich sollte es beim VfB Lübeck nach dem Trainerwechsel zur Winterpause wieder bergauf gehen, doch unter Florian Schnorrenberg war das Gegenteil der Fall. Aus drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer sind seit dem Jahreswechsel acht Zähler geworden, zudem weist der VfB das schlechteste Torverhältnis aller Klubs auf (-29) und muss damit einen zusätzlichen Zähler zu den Nicht-Abstiegsplätzen aufholen. Am Ende fehlten Schnorrenberg schlicht die Argumente für eine Weiterbeschäftigung, sodass die Trennung nach gerademal neun Spielen nur logisch ist.

Keine Weiterentwicklung

Dass es während der nur 74-tägigen Amtszeit von Schnorrenberg noch weiter bergab statt bergauf ging, zeigt sich auch an der Tatsache, dass die Lübecker mit nur 26 Treffern zusammen mit Freiburg II den schwächsten Angriff der Drittligisten stellen. Derzeit warten die Norddeutschen bereits seit 388 Minuten auf einen Treffer, selbst ein Elfmeter führte wie gegen Saarbrücken nicht zum Torerfolg. 55 Gegentore bedeuten zudem die zweitschlechteste Abwehr (nach Halle). Auch hier gelang Schnorrenberg keine Weiterentwicklung, was 16 Gegentore in den letzten fünf Partien deutlich zeigen.

Dresden-Debakel wirkte nicht

Allein in Dresden schlug es Mitte Februar gleich siebenmal ein. Ein Debakel, das einem Wirkungstreffer gleichkam. Denn während die Lübecker zuvor mit fünf Punkten aus drei Spielen und 4:3 Toren durchaus gut unterwegs waren und sogar dem aktuellen Tabellenführer aus Ulm ein Remis abtrotzten, klappte danach fast gar nichts mehr. Schon beim 0:3 gegen Münster eine Woche später präsentierten sich die Norddeutschen erschreckend schwach, gleiches galt anschließend für die Partie in Halle, die ebenfalls 0:3 verloren ging. Das torlose Remis gegen den 1. FC Saarbrücken vor einer Woche sorgte dann nochmal für einen kleinen Hoffnungsschimmer, der mit der katastrophalen Leistung in Freiburg direkt wieder im Keim erstickt wurde. "So haben wir in der 3. Liga nichts verloren", sagte Jannik Löhden im Anschluss.

Fan-Ärger

Im Abstiegskampf kann nur der bestehen, der zusammenhält. Entsprechend unklug war es von Schnorrenberg, sich nach der Niederlage in Halle verbal mit den Fans anzulegen. "Wir haben nicht immer die beste Leistung gebracht. Seit ich hier bin, haben unsere Fans aber auch nicht immer überzeugt. Ich denke da an den Schneeballwurf gegen Mannheim oder an Aue (wo die WC-Anlagen demoliert wurden, d. Red.). Das kostet den Verein viel Geld, ich wäre froh, wenn wir alle enger zusammenrücken", hatte Schnorrenberg bei "MagentaSport" gesagt. Viele Fans, die mit den erwähnten Aktionen nichts zu tun hatten, fühlten sich dadurch vor den Kopf gestoßen. Zwar war der 46-Jährige anschließend etwas zurückgerudert und hatte betont, dass er keinesfalls alle Fans gemeint habe. Doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Die Folge war ein riesiges "Schnorrenberg, verpiss Dich"-Banner beim Spiel gegen Saarbrücken.

Kader stößt an Grenzen

Dass es Schnorrenberg nicht schaffte, die Wende einzuleiten, lag aber auch daran, dass der Kader an seine Grenzen stößt. Und das nicht allein im Hinblick auf die zahlreichen verletzten oder gesperrten Spieler, die der 46-Jährige während seiner Amtszeit ersetzen musste. Vielmehr stellt sich die Frage nach der grundsätzlichen Qualität. Zwar verfügt die Mannschaft über die Erfahrung aus über 2.300 Drittliga-Spielen und 169 Toren, doch ganz offensichtlich wurden die Fähigkeiten mancher Akteure überschätzt. Pascal Breier etwa brachte in 17 Einsätzen nur zwei Tore zustande. Ohnehin erwies sich von den Sommer-Neuzugängen nur Torhüter Philipp Klewin als echte Verstärkung. Zwar blieb der 30-Jährige nur zweimal zu Null, doch ohne seine Paraden stünde der VfB wohl schon auf dem letzten Tabellenplatz. Entsprechend muss sich auch Sportvorstand Sebastian Harms hinterfragen, zumal er sich mit Schnorrenberg einen Fehlgriff geleistet hatte. Diesen zu korrigieren, wird angesichts des Acht-Punkte-Rückstands bei nur noch neun Spielen eine Herkulesaufgabe. Sollte der Klassenerhalt nicht gelingen, muss auch hinter den Kulissen ein Neustart her.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button