Wer folgt auf Scherning? Mehrere Kandidaten beim VfL gehandelt
Wie schnell es manchmal geht: Noch am Mittwochvormittag gab VfL-Coach Daniel Scherning an, dass Arminia Bielefeld "aktuell kein Thema" für ihn sei, rund 24 Stunden später leitete er erstmals das Training des Zweitligisten. Bei den Lila-Weißen läuft nun die Suche nach einem Nachfolger. Mehrere Kandidaten werden gehandelt.
Wohl mehr als 300.000 Euro kassiert
Erstmals am Montagabend soll Arminia Bielefeld auf Scherning zugekommen sein und am Dienstag ein offizielles Angebot für den 38-Jährigen hinterlegt haben, das Sportdirektor Amir Shapourzadeh allerdings abgelehnt haben soll, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet. Als der DSC am Mittwochvormittag mit der Entlassung von Uli Forte Fakten schuf, besserten die Ostwestfalen ihr Angebot nach – und überzeugten damit auch die Gremien der Lila-Weißen, die am Mittwochabend grünes Licht gaben.
Der Zeitung zufolge erhält der VfL "klar über 300.000 Euro" für den gebürtigen Paderborner, der noch bis 2023 unter Vertrag stand, Mittels Bonuszahlungen könnte es noch mehr werden. Bereits am Donnerstagvormittag leitete Scherning erstmals das Training beim Bundesliga-Absteiger, Zeit für eine Verabschiedung von seiner Mannschaft war bisher nicht.
Nun sucht der VfL einen Nachfolger, der Schernings Spielidee mit offensivem Fußball fortführen soll. Das Anforderungsprofil ähnelt somit dem, das die Niedersachsen bereits im Sommer 2021 nach dem Abstieg aus der 2. Liga ausgegeben hatten. "Das Thema Schnelligkeit ist bei der Entscheidung ein Kriterium, aber nicht dominant: Wir wollen die bestmögliche Entscheidung treffen. Der neue Trainer soll menschlich wie qualitativ zu uns passen", so Geschäftsführer Michael Welling. Shapourzadeh berichtet davon, dass bereits "einige interessante Gespräche mit Kandidaten" geführt worden seien, "weitere werden folgen". Die Liste der Trainer, die bei den Lila-Weißen gehandelt werden, ist lang.
Capretti, Glöckner und Co.
Am naheliegendsten erscheint Guerino Capretti, der genau wie Scherning einen spielerischen Ansatz verfolgt. Seine erfolgreichste Zeit erlebte der 40-Jährige zwischen April 2017 und Februar 2022 beim SC Verl, den er 2020 in die 3. Liga führte. Zuletzt stand er bei Dynamo Dresden an der Seitenlinie, blieb in allen zwölf Spielen aber sieglos und konnte den Abstieg der Sachsen in die 3. Liga damit nicht verhindern. Da sein Vertrag nur für die 2. Liga Gültigkeit hatte, ist er nun ablösefrei. Gleiches gilt für Benedetto Muzzicato (zuletzt Viktoria Berlin), Rüdiger Ziehl (zuletzt TSV Havelse), Patrick Glöckner (zuletzt Waldhof Mannheim), Jan Zimmermann (zuletzt Hannover 96) und Alexander Nouri (zuletzt AO Kavala), der zwischen 2004 und 2008 sogar für den VfL spielte, allerdings über keine Drittliga-Erfahrung verfügt. Muzzicato absolviert derzeit den Trainerlehrgang und müsste daher zwischen Osnabrück und Frankfurt pendeln.
Viele Fans wünschen sich einen emotionalen Coach und haben dafür Marco Antwerpen (zuletzt 1. FC Kaiserslautern) und Tomas Oral (zuletzt FC Ingolstadt) ins Spiel gebracht. Diese passen aufgrund ihrer eher auf Defensive ausgerichteten Spielweise allerdings weniger zum VfL. Auch Engagements von Torsten Frings oder Gino Lettieri sollen nach "NOZ"-Angaben unwahrscheinlich sein. Carsten Rump, der auch bei Arminia Bielefeld im Gespräch war, steht derweil noch bis 2023 beim SV Rödinghausen unter Vertrag und würde entsprechend Geld kosten. Eine offizielle Anfrage aus Osnabrück für Rump liege aber noch nicht vor, wie Rödinghausens Sportchef, Alexander Müller, am Freitag gegenüber dem "RevierSport" sagte.
Wann eine Entscheidung fällt, ist noch offen. Shapourzadeh sagte am Donnerstag: "In Bezug auf die Verpflichtung eines neuen Cheftrainers verfolgen wir einen klaren Plan, nehmen uns aber auch die notwendige Zeit, um die bestmögliche Entscheidung für den VfL zu treffen." Am Samstag beim Auswärtsspiel in Wiesbaden werden die beiden Co-Trainer Tim Danneberg und Danilo de Souza auf der Bank sitzen.