Wehen Wiesbaden spielt sich im hinteren Mittelmaß fest
Als Anwärter auf den Aufstieg genauso viele Punkte auf dem Konto zu besitzen, wie Spiele absolviert zu haben, ist allenfalls nach ein oder zwei Spieltagen noch akzeptabel. Der SV Wehen Wiesbaden hat nun bereits elf Durchgänge absolviert – und findet schlichtweg keinen Weg aus dem tristen Drittliga-Mittelmaß.
Vier Spiele hat die Elf von Trainer Sven Demandt nun bereits nicht mehr siegreich gestalten können, nur zwei Pünktchen stehen aus diesen Begegnungen zu Buche. Die Hessen müssen sich an kleinen Achtungserfolgen erfreuen: So wurde beim 1:3 in Aalen immerhin der erste Auswärtstreffer der Saison erzielt, und beim torlosen Remis gegen Hansa Rostock hielt die Truppe um den an diesem Tag glänzend aufgelegten Markus Kolke nach zuvor zehn Gegentoren in drei Spielen endlich wieder den Laden dicht. Vormachen muss sich jedoch niemand etwas: Nur Kolke war es in der ersten Halbzeit zu verdanken, dass die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern nicht längst mit zwei oder gar drei Toren Vorsprung führten. Wieder einmal wirkte der SVWW erschreckend unsortiert, zudem behäbig im Vorwärtsgang und nicht richtig auf der Höhe gegen einen allerdings auch mehr als stark auftrumpfenden FCH.
Wehen wacht erst spät auf
Erst als mit Marco Kofler ein Hansa-Akteur noch vor der Pause des Feldes verwiesen wurde, fanden die Wiesbadener den Vorwärtsgang und verbuchten nach dem Seitenwechsel ihrerseits teils hervorragende Gelegenheiten – auch Marcel Schuhen im FCH-Tor musste sich so teils gewaltig strecken, um seinen Verwaltungsbereich mit einer weißen Weste zu verlassen. Die Frage bleibt dennoch: Wieso gelingt es den Rot-Schwarzen erst, daheim gegen einen dezimierten Gegner das Zepter zu übernehmen? Zwar ist jeder Kontrahent in Liga 3 nicht leicht zu bespielen, doch auch die Mannen von der Warnow rissen bisher wahrlich keine Bäume aus – ein Heimsieg wäre für den kriselnden SVWW fast schon Pflicht gewesen. "Wir müssen diese Leistung von der ersten Minute an abrufen und nicht erst nach Rückschlägen. Eine solch lange Anlaufphase können wir uns in der 3. Liga nicht erlauben", macht Sportdirektor Christian Hock deutlich.
Erst Krisengipfel, dann hartes Programm
Auch Ex-Wiesbadener Tobias Jänicke erkannte: "Wiesbaden war mausetot, bis der Schiedsrichter entscheidenden Einfluss nahm.“ Nein, drei Punkte hätte sich der SVWW an diesem Tage wohl trotz gesteigerter Leistung nicht verdient gehabt. Die Verantwortlichen hinter den Kulissen bewahren dennoch die Ruhe: "In den letzten Jahren wurde immer fehlende Kontinuität beim SVWW bemängelt. Deswegen werden wir jetzt nicht alles in Frage stellen, sondern mit Ruhe und Vertrauen die nächsten schweren Aufgaben gemeinsam angreifen", erklärt Hock.
So steht auswärts beim seit nunmehr neun Spielen sieglosen FC Energie Cottbus am nächsten Samstag schon ein kleiner Krisengipfel an. Die wohl vorerst beste Möglichkeit, die Mini-Krise vergessen zu machen. Denn leichter werden die Aufgaben in der Folge gewiss nicht, denn die Gegner aus den unteren Tabellengefilden sind bereits alle bespielt worden. Kiel, Magdeburg, Aue, Dresden, Münster: Gut möglich, dass der SV Wehen Wiesbaden angesichts dieses straffen Programms auch Ende November noch im grauen Mittelfeld steht – oder auch schlechter…