Was machen eigentlich die ehemaligen Torschützenkönige?
Seit Sommer 2008 wird in der 3. Liga genetzt, was das Zeug hält. Gut – so manches Mal dürften es mehr Tore sein, nicht immer wird ein Spektakel geboten. Die Defensiven wissen eben auch ihr Handwerk zu verstehen. Wir blicken heute auf die ehemaligen Torschützenkönige seit Beginn der eingleisigen Spielklasse. Es sind ziemlich unterschiedliche Werdegänge dabei…
Torschützenkönig 2008/09 – Anton Fink (21 Tore)
Mit 21 Jahren und genauso vielen Treffern krönte sich Anton Fink bei der Erstauflage der 3. Liga zum Torschützenkönig – damals für die Spielvereinigung Unterhaching, für die er nach seinem Wechsel aus der Jugendakademie von 1860 München auch nur genau eine Spielzeit auflief. Schon am ersten Spieltag, damals gegen die Reserve von Werder Bremen, schnürte er einen Doppelpack und holte sich die Bestnote ab. An was sich heute kaum jemand erinnert: Erst eine 3:4-Niederlage in Jena kostete die Hachinger 2009 die beste Ausgangsposition für den Zweitliga-Aufstieg.
Fink selbst schaffte den persönlichen Aufstieg mit dem anschließenden Wechsel nach Karlsruhe, dort stagnierte die Karriere. Erst in Chemnitz fand er zu alter Form zurück, avancierte über fünfeinhalb Jahre zur absoluten himmelblauen Lebensversicherung und holte sich 2012/13 ein weiteres Mal die Krone. Im Sommer kehrte er zurück zum Karlsruher SC, noch fehlt die Konstanz. Geniale Momente hat der 30-Jährige allerdings immer noch in petto. Mit 117 Toren in 261 Spielen ist er zudem der amtierende Rekordtorschütze der 3. Liga.
Torschützenkönig 2009/10 – Regis Dorn (22 Tore)
Regis Dorn, Moritz Hartmann, Orlando Smeekes: So lauteten die Top 3 der besten Torjäger im Frühsommer 2010. Franzose Dorn sicherte sich mit 22 Treffern die alleinige Krone, erhielt aber kurioserweise dank einiger unauffälliger Leistungen nur mäßige Noten und ging mit einem Durchschnitt von 3,34 eines Königs unwürdig in die Sommerpause. Sein Verein, der SV Sandhausen, platzierte sich damals übrigens ebenfalls nur im hinteren Mittelfeld. 2013 beendete Dorn seine Karriere, als Teammanager des SVS ging es für ihn Mitte 2015 nicht mehr weiter. Seitdem war in der Öffentlichkeit nichts mehr von ihm zu hören.
Torschützenkönige 2010/11 – Dominick Kumbela und Patrick Mayer (19 Tore)
19 Tore reichten 2011 für den ersten Platz der Torschützen, den sich mit Dominick Kumbela und Patrick Mayer zwei Akteure teilten. Kumbela verhalf Eintracht Braunschweig zum Aufstieg in die 2. Bundesliga, der Verein entfloh der 3. Liga dauerhaft. Mit 19 von 81 Treffern hatte jedoch längst nicht nur Kumbela einen Anteil am Erfolg – das ganze Team versprühte einen unfassbar großen Offensivdrang. Heute geht Kumbela nach einem Abstecher in die Türkei wieder für Braunschweig auf Torejagd.
Mayer schnürte derweil in seiner Spielzeit gleich zwei Dreierpacks, sein 1. FC Heidenheim verblieb im Mittelfeld. Für den Spieler ging es trotz des Wechsels zu Erstligist Augsburg aufgrund riesigen Verletzungspechs nach 2011 steil bergab, heute kickt er für Waldhof Mannheim in der Regionalliga. Und musste auch dort mit Adduktorenbeschwerden lange auf seinen ersten Einsatz warten.
Torschützenkönig 2011/12 – Marcel Reichwein (17 Tore)
Ein Torjäger aus Erfurt, das klingt im Jahr 2017 nach einem schlechten Scherz. 2012 schaffte es Marcel Reichwein mit nur 17 Treffern an die Spitze. Sein persönliches Highlight: Vier Tore in einem Spiel beim 4:2-Erfolg über Sandhausen, darunter ein lupenreiner Hattrick. Erfurt verfehlte damals den Aufstieg nur knapp. Reichwein zog es unterdessen wie so viele Torjäger in eine höhere Spielklasse, beim VfR Aalen blieb aber ebenso glücklos wie trotz einiger Treffer bei Preußen Münster. 2016/17 schloss er sich dem VfL Wolfsburg II an, im Sommer dieses Jahres dem ambitionierten Regionalliga- Neuling KFC Uerdingen. Dort hat er aber erst einen Treffer erzielen können.
Torschützenkönige 2012/13 – Anton Fink und Fabian Klos (20 Tore)
Anton Fink zum Zweiten, Fabian Klos zum Ersten: Der DSC Arminia Bielefeld wusste nach dem Aufstieg 2013 sofort, bei wem er sich zu bedanken hatte. Denn so gut wie immer, wenn Klos traf, siegte Bielefeld auch. Dass Klos zu einer DSC-Legende werden würde, von denen die junge Generation in Jahrzehnten noch ihren Enkeln erzählt, wusste da keiner. Mittlerweile hat Klos mehr als 100 Pflichtspiel-Treffer für die Arminia erzielt und ist unangefochtener Führungsspieler, auch wenn ihm ausgerechnet in dieser Saison bisher das Glück verwehrt blieb und leichte Kritik zu hören ist. Anton Fink netzte derweil ebenso oft und führte den Chemnitzer FC souverän ins obere Tabellendrittel.
Torschützenkönig 2013/14 – Dominik Stroh-Engel (27 Tore)
27 Treffer, acht Tore Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Dominik Stroh-Engel, kurz DSE, lieferte gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 eine Saison der Superlative. Anhänger von Hansa Rostock werden sich leidvoll erinnern, wie er die Kogge einst mit vier Treffern versenkte. Endstand 0:6 aus Rostocker Sicht. Nach 14 Partien hatte er schon 14 Striche auf dem Konto verzeichnen dürfen, in der Rückrunde traf er in sieben Spielen am Stück. Die Konsequenz: Darmstadt stieg auf und marschierte ein Jahr später in die Bundesliga durch. Für Stroh-Engel, einen Stürmer alter Schule, war das zu viel. In der Bundesliga sah er kein Land, im Sommer 2017 ging er schließlich nach Karlsruhe und bildet seither mit Anton Fink ein potenziell brandgefährliches Duo, das aber noch deutlich hinter ihren Möglichkeiten bleibt.
Torschützenkönig 2014/15 – Fabian Klos (23 Tore)
So schnell wie die Arminia weg war, kam sie auch zurück. Ein gewisser SV Darmstadt 98 – mit Dominik Stroh-Engel – hatte den DSC in einer denkwürdigen Relegation zurück in die 3. Liga gekegelt. Bielefeld nahm sich der neuen Rolle als Fahrstuhlteam schnell an und drückte den Knopf nach oben. Fabian Klos steuerte 23 Treffer bei, darunter drei entscheidende: Beim 4:2-Erfolg über Duisburg, die Ostwestfalen lagen bereits mit 0:2 im Hintertreffen, schnürte Klos den klassischen Hattrick – und das in einmaliger Manier mit drei Kopfbällen. Ob Bielefeld auch ohne diesen emotionalen Brustlöser aufgestiegen wäre?
Torschützenkönig 2015/16 – Justin Eilers (23 Tore)
Im Vorjahr hatte sich Justin Eilers mit 19 Buden bereits herangepirscht, 2016 kürte er sich dann zum König. Und wie! Dynamo dominierte so eindrucksvoll wie zuletzt Eintracht Braunschweig im Jahr 2011 die Liga, Eilers traf an den ersten zehn Spieltagen schon elfmal. Nur in den Wintermonaten ließ er kurz nach, um im Frühjahr nochmals durchzustarten. Während Dresden in die 2. Bundesliga aufstieg, verkündete Eilers seinen Wechsel zu Werder Bremen. Ab in die Eliteklasse. Die einmalige Chance nutzen. Ob der Stürmer sie genutzt hätte? Vielleicht wird man es nie erfahren. Mit Hüftproblemen, einer Leisten-OP und einem Kreuzbandriss steckt Eilers mitten in den schwersten Jahren seiner Karriere. Erst im Jahr 2018 wird er wieder angreifen können, der Zug zur Bundesliga könnte dann längst abgefahren sein.
Torschützenkönig 2016/17 – Christian Beck (17 Tore)
Ähnlich wie Eilers schaffte auch Christian Beck in seinem zweiten Jahr das Kunstwerk, die Torjägerkanone in den Händen halten zu dürfen. 17 Treffer genügten in einer torarmen Spielzeit, erstmals seit 2012 stieg der torjäger-stellende Klub darüber hinaus nicht in die 2. Bundesliga auf. Knapp war es aber, denn erst am letzten Spieltag wurde das Rennen um den Relegationsplatz zugunsten von Jahn Regensburg entschieden. Beck hatte zuvor unter anderem das glatte 3:0 gegen den SC Paderborn mit drei Treffern herausgeschossen. Trotz höherklassiger Anfragen blieb der bullige Offensivmann dem FCM treu und verlängerte seinen Vertrag – in dieser Saison zeigt er mannschaftsdienliche Auftritte, mehr als ein Tor war ihm aber noch nicht vergönnt. Kein Torschützenkönig der 3. Liga schaffte es bislang, seinen Titel im darauffolgenden Jahr zu verteidigen. Auch bei Beck sieht es bei aktuellem Stand darum eher schlecht bestellt aus.