Was Hansa Rostock von Amaury Bischoff erwarten kann
Vor wenigen Tagen hat Hansa Rostock wohl den Winter-Königstransfer innerhalb der 3. Liga eingetütet: Von Preußen Münster wechselt Amaury Bischoff zu Hansa Rostock – ein nicht immer pflegeleichter Spieler, der aber über begnadete technische Fähigkeiten verfügt. Was kann die Kogge von ihm erwarten, wo wird er eingesetzt? liga3-online.de beschreibt den Franzosen im Hinblick auf seine letzten Jahre in Münster.
Umstrittener Ruf bei gegnerischen Anhängern
Amaury Bischoff – beim Klang dieses Namens zucken nicht wenige Anhänger von Drittliga-Vereinen zusammen. Zweifelsohne ist der 29-Jährige im modernen Fußballgeschäft mit allen Wassern gewaschen. Er beherrscht die Tricks, die nicht jeder Fan für gut befindet, aber entscheidende Vorteile erbringen kann. Er kann Fouls schinden, ihm entfährt nicht selten nach Zweikämpfen ein lauter Aufschrei. Von Verletzungen wurde er dennoch zumeist verschont, sodass ihm in gegnerischen Stadien nicht selten das Attribut „Fallobst“ verliehen wurde. In negativer Erinnerung blieb ein harter Tritt gegen Tom Christian Merkens, der dessen aktive Fußballerkarriere im Profibereich quasi beendete – noch heute ist man beim VfL Osnabrück aufgrund dieses Fouls negativ auf den Franzosen zu sprechen, den spätestens beim Aufeinandertreffen in Osnabrück in der Rückserie wieder jede Menge Pfiffe erwarten werden.
Stärken und Schwächen des Franzosen
Seine beste Zeit in Münster, denen Bischoff viereinhalb Jahre treu blieb, besaß der Mittelfeldmann unter Trainer Pavel Dotchev. In seiner ersten Spielzeit 2012/13 agierte er als Dreh- und Angelpunkt hinter den Spitzen, war maßgeblich an der erfolgreichsten Münsteraner Saison in der 3. Liga beteiligt. Dann folgte Ralf Loose, Bischoff wurde von der Zehnerposition weiter nach hinten gezogen. Schlussendlich fand er sich auf der Sechs wieder, musste Defensivaufgaben übernehmen und konnte sich dort längst nicht so entfalten wie zuvor. Seine Stärken liegen in der Übersicht, im Passspiel, er besitzt das Gefühl für die Tiefe des Raumes und findet die Schnittstelle mit der Präzision eines Solinger Messers. Zu den Laufstärksten gehört der Franzose jedoch ebenso wenig wie zur Gattung der Zweikampf-Liebhaber – die Abwehrarbeit müssen andere übernehmen, dort ist sein Schwachpunkt auszumachen.
Bischoff: Ein Mann mit eigenem Kopf
Bei wenigen Spielern liegen Genialität und Wahnsinn so nah beisammen wie bei Bischoff, der über einen ganz eigenen Kopf verfügt und dies auch einen Trainer durchaus spüren lassen kann. Ex-Preußen-Trainer Horst Steffen musste sich etwa mit "mentalen Problemen“ auseinandersetzen, die Bischoff nach seiner Kapitäns-Abwahl durch Steffen bei sich selbst feststellte und daraufhin darum bat, ausgerechnet beim Gastspiel in Rostock gar nicht erst für den Kader nominiert zu werden. Klar wurde aber auch: Ohne ihn spielte Preußen Münster in einer allgemein schwachen Phase meist nicht besser als mit ihm. Schlussendlich überlebte Bischoff – der schon Anfang 2015 seinen Vertrag bis 2018 verlängert hatte – aber auch Horst Steffen, wurde schlussendlich aber unter dem erfahrenen Benno Möhlmann aussortiert. Was bleibt, ist eine teure Abfindung aus Münsteraner Sicht, während sich Bischoff in den kommenden Monaten über ein wohl üppiges Gehalt freuen darf. Bringt er seine Qualitäten voll und ganz auf den Platz, kann er Hansa Rostock ein großes Stück vorantreiben. Dafür aber muss der Franzose sich wohlfühlen. Und diese Bedingungen herzustellen, ist nicht immer eine leichte Aufgabe.