Viktoria-Kapitän Wunderlich spricht über seinen Burnout

Mike Wunderlich ist das Gesicht von Aufsteiger Viktoria Köln, über 100 Tore schoss der 33-Jährige in seiner Regionalliga-Karriere. Bei den spielerischen Anlagen des gebürtigen Kölners wäre auch eine höherklassige Karriere möglich gewesen, doch Wunderlich erlitt ein Burnout-Syndrom. Erstmals sprach der Profi nun darüber.

"Da prasseln viele Dinge auf dich ein"

Bevor Mike Wunderlich im Sommer 2010 von Rot-Weiss Essen zum FSV Frankfurt in die 2. Bundesliga wechselte, kämpften die Hessen zwei Jahre lang zuvor gnadenlos gegen den Abstieg – mit Erfolg. Mit dem neuen Spielmacher ging es für die Frankfurter erstmals in andere Tabellenregionen, am 13. Spieltag erreichte der FSV den Rang fünf in der Tabelle. Wunderlich selbst trug mit fünf Toren und fünf Assists dazu bei, setzte sich aber gleichzeitig enormen Druck aus – ein Jahr später folgte die Diagnose: Burnout-Syndrom. In der Sporttotal-Dokumentation "Viktoria" sprach Wunderlich, der seit dieser Saison mit dem FC Viktoria Köln in die 3. Liga aufstieg, über seine Probleme.

"Ich bin selbst mein größter Kritiker, das war immer eine Schwäche von mir. Auch nach sehr guten Spielen war ich unzufrieden. Das hat mich in dieser Zeit auch kaputt gemacht", gesteht der 33-Jährige ein, der sich auf der großen Bühne in der 2. Bundesliga überfordert fühlte. "Ich war das erste Mal ein Stück weit von zuhause weg. Da prasseln viele Dinge auf dich ein, die du null komma null erwartet hast. Danach ging ein Negativstrudel los", erklärt Wunderlich nun in der Dokumentation, dass sein Talent für ihn nicht nur ein Segen war – vom "Kicker" wurde der damals 24-Jährige zum besten Spieler auf seiner Position in der Hinrunde gewählt.

Dank an seinen Vater

Im Januar 2011 ließ sich Wunderlich beraten, Ärzte rieten ihm zu einer Fußball-Pause und der Rückkehr ins gewohnte Umfeld. "Es gab auch Anfragen, in Köln weiter Profifußball zu spielen, aber ich konnte es einfach nicht mehr", äußert sich Wunderlich heute offen über die schwierige Zeit, in der er sich befand. Der gebürtige Kölner kehrte dennoch zurück in seine Heimatstadt, schloss sich dem damals fünftklassigen FC Viktoria an. Vater Franz Wunderlich war damals als Sportlicher Leiter tätig, heute ist er zum Sport-Vorstand aufgerückt.

"Ich konnte nicht mehr zu den Spielen oder zum Training. Ich konnte mich nicht mehr motivieren und wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben. Ich habe meine Familie vernachlässigt und mich selbst kaputtgemacht", ließ Wunderlich tief in seine Krise einblicken. Der Offensivspieler vergisst aber auch nicht, wem er in der schwersten Stunde zu danken hatte: "Mir war die zweite Liga egal, mir war die erste Liga egal. Ich wollte hier meinen Weg gehen, weil ich ein dankbarer Mensch bin und ich in der schwierigsten Phase meines Lebens gemerkt habe, wer wirklich zu mir steht. Das waren mein Vater und Herr Wernze."

Inzwischen lief Wunderlich in 244 Pflichtspielen für den FC Viktoria auf, 113 Tore gelangen ihm dabei. Ein weiterer Auftritt wird am Sonntag (13 Uhr) folgen, wenn die Kölner ihr umgebautes Stadion gegen den Chemnitzer FC einweihen.

   

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