VfL Osnabrück: Nichts, was noch Hoffnung macht

Der VfL Osnabrück hat großes Glück. Mit 35 Punkten ist er nach 31 Spieltagen quasi gerettet. Und doch ist der Verein sportlich am Boden. Das hat die Niederlage im Landespokal aufs Neue gezeigt. Als Konsequenz wird ein noch größerer Sparkurs erforderlich. Zu was das führen kann? Dafür müssen die Lila-Weißen nur auf die aktuellen Abstiegsplätze schauen. Ein Kommentar.

Erst leichtsinnig, dann unter Druck versagt

Am späten Dienstagabend schauten die Fans des VfL Osnabrück wieder einmal desillusioniert drein. War das gerade wirklich geschehen? Hatten ihre Lila-Weißen das Halbfinale im Landespokal beim SV Drochtersen/Assel, einem Dorfverein vom platten Land an der Unterelbe, im Elfmeterschießen vergeigt? Und damit Pokal-Mehreinnahmen von mindestens 200.000 Euro, je nach Spielglück auch deutlich mehr, mal eben sausen lassen? Schwer zu erklären, wie die Niedersachsen das geschafft hatten.

Ein behäbiger Start, eine akzeptable zweite Hälfte – unter dem Strich aber in 90 Minuten kein Torerfolg gegen einen mittelmäßigen Viertligisten. Die Krönung: das Elfmeterschießen, in dem der fünfte Schütze Ahmet Arslan in beispielhaft arroganter Manier antrat. Er hätte den VfL in den DFB-Pokal schießen können, entschied sich für einen lockeren Lupfer und versagte. Hatte er den Ernst der Lage nicht begriffen? Fünf Minuten später fiel Steffen Tigges auf die Knie, er hatte den finalen Strafstoß in großer Drucksituation verschossen. Osnabrück war raus. Kein DFB-Pokal im August 2018.

Zum Glück sind drei Mannschaften schlechter

35 Punkte nach 31 Spielen. Viel ist das nicht, gerade für den VfL Osnabrück mit seinen Ambitionen. Er gehört seit längerer Zeit nicht mehr zu den Anwärtern auf den Aufstieg, hielt sich aber zumindest als Verfolger oder Geheimfavorit im Geschäft. Das zog die treuen Zuschauer weiter an die Bremer Brücke, aber der Besucherschnitt sinkt. Verständlich. Zwar kann Lila-Weiß Tore schießen, lieber aber streut das Team der Saison 2017/18 fatale Defensivböcke ein. Die Abwehr ist das Sorgenkind, aber auch die Mentalität der Mannschaft ist kaum mehr durchschaubar. Sie kann sich in einen Rausch spielen, aber auch totale Grütze anbieten.

Sie hat zweimal gegen Preußen Münster verloren, hat nicht einmal gegen Aufsteiger Meppen gewinnen können. Sie hat gegen Rot-Weiß Erfurt, das sonst kaum ein Scheunentor trifft, kürzlich vier Tore kassiert. In einer Tabellenkonstellation, wie sie die 2. Bundesliga aktuell anbietet, könnte Osnabrück mit seiner Gesamtbilanz absteigen. Der VfL hat großes Glück, dass eine Etage tiefer gleich drei Mannschaften offenbar deutlich schlechter sind.

Fragezeichen auch auf der Trainerposition

Die vielen Fragezeichen im sportlichen Bereich machen vor dem Cheftrainer nicht Halt. Daniel Thioune, der im Spätherbst 2017 Joe Enochs ablöste, weckte zunächst Hoffnungen, wird aber wohl alle Saisonziele verfehlen. Stabilisiert hat er seine Elf nur auf niedrigem Niveau, die Entwicklung zeigt in die falsche Richtung. Auch Sportchef Benjamin Schmedes, als ehemaliger HSV-Chefscout offenbar vom Regen in die Traufe gewechselt, muss sich Gedanken machen. Seine Transferbilanz ist okay, als Gesamtpaket aber überzeugt der Kader nicht.

Zur kommenden Saison wird der Sparkurs – auch dank des Ausscheidens im Landespokal – fortgesetzt werden müssen. So erging es bereits Klubs wie Erfurt oder Chemnitz, die sich aller Voraussicht nach noch in diesem Jahr in der Regionalliga wiedersehen werden. Ein Szenario, dass auch für den VfL Osnabrück wahrscheinlicher geworden ist. Nahezu jeder Transfer muss im Sommer sitzen.

Kaum Empfehlungen für Vertragsverlängerungen 

Es gibt wenige Lichtblicke am lila-weißen Horizont. So macht die U19 einen passablen Job in der Junioren-Bundesliga, überhaupt wurden einige Talente in den Drittliga-Kader integriert. Bei den Profis überwiegen die Sorgen, dort fehlt das Konzept, fehlen Führungsspieler mit Konstanz. Wie gut, dass der VfL für die anstehende Spielzeit erst zehn gültige Kontrakte abgeschlossen hat. Ein Spieler wie Arslan kann sich allein mit seinem leichtsinnigen Elfmeter-Fehlschuss für weitere Verhandlungen diskreditiert haben. Doch auch Platzhirsche wie Marcel Appiah oder Vizekapitän Christian Groß haben keine Garantien für eine Verlängerung. Ein Rundumschlag an der Illoshöhe ist möglich.

Die Schmach aus dem Halbfinale des Landespokals hat angedeutet, dass diese Erneuerung erfolgen muss, um dem weiteren Abwärtstrend rechtzeitig vorzubeugen – und den flüchtenden Anhängern wenigstens etwas Hoffnung zu schenken, den jahrelangen Abwärtstrend noch rechtzeitig umbiegen zu können.

   
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