VfL Osnabrück in Not – Ausgliederung ist die Devise

Dass der VfL Osnabrück seit Jahren an – oder meist sogar unter – der Grenze wirtschaftet, ist seit langem bekannt. Als 2011 die Steuerfahndung vor der Tür stand, hatte der VfL nicht nur sportlich – im selben Jahr musste wieder einmal ein Abstieg aus der 2. Bundesliga eingesteckt werden – sondern auch wirtschaftlich einen Tiefpunkt erreicht. Spätestens aber seit dem Lizenzierungsverfahren vor der laufenden Drittligasaison 2012/13 ist klar: Ohne Hilfe wird es den VfL Osnabrück im Profifußball nicht mehr lange geben. So wurden in den letzten Monaten einige Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, um den VfL zu retten. Wie es aussieht, ist aber nur eine Lösung zielführend: Die Ausgliederung.

Osnabrück schreibt Minus von 926.000 Euro

Am heutigen Sonntag fand der erste von insgesamt zwei Teilen der Jahreshauptversammlung des VfL Osnabrück statt. 491 stimmberechtigte Vereinsmitglieder fanden den Weg in die OsnabrückHalle, um sich über die Präsidiumsberichte und den Jahresabschluss zu informieren – und nicht zuletzt waren sie auch da, um über die Entlastung des Präsidiums und die Genehmigung des neuen Haushaltsplanes abzustimmen. Der Jahresbericht ist für alle Lila-Weißen niederschmetternd, der VfL schreibt aus der vergangenen Saison 2011/12 ein Minus von 926.000 Euro. Der Verlust setzt sich hauptsächlich aus weniger Zuschauereinnahmen, Sponsorengeldern und Merchandising-Einnahmen zusammen, sowie aus höheren Personalkosten als zuvor geplant. Wieder einmal hat der VfL also mehr ausgegeben als er durfte – und damit steigt auch der Schuldenberg, der inzwischen wohl schon bei insgesamt neun Millionen Euro liegt, wie der NDR berichtet. Ein ausführlicher Bericht zur heutigen Jahreshauptversammlung ist hier zu finden.

Stadt soll helfen: Forderung nach Professionalisierung

Um den VfL Osnabrück vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren und ihn langfristig überlebensfähig zu machen, ist die Stadt Osnabrück gefragt. Die Stadt hatte bereits im Sommer eingegriffen, um die Drittliga-Lizenz für die Lila-Weißen zu sichern. Gleichzeitig wurde ein in Fachkreisen sogenanntes "Sale&lease-back-Modell" vorgestellt, über dessen Inkrafttreten der Stadtrat am 11. Dezember, also zwei Tage nach der zweiten Mitgliederversammlung am 9. Dezember, entscheidet. Das Modell sieht vor, dass die Stadt dem VfL Osnabrück einige Immobilien wie die Geschäftsstelle und Teile des Stadions abkauft und direkt wieder an den Fußballklub vermietet. Dem VfL würde das sofort bis zu 7,6 Millionen Euro einspielen – und damit wäre er wohl gerettet. Der Rat der Stadt Osnabrück stellt jedoch Bedingungen, um diesem Modell zuzustimmen. Die Forderung nach einer Professionalisierung der Vereinsstruktur ist seit langem bekannt – und die Lösung dafür ist nach Ansicht des Präsidiums eine Ausgliederung, die der Stadtrat inzwischen wohl sogar schon zur Grundbedingung gemacht hat, um dem "Sale&lease-back-Modell" zuzustimmen. Die Ausgliederung sieht vor, dass die Profifußballabteilung des VfL Osnabrück e.V. in eine eigene Rechtsform ausgegliedert wird, in eine sogenannte GmbH KGaA. In dieser Rechtsform würde der Aufsichtsrat gegenüber dem Wirtschaftsrat gestärkt und ein hauptamtlicher Hauptgeschäftsführer eingestellt werden, der das ehrenamtlich tätige Präsidium des Vereins entlasten könnte. Und nicht zuletzt würde in einer GmbH KGaA auch noch zusätzliches Kapital durch externe Geldgeber generiert werden, was neben der Finanzierungshilfe der Stadt durch das "Sale&lease-back-Modell" den VfL Osnabrück zusätzlich finanziell stärken würde.

Opposition: "Es geht auch anders"

Eine Ausgliederung der Profifußballabteilung in eine eigene Rechtsform ist nach Ansicht der Mitgliederinitiative "Nur für diesen Verein" (NfdV) und den Ultras aber nicht die einzige Möglichkeit, professionelle Strukturen zu schaffen. So könne man auch innerhalb der derzeitigen Vereinssatzung eine Professionalisierung erreichen, wie Ludger Rolfsen, Diplom-Volkswirt und Gesicht von NfdV, gegenüber dem NDR sagte. Mit der aktuellen Argumentation konnte der Großteil des Stadtrates jedoch noch nicht überzeugt werden, weshalb die Stadt dem Verein wohl nur dann zur Seite springen würde, wenn es wirklich zur Ausgliederung kommt. Dass die Oppositionsgruppierung vielleicht aber doch gar nicht so groß ist, wie von vielen erwartet, wurde bei der heutigen Mitgliederversammlung deutlich. Zwar stand heute noch nicht die Ausgliederung auf dem Plan, dafür aber die Entlastung des Präsidiums. Diese sieht vor, dass die Präsidiumsmitglieder durch eventuelle wirtschaftliche Schäden, die durch das abgelaufene Geschäftsjahr herbeigeführt werden könnten, nicht persönlich haftbar gemacht werden können. Ein Votum gegen diese Entlastung wäre der Ausdruck eines großen Misstrauens innerhalb der Vereinsmitglieder gegenüber den handelnden Personen gewesen. Der Entlastung wurde aber mit einer breiten Mehrheit zugestimmt: 116 Enthaltungen, darunter die Stimmen der NfdV-Mitglieder und den Ultras, und elf Nein-Stimmen standen am Ende 343 Ja-Stimmen gegenüber. Die Hoffnung des Präsidiums, dass am 9. Dezember eine 3/4-Mehrheit für die Ausgliederung mobilisiert werden kann, dürfte also weiter gestiegen sein.

Entscheidung über Zukunft am 9. Dezember

Es hängt also alles von der Abstimmung über die Ausgliederung ab, die am 9. Dezember 2012 stattfinden wird. Zwei Tage später, am 11. Dezember, entscheidet dann schließlich der Rat der Stadt Osnabrück über das Inkrafttreten des "Sale&lease-back Modells". Die Entscheidung hängt extrem von der Entscheidung über die Ausgliederung ab. Ohne Ausgliederung gibt es wohl auch keine Hilfe der Stadt, und ohne Hilfe der Stadt würde der VfL Osnabrück über kurz oder lang nicht mehr überlebensfähig sein. Am 9. Dezember steht also eine richtungsweisende Entscheidung an, wie es mit dem VfL in Zukunft weiter geht – eine schwierige Situation für alle stimmberechtigten Mitglieder, die auf jeden Fall am 9. Dezember bei der zweiten Jahreshauptversammlung dabei sein sollten. Der VfL benötigt eine 3/4-Mehrheit, damit die Profifußballabteilung ausgegliedert werden kann.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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