VfL nach Mitgliederversammlung: Mit "e.V." = ohne Lehker?
Am gestrigen Montagabend fand um 18.30 Uhr die durch die Fan-Opposition "Nur für diesen Verein" (NfdV) durchgesetzte außerordentliche Mitgliederversammlung des VfL Osnabrück in einer Wallenhorster Gymnastikhalle nahe Osnabrück statt. Unter zwei Tagesordnungspunkten mit insgesamt 14 Anträgen dauerte die von rund 200 Mitgliedern und Fans besuchte außerordentliche Mitgliederversammlung knapp dreieinhalb Stunden. Auch nach dieser Versammlung bleibt eine Ausgliederung fraglich – und Präsident Lehker scheint keinen "e.V." mehr führen zu wollen.
Ausgliederung bleibt weiter fraglich
Der VfL stand nach der abgelaufenen Drittliga-Saison 2011/2012 mächtig unter Druck. Die Lizenz für die kommende Spielzeit konnte nur durch die Unterstützung der Stadt gesichert werden, auch um die mittel- bis langfristige finanzielle Zukunft des VfL Osnabrück hat die Stadt ein Konzept ausgearbeitet, dem aber noch nicht zugestimmt wurde. Damit die Ratsmitglieder der Stadt auch dem zweiten Stufenplan zur Rettung der Lila-Weißen zustimmen, erwarten diese eine professionelle Struktur im Verein. Und da ist bereits das Problem: "Verein". Derzeit besteht die Profi-Fußballabteilung des VfL noch in der Rechtsform des "eingetragenen Vereines" (e.V.), die Vereinsführung strebt aber die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in eine eigene Rechtsform ein, beispielsweise in die einer Kapitalgesellschaft (KG). Die Führung erhofft sich so, den Klub so professionalisieren zu können. Um eine Ausgliederung aber durchzusetzen, benötigt die Vereinsführung bei der Mitgliederversammlung, die im kommenden November stattfinden soll, dreiviertel aller Mitgliederstimmen. Und was auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung gestern zu hören war, war größtenteils Misstrauen gegenüber dem Plan zur Ausgliederung. Die Fans und Mitglieder befürchten, an Mitspracherecht zu verlieren. Der derzeitige Vereins-Präsident Gert Lehker kündigte an, dass er im Herbst nicht für eine erneute Kandidatur für sein Amt zur Verfügung stehen würde, sollte der VfL weiterhin als "e.V." bestehen.
"Kontrollierte Offensive": Etat von 3,4 Millionen Euro
In den vergangenen Monaten hatte die Beraterfirma "mlsolutions" den VfL Osnabrück näher unter die Lupe genommen. Das ernüchternde Fazit für die Lila-Weißen: "Der VfL ist nicht im Profifußball 2012 angekommen." Damit sich die Situation verbessert, muss sportlicher Erfolg her. Für die Vereinsführung heißt das: Runter von der Sparbremse, rein in die "kontrollierte Offensive", wie Gert Lehker den Weg für die kommende Saison beschrieb. Der Etat für die Profi-Mannschaft und den Mitarbeitern soll bei 3,4 Millionen Euro liegen. Die Opposition macht unterdessen weiterhin Druck. So wurde unter anderem durchgesetzt, dass neben der Ausgliederung bis zur Mitgliederversammlung im November ein weiteres Konzept zur Professionalisierung der Vereinsstrukturen ausgearbeitet werden muss. Auch die bekannte Oppositions-Gruppierung NfdV hat einige Anträge gestellt – sie stehen einer Ausgliederung skeptisch gegenüber und haben bereits Einfluss auf weitere Mitglieder nehmen können. Ob es am Ende eine Ausgliederung geben wird, bleibt fraglich und entscheidet sich erst im November. Klar scheint aber, dass es mit "e.V." keinen Gert Lehker mehr geben wird.
FOTO: Flohre Fotografie