VfL im Check: Ist der Kader schon reif für die 2. Bundesliga?
Dank des frühzeitigen Aufstiegs kann der VfL Osnabrück schon Wochen vor so manch aktuellem Zweitligisten die Planungen für die kommende Spielzeit in der 2. Bundesliga konkretisieren. Als Aufsteiger werden die Lila-Weißen zunächst von der Euphorie leben, werden sich aber dennoch verstärken müssen. liga3-online.de analysiert, auf welchen Positionen der VfL gut besetzt ist und wo für die neue Spielklasse Verstärkungen hermüssen.
Torhüter
Die Entwicklung von Nils Körber ist fraglos beeindruckend: Vom Ersatztorhüter (ausgerechnet) beim Rivalen Preußen Münster zum Torhüter der Saison – in Cottbus unterlief dem jungen Schlussmann einer von ganz wenigen echten Fehlern in mittlerweile 34 Saisonspielen. Die Frage ist: Kann Körber, der von Hertha BSC ausgeliehen ist, gehalten werden? Die Chancen stehen gut, denn noch hat Oldie Rune Jarstein im Tor der Berliner einen gültigen Vertrag, Hertha dürfte Körber in die 2. Bundesliga verleihen und ihn so perspektivisch als Jarstein-Nachfolger aufbauen. Mit dem Aufstieg hat Lila-Weiß beste Argumente geliefert, weiterhin erster Abnehmer für eine Körber-Leihe zu sein. In der Hinterhand hat Osnabrück Philipp Kühn, einen soliden Keeper, der sich ohne Murren in die zweite Reihe stellt. Die Verlängerung seines Vertrags soll zeitnah erfolgen.
Verteidigung
Eine spannende Situation. Nur 24 Gegentore bedeuten einen Bestwert mit Abstand, doch die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben einen gravierenden Unterschied zwischen den Angriffsqualitäten von Dritt- und Zweitligisten aufgezeigt. Denn während Aufsteiger wie Magdeburg und Duisburg, deren Defensivarbeit Kern des Erfolgs war, nun wieder in herben Problemen stecken, haben sich Hurra-Fußball-Truppen wie Kiel, Paderborn und Regensburg etabliert. Heißt: Neben dem Stamm-Duo Maurice Trapp und Adam Susac, ein feiner Fuß und ein Abräumer, sollte ein Innenverteidiger mit Qualität am Ball kommen. Auf den Außenbahnen haben Bashkim Ajdini und Felix Agu viel Potenzial, doch spätestens der Schien- und Wadenbeinbruch von Konstantin Engel zwingt den Klub zum Handeln, zumal völlig offen ist, ob der chronisch verletzte Alexander Dercho jemals zurückkehrt.
Zentrales Mittelfeld
Überragend, wie Ulrich Taffertshofer und David Blacha als Duo im Zentrum die Strippen zogen – zwei absolute Kracher-Transfers, die sich bei der Verpflichtung im Sommer des Vorjahres so nicht abgezeichnet hatten. Weiter vorne dürfte Anas Ouahim auch in der zweiten Liga eine wichtige Rolle zukommen, in der Breite aber mangelt es aktuell an Qualität. Gehandelt wird Sven Köhler vom SV Lippstadt, ein 22-jähriger defensiver Mittelfeldspieler, der in der Regionalliga bislang stolze zehn Vorlagen erzielte. Hier aber würde womöglich ein weiterer "Unterschiedsspieler" gut tun. Jemand, der Zweitliga-Erfahrung hat oder in der 3. Liga in diesem Jahr zu überzeugen wusste.
Außenbahnen
Routinier Marc Heider (bald 33 Jahre) und der junge und temporeiche, aber noch etwas abschlussschwache Etienne Amenyido scheinen vor der Transferperiode die besten Chancen auf Stammplätze zu besitzen, auch Anas Ouahim kann auf beide Flügel ausweichen. Manuel Farrona-Pulido schaffte es nie, sich nachhaltig in die Startformation zu spielen – ein Mann für die Flügelpositionen muss also her, auch weil Steffen Tigges in die Regionalliga wechselt. Winterverpflichtung Alexander Riemann spielte bislang kaum und fehlt nun seit zwei Monaten wegen einer Knieverletzung – es wird keine leichte Aufgabe, den Anschluss zurückzugewinnen.
Sturm
Auch hier fehlt auf den ersten Blick die Stärke in der Breite. Marcos Alvarez als unangenehmer Wühler im Bereich der hängenden Spitze ergänzt sich sehr gut mit Stoßstürmer Benjamin Girth – der Leihvertrag des Kielers hat sich durch den Aufstieg um ein Jahr verlängert. Er dürfte auch die Rolle des Knipsers einnehmen, der den Niedersachsen bis zum Winter noch gefehlt hatte. Doch fällt einer der beiden aus, und gerade Alvarez hat eine lange Verletzungsgeschichte hinter sich, mangelt es noch an Reserve, oder umgekehrt an Konkurrenzkampf im fitten Zustand. Hier täte ein Königstransfer gut, und würde den VfL für die neue Saison deutlich schwerer ausrechenbar machen.