Unter der Lupe! 5 Fragen an den 19. Spieltag

Mit der 19. Runde wird die Hinrunde der diesjährigen Drittliga-Saison bereits beendet. Doch welche Aufschlüsse wird uns diese erste Hälfte der Spielzeit geben? Eins steht fest: Erneut ist die Liga mit Spannung gesättigt, wieder kann der Letzte den Ersten schlagen oder zumindest an den Rand einer Niederlage führen. Überraschend ist das Absetzen von Dynamo Dresden, während sich der Rest der Tabelle zwischen dem zweiten und dem 20. Platz fröhlich aneinanderschmiegt. Endgültige Aussagen gibt es nur wenige – Dynamo wird wohl nicht absteigen, soviel steht fest, und Hansa Rostock muss die Devise, oben mitzuspielen, wohl auch für ein weiteres Jahr ad acta legen. Widmen wir uns doch einfach fünf Fragen an diesen Spieltag, der (wieder einmal) mit vielen Spitzenspielen gefüllt ist.

Besteht die SG Sonnenhof Großaspach vor ausverkauftem Haus?

Ein Novum, das seinesgleichen sucht, spielt sich am Freitagabend im beschaulichen Großaspach ab: Die heimische SG Sonnenhof, die sonst regelmäßig vor 1000, vielleicht 2000 Zuschauern spielt – sie darf plötzlich vor ausverkauftem Haus antreten. Deutlich über 9.000 Zuschauer, ein paar Plätze müssen aus Sicherheitsgründen frei bleiben, werden im Fautenhau anwesend sein, wenn der Überraschungszweite den unangefochtenen Ersten empfängt. Mehr Spitzenspiel geht nicht! Allein 4.000 Anhänger aus Dresden werden erwartet. Ein Risikospiel? Auf keinen Fall, denn die wohl jüngste Freundschaft im deutschen Profifußball geht in eine neue Runde. Die SGD und die SGS, sie empfangen sich mit offenen Armen – auch wenn es sportlich natürlich um vieles geht.

So können die Gastgeber um Trainer Rüdiger Rehm ihre überragende Hinrunde ebenso krönen wie die SG Dynamo, die zuletzt gleich drei Spiele in Folge mit einem Unentschieden abschloss und den Siegeshunger der Fans allmählich wachsen lässt. Eine besondere Partie ist die Spielpaarung sicherlich für Timo Röttger, der zwischen 2008 und 2011 drei Jahre lang in Dresden vorspielte und nun im Schwabenland kickt. Trotz aller sportlicher Brisanz steht jedoch ein friedliches Fußballfest im Vordergrund – schließlich haben beide Teams den Abschluss einer hervorragenden Hinserie zu feiern.

Kann Pavel Dotchev eine erfolgreiche Rückkehr ins Preußenstadion feiern?

Warum ein Spitzenspiel, wenn man auch derer zwei haben kann? Auf den Freitagabend-Knüller in Baden-Württemberg wartet der nächste Kick, dieses Mal zwischen zwei Verfolgern der Spitze. Die Vorzeichen sind freilich anders: An die 10.000 Zuschauer werden wohl nicht an die Hammer Straße pilgern – diese Anzahl an Tickets kann nämlich (einen unvorhergesehenen Ansturm der Gästefans aus dem Erzgebirge ausgenommen) noch nicht einmal in der Theorie abgesetzt werden, die letztmalige Sperrung der Münsteraner Fankurve lässt die Kapazität deutlich schrumpfen.

Nein, groß ist die Vorfreude in Münster auf die Heimspiele derzeit nicht, die Euphorie ist trotz des Tabellenplatzes noch nicht entfacht worden. Ganz anders sah das noch vor drei Jahren aus, als Pavel Dotchev Schwarz-Weiß-Grün an die Spitze der Liga führte. Dotchev? Pavel? Ganz genau, am Samstag steht eine Rückkehr an. Der 50-Jährige reist mit Rückenwind und einem 2:0-Heimsieg an die alte Wirkungsstätte und bekannte: "Wir fahren nach Münster, um dort zu gewinnen!“

Wer beendet seinen Auswärtsfluch?

Drei Vereine stehen kurz davor, in der kompletten Hinrunde nicht ein einziges Auswärtsspiel gewonnen zu haben. Genau genommen sind es eigentlich zwei Vereine, denn mit Rot-Weiß Erfurt bestreitet eine Mannschaft am kommenden Wochenende ein Heimspiel und muss sich mit diesem schwachen Wert daher schon jetzt anfreunden. Übrig bleiben der 1. FC Magdeburg sowie der SV Wehen Wiesbaden, die mit fünf respektive vier Remis und den angesprochenen null Siegen ihre Anhänger auf fremdem Platz meist enttäuschten. Doch nun bietet sich eine Gelegenheit! Der SVWW reist zum Vorletzten, dem VfB Stuttgart II. Das klingt ebenso nach einem machbaren Gegner wie die Würzburger Kickers, zu denen der 1. FC Magdeburg reist. Diese belegen nämlich ebenfalls den vorletzten Rang, und zwar in der Heimtabelle. Lösbare Aufgaben einerseits – doch andererseits muss sich im Falle einer Niederlage gefragt werden: Wo wollen diese beiden Vereine sonst gewinnen?

Kann Energie Cottbus den Schwung mit in ein schweres Auswärtsspiel nehmen?

Der wohl beste Auftritt seit langer Zeit, vielleicht sogar der gesamten bisherigen Saison, mündete in einem hochverdienten 2:1 (1:0)-Erfolg des FC Energie Cottbus über RW Erfurt. Die Wende zum Guten? In der Lausitz haben sich den Saisonverlauf viele anders vorgestellt, die Hinrunde wird in jedem Fall in der unteren Tabellenhälfte abgeschlossen. Einzig ein weiterer Sieg würde helfen, den Blick nach Monaten zumindest kurzzeitig nicht mehr nach ganz unten richten zu müssen. Doch die Brandenburger müssen auswärts ran – es geht zum FSV Mainz 05 II. Eine schwer zu bespielende Einheit, die stets unbekümmert aufspielt und im Bruchwegstadion noch keine Niederlage einstecken musste. Aber: Solche Serien bricht die Elf von Vasile Miriuta bekanntermaßen besonders gern.

Wer beendet die Hinrunde auf dem zweiten Aufstiegsrang?

Vorneweg zugegeben: Große Bedeutung besitzt der vorübergehende Sprung auf den Aufstiegsrang sicherlich nicht, ein gutes Gefühl dürfte er dennoch verleihen. Drei Mannschaften dürfen sich realistische Hoffnungen auf Platz zwei machen: Die SG Sonnenhof Großaspach, der SC Preußen Münster und der VfL Osnabrück. Für Großaspach ist die Devise klipp und klar – ein Sieg über Dynamo festigt den zweiten Rang, es sei denn, die Adlerträger schießen Erzgebirge Aue aus dem eigenen Stadion. Der VfL Osnabrück lauert auf Patzer der beiden Kontrahenten und würde mit einem Sieg im verhältnismäßig dankbaren Auswärtsspiel bei Fortuna Köln an Großaspach und Münster vorbeiziehen, sofern von diesen keiner sein Heimspiel gewinnen kann. Die Niedersachsen stellen weiterhin das Team der Stunde dar und punkten in diesen Wochen besonders durch eine gnadenlose Effizienz: Gut möglich, dass sich Joe Enochs und Co. zum Nikolausfest endgültig für den brillanten Herbst belohnen.