Großaspach gegen Dresden: Ein Spitzenspiel unter Freunden
Sonnenhof Großaspach gegen Dynamo Dresden: Diese Begegnung ist am Freitagabend (19 Uhr, live auf swr.de) nicht nur das Topspiel des 19. Spieltages, sondern auch eine Partie unter Freunden. Und das, obwohl sich die Wege beider Vereine erst zwei Mal kreuzten. Auf der einen Seite der Dorfklub aus der Provinz, auf der anderen Seite der achtmalige DDR-Meister und frühere Erst- und Zweitligist. Wie entstand die auf den ersten Blick ungewöhnliche Freundschaft? liga3-online.de blickt zurück.
In Großaspach geht man die Dinge ruhig an
Alles begann mit dem ersten Aufeinandertreffen im September 2014. Über 7.000 Zuschauer wollten die Partie zwischen dem Drittliga-Neuling und dem Zweitliga-Absteiger live im Stadion sehen. Zunächst war unklar, wie die SG mit solchen – für ihre Verhältnisse – Zuschauermassen umgehen würden. Vor allem die Tatsache, dass sich bereits im Vorfeld einige tausend SGD-Anhänger angekündigt hatten, war für den Verein aus dem 8.000-Einwohner-Dorf Neuland. Während viele Klubs sicherlich die größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätten, blieb man in Großaspach ruhig und lud Dresden zu einem Fußballfest ein. "Aspach freut sich auf die Dynamo-Fans", hieß es dazu auf der Vereinshomepage. Trainer Rüdiger Rehm, der früher für Aue spielte, schwärmte zudem in höchsten Tönen von der SGD: "Dynamo ist das Aushängeschild des Ostens. Dynamo gehört in die Bundesliga, eigentlich schade, dass sie jetzt gegen uns spielen müssen. Die Fans werden mir zu sehr auf die Gewaltschiene reduziert." Großaspach reduzierte sie nicht darauf, sondern empfing die Dresdner am Spieltag mit offenen Armen, Polizei und Sicherheitsleute hielten sich weitestgehend im Hintergrund. Ein ungewohntes Bild für die Dynamo-Fans, müssen sie doch bei Auswärtsspielen sonst häufig unter strengen Repressalien leiden. Nicht so in Großaspach.
Fanlager schauen Spiel Schulter an Schulter
Beim Rückspiel im vergangenen März revanchierten sich die Dynamo-Fans für den freundlichen Empfang mit mehreren Aktionen: Vor der Partie organisierten sie eine Stadtführung, im Stadion verfolgten beide Fanlager die Partie vor über 28.000 Zuschauern Schulter an Schulter. Der eigentliche Gästeblock wurde für die Dresdner freigegeben, alle Pufferblöcke fielen weg. “Ein großartiger Zug der Hausherren", freute man sich bei der SG. Auch während der Partie waren beide Fangruppen überaus gut aufgelegt. Während die Dynamo-Fans eine Laola-Welle starteten, an der sich auch die rund 300 mitgereisten Großaspach-Fans beteiligten, zeigten letztere kurze Zeit später ein selbstironisches Spruchband: “Damit man uns auch mal hört – Könnt ihr bitte 2 Minuten ruhig sein?“ Eine Aktion, die bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte.
"Fantastischer und denkwürdiger Fußballnachmittag"
Der Verein aus der 8.000-Einwohner-Gemeinde, der noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt hatte, freute sich nach der Partie über einen “fantastischen und denkwürdigen Fußballnachmittag." Auf der Pressekonferenz hob Trainer Rüdiger Rehm die tolle Kulisse ausdrücklich hervor und sagte: “Danke an die Fans von Dynamo Dresden, das war ganz groß heute. Dickes Kompliment!” Selbst dass Dynamo die Partie mit 0:1 verlor, sorgte in Dresden nicht für schlechte Stimmung. Vielmehr freuten sich die Dynamo-Anhänger über ein besonderes Spiel. Auch in Großaspach erinnert man sich gerne an die gastfreundliche SG Dynamo zurück: "Gemeinsam mit unseren treuen Fans, auf die wir übrigens sehr stolz sind, habt ihr die beiden Aufeinandertreffen in der letztjährigen Saison zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Zuschauer gemacht. Euer Verhalten in Aspach und Euer grandioser Empfang in Dresden hat uns sehr beeindruckt. Wir werden dies nie vergessen."
Über 4.000 Dynamo-Anhänger am Freitag erwartet
Teil drei der außergewöhnlichen Freundschaft wird nun am Freitag zelebriert. Über 4.000 Dynamo-Fans haben sich angekündigt und sorgen damit für ein erstmals ausverkauftes Pflichtspiel in Großaspach. Einem tollen Spiel steht abermals nichts im Wege. In einem offenen Brief an die SGD-Anhänger heißt es: "Auch in diesem Jahr begegnen wir Euch ohne Misstrauen und freuen uns sehr auf Euer Kommen und eine Gänsehautatmosphäre in der mechatronik Arena."
In Zeiten, wo über immer härtere Strafen und einer Reduzierung der Gäste-Kontingenten diskutiert wird, gehen die SG Sonnenhof Großaspach und Dynamo Dresden neue Wege und zeigen, dass ein freundschaftliches Miteinander trotz des sportlichen Wettkampfs eben doch möglich ist. Ein Vorbild für andere Vereine!