Werbe-Offensive: Sunmaker dominiert auf Drittliga-Trikots

Wann auch immer in den vergangenen Wochen ein neuer Haupt- und/oder Trikotsponsor bei Drittligisten verkündet wurde, rückte stets ein Unternehmen in den Mittelpunkt: Wettanbieter "sunmaker", der in der kommenden Saison gleich sieben Drittligisten – Stand jetzt – in solchem Maße unterstützt, dass er sich das Recht für die Trikotbrust gesichert hat. Eine durchaus kritische Entwicklung.

Lukratives Angebot mit moralischen Fragen

Jüngst waren es der FSV Zwickau und Aufsteiger Waldhof Mannheim, die den Glücksspielanbieter aus Malta stolz als Haupt- und Trikotsponsor vermeldeten. "Die Gespräche verliefen jederzeit professionell und man hat von Anfang an die Bereitschaft für diese Partnerschaft gespürt", sagte etwa Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp vor einigen Tagen dazu. "Mit Sunmaker bekommen wir einen im Fußball erfahrenen Partner, der bei uns seine Bekanntheit weiter steigern kann." Und der Verein erhält Geld. Dem Vernehmen nach ist es ein guter sechsstelliger Betrag, den ein einzelner Drittligist "sunmaker" wert ist. Das erleichtert die Sponsorensuche gerade in strukturschwächeren Regionen ungemein.

Ob "sunmaker" in der 3. Liga seine Bekanntheit überhaupt noch steigern muss? Die aggressive Strategie jedenfalls dürfte sich ausgezahlt haben: Auch Preußen Münster, der 1. FC Magdeburg, der Hallesche FC, Hansa Rostock und Carl Zeiss Jena werden künftig mit dem Logo des Online-Casinos werben. Ein wichtiger Zweig: Fußballwetten, die einerseits hohe Suchtgefahr, andererseits stets die latente Gefahr der Wettmanipulation mit sich bringen. Es ist deshalb noch kein verwerfliches, aber moralisch durchaus zu hinterfragendes Geschäftsmodell – freilich werden viele Drittligisten gleichwohl froh sein, überhaupt ein derart lukratives Sponsorenangebot zu erhalten. Doch was passiert, wenn Sunmaker unerwartet pleite gehen sollte? Dann hätte rund ein Drittel aller Drittliga-Klubs ein Problem.

Einfluss der Branche ist riesig

Nicht vergessen werden darf, dass der DFB in Eigenverantwortung schon vor zwei Jahren einen Vertrag mit dem sunmaker-Rivalen "Bwin" abgeschlossen hatte, der fortan die Trikotärmel aller 20 Drittligisten zierte. Auch der Fußballverband hat demzufolge offenbar keine Probleme mit Sportwettenanbietern. Fast verdrängt ist der Wettskandal von 2005, als sich mehrere Schiedsrichter im Auftrag von Wettbetrügern dazu verleiten ließen, Spiele zu verpfeifen. Aktuelle Fälle gibt es zwar keine, zumal alle Beteiligten sensibilisiert wurden, doch die immer engere Verflechtung des Profifußballs und der Wettbranche etwa über Trikot-, Banden- und TV-Werbung wird stets auch jene anziehen, die versuchen, mit verbotenen Mitteln Zugriff auf die immensen Summen zu erhalten, die in Sportwetten fließen.

Die Zahlen unterlegen den riesigen Einfluss der Casino-Branche auf den Sport: Laut einer Recherche des Sportbusinessmagazins "Sponsors" werben derzeit 28 (!) Glücksspielanbieter bei deutschen Sportereignissen, allein im Profifußball waren Anfang des Jahres bereits 54 Verträge abgeschlossen mit einem Volumen von rund 40 Millionen Euro. Im Haifischbecken tummeln sich dabei neben Lotto als Anbieter mit staatlichem Auftrag auch viele private Anbieter. Diese sitzen in Glücksspiel-Oasen wie Gibraltar und Malta, weil diese steuerrechtliche Vorteile, lasche Kontrollen und eigene Lizenzbehörden mit sich bringen. Alles in allem ist es ein schwer durchschaubares Geschäft, in dem viel Geld fließt und durch Zocker-Süchte Existenzen ruiniert werden können, wenngleich die Wettanbieter selbst vor den Risiken warnen. Vielleicht aber passt es zur Entwicklung des Profi(t)fußballs – woher das Geld stammt, ist eben manchmal zweitrangig.

   
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