Streit um Re-Start: DFB zieht die Zügel an

Auch wenn der Terminplan eng ist und die Anforderungen an die Klubs hoch sind: Der DFB will die Saison – vorbehaltlich der Zustimmung aus der Politik – unbedingt sportlich zu Ende bringen. Weil er dazu laut Statuten verpflichtet ist. Um dieses Ziel zu erreichen, zog der Verband die Zügel in den vergangenen Tagen merklich an.

Ton wird schärfer

Als der DFB am 16. März die Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 30. April beschloss, bestand unter den 20 Klubs noch Einigkeit. Doch was in den Tagen und Wochen danach passierte, stieß dem Verband sauer auf. Entgegen interner Absprachen, sich mit Äußerungen möglichst zurückhalten, sprachen sich die fünf bayrischen Drittligisten in einer gemeinsamen Erklärung für die Fortführung aus, während gleich acht Drittligisten den Abbruch forderten. Und auch ein kurzzeitiger Burgfrieden hielt nur wenige Tage, danach ging der Streit erst so richtig los. Die Risse und Differenzen zwischen den Klubs wurden immer größer, in den letzten Tagen ist der Streit innerhalb der Liga nach gegenseitigen Vorwürfen eskaliert.

Eine Entwicklung, die dem DFB überhaupt nicht gefällt. Entsprechend wurden die Äußerungen der Offiziellen von Tag zu Tag schärfer. Bat Vizepräsident Peter Frymuth Ende April lediglich darum, das "Gesamtwohl der Liga über Einzelinteressen" zu stellen, sprach er kurz danach bereits davon, dass der Streit der Klub "schädlich für die gesamte Liga" sei. Vor einer Woche kritisierte Frymuth die Abbruchs-Befürworter offen und stellte mit Blick auf das Hygienekonzept die Frage in den Raum, "ob es tatsächlich darum geht, etwas nicht umsetzen zu können oder eher darum, es nicht zu wollen."

Warnungen und Forderungen

Die nächste Stufe wurde am vergangenen Wochenende erreicht, als Vizepräsident Erwin Bugar durchblicken ließ, dass spielunwilligen Vereinen Konsequenzen in Form von Punktabzügen oder einer Spielwertung gegen den Klub drohen könnten. Außerdem wurde bekannt, dass der DFB im Notfall neutrale Spielstätten benennen will, sollte am ursprünglichen Standort aufgrund behördlicher Vorgaben nicht gespielt werden können. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach diesbezüglich von einem "unerträglichen Druck", den der DFB auf Vereine und Politik ausüben würde. Zudem stellte er die Behauptung in den Raum, der DFB habe mit Lizenzentzügen für Klubs gedroht, falls diese aufgrund behördlicher Vorgaben nicht spielen können. Den Vorwurf wies der DFB aber umgehend zurück.

Rau blieb der Ton trotzdem: Sowohl Frymuth als auch Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge warnten davor, dass Aufsteiger bei einem Abbruch der Saison nicht automatisch garantiert seien. Darüber hinaus warf Vizepräsident Rainer Koch den Abbruchs-Befürwortern ein "unwürdiges Schauspiel" vor, das "unerträglich" und "nicht länger hinzunehmen" sei. Zudem forderte er "endlich Antworten" und "konkreten Alternativen", wie es nach einem Abbruch weitergehen könnte. Diese gibt es mittlerweile.

Klubs sollen Kosten tragen

Und zu guter Letzt schalteten sich auch die Präsidenten der Regional- und Landesverbände in die Debatte ein und formulierten die Erwartung, "dass etwaige, mit einem selbst gewählten Abbruch der Saison verbundene Zahlungsverpflichtungen des DFB in Bezug auf Schadenersatz und Regress von den Vereinen der 3. Liga getragen würden". Eine Verschärfung des Tons ist unverkennbar, was Carl Zeiss Jena am Donnerstag als "äußert bedenklich" bezeichnete. Nicht ausgeschlossen aber, dass der DFB die Zügel in den kommenden Tagen noch weiter anziehen wird.

   

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